Liam Gallagher - Knebworth 22

Warner
VÖ: 11.08.2023
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Forever live
Blur haben ein neues, brillantes Album veröffentlicht. Pulp bringen als Festival-Headliner die Massen zur Ekstase. Noel Gallagher gelingt ein bisschen von beidem. 2023 wirkt es zumindest im Vereinigen Königreich so, als wäre Britpop nie weg gewesen. Freilich ist die Dreifaltigkeit von Cool Britannia ohne wiedervereinigte Oasis nicht komplett, doch trotz immer mal wieder brodelnder Gerüchte sind auch ziemlich genau 14 Jahre nach Trennung der Brüderbande die Herren Gallagher nur jeweils einzeln zu haben. Wo bleibt also Liam in diesem nostalgieseligen Sommer? Tatsächlich war er einfach nur etwas früher dran und hatte den Höhepunkt seines ganz persönlichen Britpop-Revivals bereits im Juni 2022 gefeiert. Etwas mehr als ein Vierteljahrhundert, nachdem Oasis am selben Ort 250.000 Fans verzückt hatten, kehrte Liam Gallagher solo für zwei Auftritte nach Knebworth zurück. Nach einem gelungenen Dokumentarfilm erscheint nun mit "Knebworth 22" ein leider um einige Songs gekürzter Konzertmitschnitt. Eine schwer nachvollziehbare Entscheidung, der auch "Stand by me" und "Live forever" zum Opfer fielen, die zwar auf der Setlist standen, es aber nicht auf "Knebworth 22" geschafft haben.
Es handelt sich nach dem akustischen "MTV Unplugged (Live at Hull City Hall)" und der Pandemie-Bootstour "Down by the river Thames (Live)" bereits um Gallaghers dritte Live-Platte bei ebenso vielen regulären Studioalben als Solokünstler. Dieses Verhältnis deutet bereits an, dass der Rausch eines Live-Auftritts für sein Selbstverständnis als Entertainer ganz zentral und die Bühne sein natürliches Habitat ist. Nur echt mit auf dem Rücken verschränkten Händen, grotesk niedrigem Mikrofonständer und dieser seit einigen Jahren wieder zum Niederknien triumphalen Kraft in der Stimme.
Gallagher und Band stürmen und drängen derart energiegeladen durch den programmatischen Eröffnungsdoppelschlag aus "Hello" und "Rock'n'roll star", dass sich der Adrenalinrausch des Konzertbeginns auch beim heimischen Hörgenuss nachfühlen lässt. Auf der nahezu paritätisch auf Oasis-Kracher wie auf eigenes Material setzenden Tracklist folgen die jeweils ersten Singles der drei Soloalben, von denen vor allem das groovende "Everything's electric" seinem Titel Ehre macht. Tatsächlich sind die Stücke des aktuellen Albums "C'mon you know" in ihren Live-Fassungen den leider etwas schwachbrüstig produzierten Studioversionen hörbar überlegen und beispielsweise der Punch von "More power" ist gewaltig – die Zeile "Is this what you came for?" wird das Live-Publikum sicherlich bejaht haben. Seine lange überfällige und gut gelungene Bühnenpremiere erlebt außerdem "Roll it over", der bombastische Abschluss von Oasis' oft gescholtenem vierten Album "Standing on the shoulder of giants", und wie die enthusiastische Reaktion erkennen lässt, gebührt dem hier ganz besonders hymnischen "Once" der Titel als erster Solo-Klassiker in Gallaghers Lebenswerk.
Die furiosen fünf Oasis-Tracks zum Schluss sind alles andere als bloße pflichtbewusste Bringschuld. Gallagher liebt und lebt diese Songs mit ganzem Herzblut und poltert gemeinsam mit seiner gut aufgelegten Band mit ansteckender Freude durch "Cigarettes & alcohol" und "Some might say", zelebriert die Gaga-Lyrics von "Supersonic" und den Singalong von "Wonderwall". Am Ende schließt sich der Kreis und ebenso wie seinerzeit 1996 ist John Squire von The Stone Roses als Gast-Gitarrist bei einer epischen Version von "Champagne supernova" mit dabei. Ungewohnt bescheiden fasst Gallagher selbst den Abend bei seinen Abschiedsworten zusammen: "Nice one." Recht hat er.
Highlights
- Roll it over
- More power
- Once
- Supersonic
Tracklist
- Hello
- Rock'n'roll star
- Wall of glass
- Shockwave
- Everything's electric
- Roll it over
- Slide away
- More power
- C'mon you know
- The river
- Once
- Cigarettes & alcohol
- Some might say
- Supersonic
- Wonderwall
- Champagne supernova
Gesamtspielzeit: 75:54 min.
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Referenzen
Oasis; Beady Eye; Noel Gallagher's High Flying Birds; Richard Ashcroft; The Jam; Inspiral Carpets; The Stone Roses; John Lennon; Paul Weller; Johnny Marr; The Seahorses; The Verve; The Rolling Stones; The Beatles; The Kinks; Cast; Kasabian; The Smiths; Primal Scream; Happy Mondays; The La's; Shed Seven; Ocean Colour Scene; The Charlatans; Supergrass; Miles Kane
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