LP Giobbi - Light places

Die Sonne im House

Pianistin, DJ, Produzentin, Aktivistin und Erschafferin elektronischer Musik. Hui, da leidet LP Giobbi wohl kaum unter mangelnder Beschäftigung. Überhaupt, LP Giobbi: Da tappt man beim Erstkontakt mit der Künstlerin womöglich direkt in die Italo-Pop-Falle. Vor allem, wenn man vorher keine ihre zahlreichen Singleveröffentlichungen seit 2018 kannte und sie vielleicht erst mit "Can’t let you go", jenem unverschämt eingängigen Vorboten dieses Debütalbums, wahrgenommen hat. Der – aufgenommen mit Little Jet, einer ausgemachten Lieblingsband von LP Giobbi – klingt nach Sommer, Sonne, Aperol. Und ein bisschen nach Washed Out und Roosevelt.

Aber Obacht: Leah Chisholm stammt aus Oregon und lebt in Los Angeles. Okay, da hat es auch Sonne satt, aber die Idee mit dem Italo-Pop schiebt man beim weiteren Hören dann doch schnell beiseite. Strahlend hell ist die Platte trotzdem geworden. Die übrigens nach einer Stelle aus dem The Grateful Deads "Scarlet begonias" benannt ist: "Once in a while / You get shown the light / In the strangest of places / If you look at it right" – ein Lieblingszitat der Künstlerin und ihres Vaters. Apropos The Grateful Dead: Anfang des Jahres veröffentlichte LP Giobbi ein Remixalbum von "Garcia", dem Solodebüt des Sängers Jerry Garcia. Trotz ihres erklärten Deadhead-Fantums führt aber auch diese musikalische Verbindung ansonsten eher in die Irre.

Nein, "Light places" gehört – wenn Schubladen denn sein müssen, ansonsten schert sich dieses Album erfreulich wenig um so etwas – schon eindeutig in die Regalecke mit der tanzbaren elektronischen Musik, kurz EDM, und auch die Bezeichnung House trifft es bei vielen der Stücke gut. Mitunter gar Piano House, denn ihre Qualitäten als Pianistin bringt LP Giobbi immer wieder ins Spiel. Beispielsweise bei "All I need", das mit Einsetzen der Beats dann aber plötzlich in Richtung der Gebrüder Kalkbrenner abbiegt, oder bei "All in a dream", das sich bereits zu einem kleinen Hit entwickelt hat. Das kann dann gerne mal clubtauglich funktional ausfallen. Nachzuhören auf Tracks wie "Georgia", das trotzdem genug Details im Sound mitbringt, um auch unter heimischen Kopfhörern nicht zu langweilen.

Gern injiziert LP Giobbi den Stücken jedoch noch eine clevere Dosis Pop, was durch die wechselnden Gaststimmen noch verstärkt wird. Diese stammen größtenteils von Frauen – schließlich betreibt sie mit Femme House eine eigene Non-Profit-Organisation, die weibliche oder auch non-binäre Künstler*innen sichtbarer machen soll.. So gelingt es Tracks wie dem dynamischen "Body breathe" mit Monogem am Mikro, "Another life" mit Caroline Byrne oder dem von Sofi Tukker gesungenen "If love is a skill" mit der wunderbaren Textzeile "If love is a skill / Let me practice on you", stabil im Gedächtnis zu bleiben. Und dieses "Doo, da da doo ta ta doo" aus "All my life" wird man sowieso nie wieder los. Schlimm. Schön.

(Thomas Bästlein)

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Highlights

• Can't let you go (feat. Little Jet)
• Another life (feat. Caroline Byrne)
• Body breathe (feat. Monogem)
• All my life (feat. Sofi Tukker)

Tracklist

1. Intro: Mother
2. If love is a skill (feat. Sofi Tukker)
3. Can't let you go (feat. Little Jet)
4. All I need (Interlude)
5. All I need
6. Another life (feat. Caroline Byrne)
7. Georgia
8. Follow the loop (feat. Le Chev)
9. Feels just like it (feat. Caroline Byrne)
10. Body breathe (feat. Monogem)
11. All in a dream (feat. DJ Tennis & Joseph Ashworth)
12. All my life (feat. Sofi Tukker)
13. Outro: Not fade away

Gesamtspielzeit: 41:01 min.

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Referenzen

Odesza; Washed Out; Bonobo; Bicep; Roosevelt; Caribou; Daphni; David Morales; Fritz Kalkbrenner; Paul Kalkbrenner; Sofi Tukker; TSHA; Little Jet; Caroline Byrne; Le Chev; Monogem; DJ Tennis; Joseph Ashworth; Beach House; Little Boots; Tensnake; Moderat; Monolink; Four Tet; Jamie xx; DJ Koze; Hotel Garuda; Jerry Garcia; The Grateful Dead

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• LP Giobbi - Light places (1 Beiträge / Letzter am 31.05.2023 - 21:14 Uhr)

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