Spanish Love Songs - No joy

Pure Noise / Uncle M / Membran
VÖ: 25.08.2023
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Fluxkompensator an
Warum wir bei Plattentests.de manchmal Fragen an neue Alben formulieren? Natürlich der Servicegedanke. Vieleicht aber auch, um unseren Leser*innen so viel Hirnanstrengung wie möglich abzunehmen. Zwinker zwinker. Wie im Falle der Smeets'schen Rezension zu Spanish Love Songs' "Brave faces everyone". "Weiterentwicklung?", "Stilwechsel?", "Stadionrock?", so ungefähr umriss der Kollege die Erwartungshaltung an das Album der Liebhaber-Kombo mit den hymnischen Schmachtfetzen – um kurzum alles zu verneinen. Doch die Zeiten ändern sich. Die Menschen werden nicht mutiger. Spanish Love Songs anscheinend schon. Denn ihr vierter Longplayer "No joy" ist hörbar anders, vor allem als das kauzige und großartige "Schmaltz".
"No joy" bringt eine gewisse Weiterentwicklung mit, die dem Vierer – Stadiontauglichkeit hin oder her – durchaus mehr Aufmerksamkeit bringen könnte. Alles anders? Möchte man aufs erste Ohr meinen. Schnell aber wird klar: "No joy" fühlt sich eher nur kurzzeitig so an. Denn die neuen Stücke wirken ruhiger, entschlackter, offener, sind im Kern aber zu einhundert Prozent Spanish Love Songs. Und natürlich wollen sie Dich umarmen, von der ersten Minute an. Ein gutes Beispiel ist "Pendulum", das zunächst gemütlich vor sich hin zu wabern scheint, aber neben dem fein hymnischen Refrain vor allem auch die ein oder andere brilliante Hook mitbringt. Und von Durchlauf zu Durchlauf besser wird. Ein ähnlich toller Schleicher ist "Marvel", der sich von der Akustischen tragen lässt und mit seinen Gitarren- und Synthie-Licks irgendwie auch als kleine Britpop-Perle durchgehen würde.
Insgesamt haben sich Spanish Love Songs also ein retromodernes Ausgeh-Outfit zugelegt. Es glitzert deutlich mehr. Die neuen Stücke reflektieren im Strobolicht, doch zur fachlich kompetenten Darbietung brauchte es bloß ein paar Tricks: Gitarrenwände reduzieren, das Drumming akzentuieren, dem Keyboard und auch Dylan Slocums ohnehin leidenschaftlichem Gesang mehr Raum verleihen. Die 80s-Atmosphäre stellt sich quasi von selbst ein, und das mit einer gewissen Selbstverständlichkeit. Natürlich büßt "No joy" damit auch etwas ein: ein bisschen Tempo und merklich Druck. Also irgendwo: den Punkrock. Aber bis auf einige Hardliner dürften diese Nebenwirkungen höchstens Puristen verschrecken. Denn die Songs greifen auch so.
Und inhaltlich? Durchaus zuhörenswert, denn es geht unter anderem um das überbordende Spannungsverhältnis unserer Zeit, um das individuelle Streben nach Zufriedenheit und Ausgeglichenheit von uns allen innmitten einer immer mehr unausgeglichenen, auseinanderdriftenden Gesellschaft. Ach, wollten wir noch was fragen? Nach Ohrwürmern zum Beispiel? Hat die Truppe sowieso drauf. Mit dem Opener "Lifers" etwa. Oder dem beinah penetranten "Clean-up crew" – wer hatte nochmal ein Stadion in die Diskussion eingebracht? Geht klar. Im Falle von "Haunted" wären diese beiden Wörtchen als Qualitätsmesser stark untertrieben, denn das Stück prescht von der ersten Sekunde mit seinem herrlich stoischen Stampfbeat voran, um sich dann auf der Tanzfläche in einem wetterfesten The-Killers-Gedächtnisrefrain zu verlieren, beste Synthie-Hook inklusive. Und natürlich darf es im Closer "Re-emerging signs of the apocalypse" auch nochmal etwas epischer, vor allem aber dramatisch zugehen. Auch das kennen und lieben wir an Spanish Love Songs. Daher: Keine weiteren Fragen.
Highlights
- Pendulum
- Haunted
- Marvel
- Re-emerging signs of the apocalypse
Tracklist
- Lifers
- Pendulum
- Haunted
- Clean-up crew
- Middle of nine
- Marvel
- I'm gonna miss everything
- Rapture chaser
- Mutable
- Here you are
- Exit bags
- Re-emerging signs of the apocalypse
Gesamtspielzeit: 44:28 min.
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2024-04-24 19:53:30 Uhr - Newsbeitrag
Vermutung:es kommt ein NoJoy Acoustic Album (Spotify Cover sagt "No Joy Acoustics") |
Klaus Postings: 10979 Registriert seit 22.08.2019 |
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2023-09-04 13:45:56 Uhr
Sehr schönes Album wieder, vielleicht nicht ganz so groß wie der fantastische etwas rockigere Vorgänger. Insgesamt aber ein tolles Popalbum mit großen Melodien und melancholischen Momenten. Gefällt mir. Die Texte sind allerdings für eine sehr junge Zielgruppe geschrieben und führen schon auch mal zu Fremdschäm-Momenten. Vor 15 Jahren wäre ich wahrscheinlich begeistert gewesen, aber das ist schon arg dick aufgetragen. |
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Referenzen
The Gaslight Anthem; The Killers; Cheap Trick; Apologies, I Have None; Beach Slang; Ok Go; Maximo Park; The Automatic; The Rifles; Panic! At The Disco; The Clash; Bruce Springsteen; Jawbreaker; The Menzingers; The Cure; The Stooges; Thin Lizzy; Poison; The Darkness; U2; The Damned; Jimmy Eat World; Donots; The Ataris; Beatsteaks; Teenage Wrist; The Wombats; Idlewild; Ramones; The Pigeon Detectives; The War On Drugs; New Order; Fury In The Slaughterhouse; Oasis; Blur; The Wonder Years; Fall Out Boy; All Time Low; Knuckle Puck; Neck Deep; Hot Mulligan; The Starting Line; Rise Against; Sense Field; The Get Up Kids; Moose Blood; Foreigner; Foo Fighters; Ash; Weezer
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