Little Dragon - Slugs of love

Ninja Tune / Rough Trade
VÖ: 07.07.2023
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Wenn Schnecken tanzen
In heißen Sommernächten liefern sich Tigerschnegel, auch Leopardenschnecken genannt, ein filmreifes Paarungsduell. Jagen sich, klettern Bäume hinauf und tanzen stundenlang umeinander herum, bevor sie sich schließlich an einem herabgelassenen Schleimfaden paaren. Die passende Musik dazu könnten in diesem Jahr die alten Romantiker von Little Dragon liefern.
Vier Schulfreunde gründen eine Band. Klassiker. Dass Yukimi Nagano, Erik Bodin, Fredrik Wallin und Håkan Wirenstrand allerdings schon seit 27 Jahren unverändert als Little Dragon zusammenspielen, ist dann doch eine seltene Kontinuität. Und Kontinuität kann man der Musik der Göteborger auch attestieren. Im Guten wie im ... nein, nicht Schlechten, eher etwas Routinierten, das sich bei der einen oder anderen Platte vielleicht eingeschlichen hatte. So wurde die Klasse des Karriere-Highlights – Album Nummer drei, "Ritual union" – von den Nachfolgern nicht mehr erreicht, aber immerhin zeigte die Kurve mit Album Nummer sechs, "New me, same us", wieder nach oben.
Und nun kommen die Liebesschnecken. Also "Slugs of love". Aber Schneckentempo ist hier gar nicht angesagt, die Band ist in allerbester, zackiger Spiellaune. Der vorab veröffentlichte Titelsong mit seinem coolen Basslauf und dem nachhaltig ins Ohr kriechenden "Oh-woah, woah"-Refrain bekommt sogar verstärktes Radio-Airplay, jedenfalls auf den guten Ätherwellen. Klar, der typische Little-Dragon-Stil, im heimischen Studio über die Jahre perfektioniert – eine stets sofort ihnen zuzuordnende Mixtur aus Elektropop, TripHop, R’n’B und Soul – ist auch auf dieser Platte keinen neuen Richtungen gewichen. Aber man hat wieder mehr an den Details gefeilt, der Produktion einen sattwarmen Klang verpasst und eine passende Albumdramaturgie entwickelt. Vom mit tiefen Bässen in die Platte leitenden "Amöban" bis zum entspannt hinausschubsenden "Easy falling". Zwischen diesen Klammern gelingen Little Dragon einige ihrer bisher stärksten Songs.
Das auf seiner ganz eigenen Wolke schwebende "Lily's call" ist ein Synthesizer-Träumchen der allerschönsten Sorte, und das mit Eingängigkeit gesegnete "Gold" hätte gleich in verschiedenen Jahrzehnten ein Hit sein können. Die Fähigkeit, mitreißende Grooves abzuliefern, untermauern mit dem flockigen Glitzerspaß "Disco dangerous", dem lässig aus der tief sitzenden Hüfthose wackelnden "Kenneth" und der lebensbejahenden Hymne "Tumbling dice" gleich mehrere Tracks. Letztlich schließt sich noch ein Kreis: Bevor Little Dragon mit eigenem Material bekannter wurden, machten sie sich einen Namen als Gäste der Gorillaz auf deren Meisterstück "Plastic beach". Und wer gastiert wohl auf dem brillanten Albumhöhepunkt "Glow" und veredelt die sechsminütige Gänsehautperle? Genau, Damon Albarn himself. Ja, man möchte sich – das finale Urteil hierüber sei dem Langzeittest vorbehalten – sogar zu der Aussage hinreißen lassen, dass "Slugs of love" tatsächlich in einer Liga mit "Ritual union" spielt. Ach was soll’s, her mit den Punkten!
Highlights
- Slugs of love
- Lily's call
- Gold
- Glow (feat. Damon Albarn)
Tracklist
- Amöban
- Frisco
- Slugs of love
- Disco dangerous
- Lily's call
- Stay (feat. JID)
- Gold
- Kenneth
- Glow (feat. Damon Albarn)
- Tumbling dice
- Easy falling
Gesamtspielzeit: 41:42 min.
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Otto Lenk Postings: 799 Registriert seit 14.06.2013 |
2023-07-15 09:33:08 Uhr
Starkes Album. Bringt einen angenehm zurückhaltend durch laue Sommernächte 8/10 |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28970 Registriert seit 08.01.2012 |
2023-07-05 22:10:00 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
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Referenzen
Robyn; Georgia; Lamb; Metronomy; Janelle Monáe; Bat For Lashes; Austra; Erykah Badu; Sade; Feist; St. Vincent; Róisín Murphy; Moloko; Susanne Sundfør; Röyksopp; Goldfrapp; Grimes; FKA Twigs; Kelela; Banks; Beth Ditto; Gossip; Damon Albarn; Gorillaz; Massive Attack; Hot Chip; Miike Snow; Santigold; The Knife; Rhye; La Roux; Sylvan Esso; Chvrches; Poliça; Warpaint; Everything But The Girl; Lykke Li; JID
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