The Xcerts - Learning how to live and let go

UNFD / Membran
VÖ: 18.08.2023
Unsere Bewertung: 4/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Ausrutscher nach unten
Machen wir es kurz: The Xcerts, der liebenswürdige Alternative-Dreier aus dem schottischen Aberdeen, befindet sich seit jeher in der Identitätsfindungsphase. Schrammel-Emo, angegrungeter Düster-Pop, groß aufgezogener Stadion-Rock im Geiste der oftmaligen Tour-Kollegen Biffy Clyro – die Band hat alles schon mal irgendwie gemacht und das meistens sehr gut. Aber das Business ist knallhart, verlangt nach ständigem Wandel. Was also soll Album Nummer fünf darstellen? Das Brainstorming für "Learning how to live and let go" könnte in etwa so abgelaufen sein: Jungs, was geht denn gerade gut? Ach ja, Achtziger. Synthies. Und Pop-Punk! Schwierige Entscheidung. Was soll's, warum denn nicht alles zusammen? "Gimme like something like whatever cool", Hauptsache bunt und im Trend. Im Video zur Single springt Sänger und Gitarrist Murray Macleod als Kurt-Cobain-Cosplayer wie von der Tarantel gestochen durchs Wohnzimmer. Der Song dazu ist kaum einer.
Dass sie gern auch mal etwas schmierigeren Achtziger-Schlock adaptieren und das in ihrem Sound sehr wohl funktioniert, haben The Xcerts bereits mit Coverversionen wie der von Starships "We built this city" bewiesen. Doch während das ein geiler Song ist, trifft das auf "Lovesick" trotz nettem Falsett nicht zu. Das aberwitzig benannte "Lust in translation" und seine Geschichten von "tragic beauty" werden durch den Elektro-Beat nicht spannender, auch wenn der BPM-Regler zwischendurch abfällt. Und warum ist der Schlafzimmer-Kuschler "My friends forever" eher Lionel Richie statt Prince? Auf ihrem letzten Longplayer "Hold on to your heart" ging die Rechnung der Band auf, tendenziell platte Kompositionen in schmissigen Pop-Rock zu verwandeln. "Learning how to live and let go" stürzt mit seinen seltsamen Hyper-Pop-Anwandlungen dagegen ab. Zwar nicht in bodenlose Tiefen, aber verglichen mit dem Songwriting eines "Scatterbrain" viel, viel zu weit.
Man muss The Xcerts zugestehen, dass sie ein bisschen ums Eck denken und dann tatsächlich nicht allzu vorhersehbar bleiben. Wie in der Easy-Listening-Interlude "Inhale(her)" oder dem zwischen Fuzz-Akkorden, Akustikgitarre, Synthie-Streichern und Screams hin und her springenden "Jealousy". "Ache" mit Unterstützung von Architects-Frontklops Sam Carter drückt anständig, hört nur dummerweise nach der Hälfte auf. Und "Drag me out" bleibt im Ohr, während "Blame" altbekannten, soliden Power-Pop liefert, den man so von The Xcerts kennt und zu schätzen weiß. Vor allem aber auch die balladeskeren Stücke wie "Everything I cannot live without" bleiben meilenweit von dem entfernt, was die Band eigentlich auf dem Kasten hat. Wie heißt es darin so schön? "You told me about your thesis, I told you I'm gonna be a rockstar." Sorry, Steilvorlage: Aber wenn man wirklich nicht zur alten Qualität zurückfindet, dann vielleicht doch besser was Vernünftiges lernen.
Highlights
- Drag me out
- Blame
Tracklist
- Gimme
- Car crash culture
- Jealousy
- Ache (feat. Sam Carter)
- Drag me out
- Everything I cannot live without
- Lovesick
- Inhale(her)
- Lust in translation
- Blame
- My friends forever
- It ain't easy
Gesamtspielzeit: 30:03 min.
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Referenzen
Yungblud; Twin Atlantic; Nothing But Thieves; 100 Gecs; Yonaka; Machine Gun Kelly; Blackbear; Deaf Havana; Fall Out Boy; Blink-182; Fatherson; Biffy Clyro; Flood Of Red; The Subways; Idlewild; Nothing, Nowhere; Mod Sun; Paramore; Willow; Grandson; You Me At Six; Wallows; 30 Seconds To Mars; Fun.; The Hoosiers; Grouplove; Blood Red Shoes; Dinosaur Pile-Up; Tigercub; Ok Go; Weezer; Joji; Post Malone
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