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Weite - Assemblage

Weite- Assemblage

Stickman
VÖ: 14.07.2023

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Sprachlos in Berlin

Die musikalische Gemeinschaftsarbeit über die eigenen Grenzen hinaus gehörte schon immer zum kreativen Tun dazu. Musikerinnen und Musiker unterschiedlicher Bands schließen sich zusammen und vermengen ihre jeweiligen Qualitäten zu einer mal spannenden, mal unerwarteten und gelegentlich auch mal bizarren neuen Mischung: ein ganz normales Vorgehen. Auch das, was als Weite das Licht der Musikwelt erblickt hat, bringt die Künste aus unterschiedlichen Kreisen unter einen Hut. "Assemblage" war mal angedacht als Solo-Projekt mit Kurzzeit-Gästen. Initiator des Ganzen war Ingwer Boysen, Gitarrist bei der Hamburger Band High Fighter, die im Bereich Stoner und Sludge Metal unterwegs ist. Boysens Idee: eine Woche lang ins Studio ziehen und ein spontanes Album einspielen, ohne viel Vorbereitung und mit großer Lust am freien Spiel. Er lud in Nicholas DiSalvo und Michael Risberg zwei Weggefährten ein, mit denen er schon beim Projekt Delving gemeinsame Sache gemacht hatte. Die beiden Musiker, elementare Bestandteile der Band Elver, wurden noch ergänzt durch Ben Lubin (Lawns).

Als es dann irgendwann tatsächlich losging, wurde rasch klar: Die Mischung passt. Es sind nur vier Songs, die das Album umfasst – und alle kommen ohne Gesang daher. In "Neuland" ist das Quartett hörbar auf der Suche nach dem gemeinsamen Motiv, die Beteiligten nähern sich aber mit großer Freude immer weiter an, spielen mit dem Tempo, mit den Ideen und deuten an, dass die Wurzeln des Entstehungsprozesses nicht nur im (Kraut-)Rock, Metal und im psychedelischen Umfeld der 60er und 70er Jahre liegen, sondern auch und vor allem im Jazz. Oder besser: im Mut zum Jammen, zum freien Interpretieren. "Entzündet" kommt in der Folge eher auf heranschleichenden Pfoten ums Eck, weitet sich fulminant aus und verwandelt sich in ein wildes, ausuferndes Song-Biest. "Rope" gibt sich dann weitaus zahmer, entspannter, zurückgelehnter. Und führt hin zum Höhepunkt, dem fast 15-minütigen Kernstück "Murmuration", das in seiner Herangehensweise auch Motorpsycho-Fans in höchstem Maße beglücken dürfte. Zurückhaltendes Intro, erste Eskalationen, ein ganz ruhiges Zwischenstück und schließlich das große Finale: ein wahrhaft großer Song.

Ob aus Weite nun eine reguläre Band wird? Oder bleibt es beim Einmal-Projekt? Diese Frage durfte schon 2021 gestellt werden, als die Musiker von Elder sich mit den Kollegen von Kadaver zusammengetan und das feine Album "A story of darkness & light" veröffentlicht hatten. Und auch bei Weite, das "Assemblage" im Berliner Big Snuff Studio entworfen und live eingespielt hat, gilt: Eine Fortsetzung wäre wirklich gerne gesehen. Dass Elder ihren eigentlichen Fokus bei all den Kollaborationen nicht einzubüßen drohen, haben sie mit ihrem letzten Werk "Innate passage" ja vortrefflich bewiesen. Und neue Einflüsse und gegenseitige kreative Befruchtungen können ohnehin nie schaden. Schon gar nicht, wenn wie in diesem Fall ein solch beglückender Kopfkino-Kosmos dabei herauskommt.

(Torben Rosenbohm)

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Highlights

  • Neuland
  • Murmuration

Tracklist

  1. Neuland
  2. Entzündet
  3. Rope
  4. Murmuration

Gesamtspielzeit: 38:46 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Herr

Postings: 2893

Registriert seit 17.08.2013

2023-07-18 15:52:32 Uhr
Für mich eine grandiose Entdeckung, bzw. eine toll dargebotene Empfehlung durch den Rezensenten TB.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 28792

Registriert seit 08.01.2012

2023-07-13 17:01:13 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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