Baxter Dury - I thought I was better than you

Heavenly / PIAS / Rough Trade
VÖ: 02.06.2023
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10

Father and son
Baxter Dury gibt uns alternden Möchtegernkünstlern ja immer Hoffnung. Nämlich, irgendwann doch noch als Spätzünder durchzustarten. Eine Karriere jenseits der coolen Jugend zu begründen. Ohne den Rucksack des berühmten Vaters. Okay, Letzteres betrifft jetzt nur ihn, Sohn des Ian. Baxter kam, wiewohl schon einige Jahre musikalisch aktiv, eigentlich erst mit dem lässigen "Prince of tears" zu eigener Bekanntheit, da war er schon Mitte 40. Nun, sechs Jahre weiter – zwischendurch gab es noch sein bislang erfolgreichstes Album, das elegante Nachtgestaltenpanorama "The night chancers", und danach eine erste Best-Of-Compilation – ist es an der Zeit, sich an der eigenen Lebensgeschichte abzuarbeiten.
Schriftlich hat Dury das schon vor knapp zwei Jahren erledigt, mit der Autobiografie "Chaise Longue", mit "I thought I was better than you" folgt nun die musikalische Version. Und zwar gewohnt kurz – mit gut 27 Minuten eigentlich zu kurz für ein vollwertiges Album –, vor allem aber ohne in deprimierender Bitterkeit zu versinken. Denn er steht immer auch für feinen Humor angelsächsischer Prägung in seinen Texten. Stilistisch setzt er das in seinem mittlerweile etablierten Sound um: Baxter sprechsingt mit seiner markanten Stimme, der Chor um Madeline Hart gibt den melodischen Konterpart, neu dazu kommen mit JGrrey und Eska Mtungwazi bei einigen Songs weitere Gästinnen.
Und dann legt er gleich mit den wichtigen Fragen los: "Hey mummy, hey daddy, who am I?" Während er noch sucht, antwortet die Gegenstimme bereits: "Hey boy, never gonna be like us." Das sitzt. Tief. Am deutlichsten wird Dury wohl später in einem der Schlüsselstücke der Platte, "Human". Ein paar Franzosen mögen ihn ja mit Gainsbourg vergleichen (hey, nicht nur die!), doch Dury sieht das anders: "But no one will get over that you’re someone‘s son / Even though you want to be like Frank Ocean / But you don’t sound like him, you sound just like Ian." Rund um einen coolen Bassgroove bekommt er in "Leon" anstelle des eigentlichen Übeltäters die Schuld für jugendliche Schlingeleien, und die Eltern sind ja eh nie erreichbar, weil im Jetset unterwegs.
So erzählt Dury lauter kleine, autobiografische Geschichten von der Jugend als "Aylesbury boy", und immer, wenn es fast zu düster wird, lässt er den Hörer erleichtert kichern, dank Zeilen wie "And he’s a brave man eating hummus in the morning", oder "I’m at the hotel with the Haribo faced Britons." Der die Storys untermalende Klangteppich wurde auch wieder sehr anheimelnd umgesetzt: minimalistisch, groovy, mit der passenden Prise Elektronik. Man möchte dieser Stimme ewig zuhören, aber wie gesagt, nach nicht einmal 28 Minuten ist Schluss. Dafür gibt’s einen Punkt Abzug.
Highlights
- Aylesbury boy (feat. JGrrey)
- Crashes
- Shadow
- Crowded rooms
Tracklist
- So much money
- Aylesbury boy (feat. JGrrey)
- Celebrate me
- Leon (feat. JGrrey)
- Crashes
- Sincere
- Pale white Nissan (feat. JGrrey)
- Shadow
- Crowded rooms
- Glows
Gesamtspielzeit: 27:32 min.
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Jepp, bei mir weit vorne, der Bursche |
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Referenzen
Warhaus; Serge Gainsbourg; Leonard Cohen; Jarvis Cocker; The Magnetic Fields; Arab Strap; Gruff Rhys; Damon Albarn; David Byrne; Frank Ocean; Jonathan Bree; Badly Drawn Boy; Beck; Sleaford Mods; Balthazar; LCD Soundsystem; Django Django; Hot Chip; Massive Attack; Blur; Pulp; Talking Heads; Charlotte Gainsbourg; Malcolm Middleton; Aidan Moffat; Gaz Coombes; Ian Dury; Madeline Hart; JGrrey; Eska Mtungwazi
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