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Lola Young - My mind wanders and sometimes leaves completely

Lola Young- My mind wanders and sometimes leaves completely

Island / Universal
VÖ: 26.05.2023

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Tik, tok, boom!

Nick Shymansky hatte sich nach seiner tragisch geendeten Zusammenarbeit mit Amy Winehouse geschworen, nie wieder als Manager tätig zu sein. Als er jedoch die erst 17-jährige Lola Young eines Abends nach einem Gig hinter der Bühne besuchte, beendete er überwältigt spontan die Frührente und teilt sich die Rolle als Youngs Manager seither mit Nick Huggett, der einst einer gewissen Adele ihren ersten Plattenvertrag verschafft hatte. Nach einer ersten EP 2019 blieb Young nicht lange ein Geheimtipp, sondern landete unter anderem auf der Nominiertenliste für den "Rising Star" bei den Brit Awards. Eine von mehreren bereits im letzten Jahr erschienenen Singles war der satte 60s-R'n'B von "Fake", den die Londonerin bei "Inas Nacht" auch im deutschen Fernsehen vorstellte und der ob des intensiven Vortrags sogar die sonst ja notorisch mitgrölende Gastgeberin zum ergriffenen Schweigen brachte. Und obwohl es dieser brillante Song noch nicht einmal auf Youngs nun erscheinendes Debütalbum geschafft hat, ist "My mind wanders and sometimes leaves completely" eine ungeheuer überzeugende Platte geworden.

Der introspektive Sprechgesang des Openers "Stream of consciousness" ist eine von Selbstzweifeln geprägte Standortbestimmung als erwachsene Frau Anfang 20. Als direkte Replik kann der Schlusstrack gelesen werden: "Chill out / The sky's not falling", scheint eine souveränere Version des lyrischen Ichs im luftig-entspannten "Chill out" beruhigend zu entgegnen. Und auch innerhalb dieser thematischen Klammer gibt es jede Menge zu entdecken. Ein erstes Highlight ist die zunächst verhuschte, sich im Verlauf des Songs jedoch mit sanften Elektro-Beats und atmosphärischen Synthie-Harmonien öffnende, herzzerreißende Pianoballade "Annabel's house" aus der Perspektive der unglücklich verliebten zweiten Partnerin eines vergebenen Mannes. Im cool verschleppten "Semantic satiation" wird mit zwei beiläufigen Zeilen das ganze Drama einer Beziehung offenbart: "You bought me a record to play on my birthday / Don't even listen to punk, do you know me?"

Ein wahrer Showstopper mit ganz großer Geste und Herzstück des Albums ist der opulente, atemberaubende Balladenmoment "What is it about me", der den Geist großer Vorbilder wie Adeles "Someone like you" oder Sam Smiths "Stay with me" atmet. Youngs charakteristisch dunkle Stimme ist hier mal mühelos kraftvoll, im nächsten Augenblick jedoch schon wieder verletzlich, ja fast brüchig. Ganz großes Timbretennis. Und dann ist da natürlich noch der TikTok-Hit "Don't hate me", dessen freche Punchline "You said Im really fucking boring / Well, thats rich coming from you" auf der Plattform von Promis wie Bella Hadid abgefeiert wurde und dadurch ungeheuer zu Youngs Popularität beigetragen hat. Tatsächlich ist der Song weit mehr als nur ein Meme: Zu dumpf rumpelndem Bass, druckvollen Drums sowie mit der perfekten Balance aus Gefühl und Abgeklärtheit geht Young da launig mit dem Gegenüber ins Gericht, und das Fazit ist unmissverständlich: "Don't hate me but you're not what I thought you was." In Attitüde und Coolness entspricht das so ungefähr Billie Eilishs "Duh" aus "Bad guy", in einen weiteren Song gegossen, der durchaus das Zeug zum kommenden Klassiker mitbringt. Believe the hype: Lola Youngs Debütalbum ist musikalisch zeitlos und lyrisch ebenso verletzlich wie geistreich. Eben alles andere als "really fucking boring".

(Michael Albl)

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Highlights

  • Annabel's house
  • Semantic satiation
  • What is it about me
  • Don't hate me

Tracklist

  1. Stream of consciousness
  2. Revolve around you
  3. Annabel's house
  4. Semantic satiation
  5. Pretty in pink
  6. Money
  7. What is it about me
  8. Black cab
  9. Don't hate me
  10. Chill out

Gesamtspielzeit: 30:11 min.

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