Alice Phoebe Lou - Shelter
Alice Phoebe Lou / Motor / Edel
VÖ: 07.07.2023
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Blumige Aussicht
Es ist schon ein enorm kraftvolles Bild, wenn man Asphalt und Beton bröckeln sieht und zwischen den Rissen ein kleines Pflänzchen seine grünen Ärmchen hervorsteckt. Als Alice Phoebe Lou 2012 aus Südafrika nach Berlin kam und sich nicht selten als Straßenmusikerin auf die Warschauer Brücke stellte – einem wirklich unwirtlichen Platz, den man als Berliner*in eigentlich meidet und nur als Umstiegs- oder Startpunkt wählt – hätte das auch ein Kampf gegen Windturbinen sein können. Doch zwischen den unzähligen Kreativen, die es dort versuchen, setzte Lou sich durch, breitete sich weiter aus. "Shelter" ist schon ihr fünftes Album und lässt unbeirrbar seine Blätter im Großstadtwind winken.
"Is it safe to go outside? / I've been hiding for quite some time / I don't have to have a purpose / I just wanna play", fragt sie noch mit leiser Gitarre im tapsigen Opener "Angel". Eine Ankündigung, die sie wenig später in "Lose my head" wahr macht, plötzlich zu rennen anfängt und dabei von fliegenden Drums und einzelnen Klaviernoten begleitet wird. Alice Phoebe Lou macht Indie-Film-Soundtrack-Musik, die die Selbstakzeptanz predigt und irgendwann auch leben kann. Musik, die barfuß die ganze Breite des warmen asphaltierten Fußgängerwegs nutzt und dabei um den Löwenzahn herumtänzelt. Auf Refrains, die man schon von weitem kommen sehen kann, läuft sie dabei nicht zu und trotzdem sind Songs wie das vibrierende "Shelter" kleine Hits. "I'm done putting everyone in front of me / I just have to look out for myself", weiß Lou zielstrebig.
Ganz besonders warm wird es im schaukelnden "Shine", das ganz verliebt fragt: "Isn't it so lovely to be in each other's dreams? / We're in each other's futures too." Wer sich selbst liebt, kann auch andere lieben. Zwischen angedeuteten Jazz-Elementen und einer leichten Tendenz zur Walzer-Rhythmik ist Alice Phoebe Lou ein Folk-Pop-Album gelungen, das seinen Grundcharakter am ehesten im spartanischen "My girl" am Ende des Album zeigt. Ein feministischer Rausschmeißer, in dem Lous Stimme am hellsten glänzt und der auch Laura Marling stolz machen würde. Wenn die Sonne dann langsam untergeht und das Pflänzchen der Wahlberlinerin genug Strahlen aufgesaugt hat und mit Liebe gewässert wurde, hat es mit "Shelter" eine weitere wunderschöne Blüte, die aus dem Asphalt ragt.
Highlights
- Shelter
- Lose my head
- Shine
Tracklist
- Angel
- Shelter
- Open my door
- Lose my head
- Lately
- Halo
- Shine
- Hammer
- My girl
Gesamtspielzeit: 30:50 min.
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