Midwife & Vyva Melinkolya - Orbweaving
The Flenser / Deathwish
VÖ: 12.05.2023
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Röhrenflimmern
Madeline Johnston und Angel Diaz passen perfekt zusammen. Das war schon offensichtlich, bevor sie sich dazu entschlossen, musikalisch gemeinsame Sache zu machen. Als Midwife und Vyva Melinkolya veröffentlichen sie seit Jahren Musik irgendwo zwischen Shoegaze und Ambient und haben sich so jeweils gar nicht mal so kleine Fangemeinden erspielt. Das Ergebnis ihrer ersten Kollaboration hört auf den Namen "Orbweaving" und besteht aus gerade einmal fünf Songs. Die ersten vier sind eher konventionell gehalten, während der das Album beschließende Titeltrack in ganz anderen Sphären unterwegs ist.
Doch der Reihe nach: "Miss America" begrüßt die Hörerschaft mit viel Wabern und Delay-Spielereien, ehe Johnstons entrückter Gesang einsetzt. Ganz langsam steigert sich der Song, immer mehr Spuren gesellen sich hinzu, ehe sich alles in Wohlgefallen auflöst. Die Produktion fällt dabei absolut herausragend aus. Was beim ersten Hören "low fi" klingt, entpuppt sich nach intensiverer Auseinandersetzung als ein kunstvoll gewobenes Klangnetz. "NMP" spiegelt zunächst Ideen von "Miss America", beschreitet danach aber neue Pfade. Diaz haucht "I promised to be good", während tiefgestimmte Gitarren luzide dahinschrammeln. "Das ist schön", würde Farin Urlaub sagen.
In "Plague X" verschmelzen die Stimmen der beiden Protagonistinnen, sodass sie sich kaum noch voneinander unterscheiden lassen. Ein karger Beat gibt den Takt vor, wieder verschwinden die Melodieinstrumente unter einem ganzen Berg aus Effekten. Etwas weniger zurückhaltend geht gehen Diaz und Johnston in "Hounds of heaven" zu Werke, hier dürfen die Gitarren in wonnig warmer Verzerrung vibrieren, bis das Röhrenflimmern einsetzt. Die große Geste als Stilmittel hat ausgedient, Nuancen genügen.
Wie eingangs erwähnt operiert "Orbweaving", der Song, in anderen Dimensionen. Zwölf Minuten lang passiert fast gar nichts. Ein Ton steht im Raum, minimale Obertonmodulationen sind die einzige wesentliche Entwicklung, die stattfindet. Und doch mag man sich nicht lösen von dieser eigentümlichen, eigenartigen Musik. Sie verströmt eine außergewöhnliche innere Ruhe und steht sinnbildlich für zwei kreative Köpfe, die sich blind verstehen. Zwei Musikerinnen, eine Vision, mehr braucht es nicht.
Highlights
- Hounds of heaven
- NMP
Tracklist
- Miss America
- Hounds of heaven
- NMP
- Plague X
- Orbweaving
Gesamtspielzeit: 32:35 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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nörtz User und News-Scout Postings: 14777 Registriert seit 13.06.2013 |
2023-06-15 22:10:19 Uhr
Der Titeltrack ist genau mein Fall! |
saihttam Postings: 2483 Registriert seit 15.06.2013 |
2023-06-09 00:46:23 Uhr
Dann bitte auch die Vorgängeralben von Midwife hören! Finde ich teilweise noch stärker, gerade das letzte. |
Old Nobody User und News-Scout Postings: 3847 Registriert seit 14.03.2017 |
2023-06-08 19:47:19 Uhr
Hab eben Grouper und Giles Corey als Referenz gesehen und deswegen instant das Album angemacht. Gefällt, sehr stimmungsvoll.Wieder mal ein feines Beispiel für prima Alben,die ich ohne PT wohl nie entdeckt hätte |
etienoir Postings: 910 Registriert seit 03.02.2023 |
2023-06-08 19:39:48 Uhr
grouper ist ja kein schlechter einfluss :) |
Obrac Postings: 2444 Registriert seit 13.06.2013 |
2023-06-08 19:38:15 Uhr
Schon mit einer gehörigen Portion Grouper. Aber mir gefällts auch. |
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Referenzen
Grouper; Drowse; Planning For Burial; King Woman; Good Night & Good Morning; Sprain; Giles Corey; Miserable; Have A Nice Life; Cloakroom; My Bloody Valentine; Tacoma Radar; Emma Ruth Rundle; Chelsea Wolfe; Slow Crush; Whirr; Deathcrash; Mirroring; Inca Ore; Raum; Tim Hecker; Julianna Barwick; Stars Of The Lid; Brian Eno; Julia Holter; Laurel Halo; Roy Montgomery; Ricky Eat Acid
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- Midwife & Vyva Melinkolya - Orbweaving (9 Beiträge / Letzter am 15.06.2023 - 22:10 Uhr)