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IAMX - Fault lines¹

IAMX- Fault lines¹

Unfall
VÖ: 12.05.2023

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Liebe Dich selbst

Chris Corner so: "Wir bauen hier in Kalifornien eine Kunst-, Arbeit- und Sex-Kommune auf, und IAMX hat uns an diesen Ort geführt." Klingt interessant, ne? Und allemal reizvoller als misslungenes Method Acting zu läppischen Reimen oder pure Effekthascherei mit meterdicken Kleisterschichten, die Plattentests.de dem IAMX-Mastermind schon ein paar Mal vorwarf. Ebenso interessant und außerdem allmählich fällig: das nächste Album mit komplett neuen Songs, nachdem sich "Machinate" 2020 auf Instrumentals aus dem modularen Synthie beschränkte und das exquisite "Echo echo" ein Jahr später den Backkatalog mit akustischen Mitteln neu interpretierte. Auf "Fault lines¹" weiß man nun wieder, was man hat: von beidem etwas. Oder gleich von allem. Und tatsächlich kommt schon in "Disciple" der exaltierte Gesang des Exil-Briten vorzüglich mit einer angestochenen Basslinie und metallischen Percussion-Hieben zusammen. Was Kraftwerk ihr "Boing boom tschak", ist Corner inzwischen sein "Dengel zisch plöng".

Was nicht nur für den beweglichen Opener gilt, sondern auch für "The X ID", einen trocken scheppernden und morphenden Identitätsnachweis mit der streng biometrischen Physiognomie eines androgynen Aliens. Vielleicht eine Folge davon, dass Corner in seinem Studio nahe Los Angeles schon zusammen mit cEvin Key von Skinny Puppy an den Maschinen schraubte, auf jeden Fall eine willkommene Abhilfe für jene, denen bei IAMX zuletzt die Industrial-Elemente zu kurz kamen. Und doch sind Corners Songs auch in ihren aufrührerischsten Momenten tief im Herzen kleine, friedvolle Rückzugsorte, an denen der Mann ganz bei sich bleibt und die desolate Weltlage mit Verachtung straft: "Behold the disease of things unknown / The fanatics are winning and I wanna go home." Zeilen, die kaum für eine Philosophie reichen – wohl aber für mehrstöckige Atmosphären-Bolzen, von denen das prägnant arrangierte "In bondage" gesanglich und elektronisch am imposantesten strahlt. Wer fragt da "Geht es im Grunde nur um Sex?"

Nein, geht es nicht. Stattdessen umarmt Corner sämtliche Seelenverwandte und vor allem sich selbst und rüstet für den latent manischen Torch-Song "Radical self-love" – ein Begriff, der 2015 auf dem chronisch zweifelnden "Metanoia" noch so gut wie undenkbar gewesen wäre. Hier passt er wie die Faust aufs Auge, wenn selbst der in "Thanatos" präsente Todestrieb dynamisch ätzt und rumpelt, den Schritt zu einem schnittigen Tanzflächenfeger wie "Spit it out" jedoch verweigert. Besonders tröstlich gibt sich abschließend das kontemplativ freischwebende "Army of the winter sun", das Noise-Flächen zerren und schaben lässt. Doch das soll es schon gewesen sein? Mitnichten, denn die hochgestellte Zahl im Albumtitel weist subtil, aber bestimmt darauf hin, dass Teil zwei dieses erfreulich knackigen Albums bereits in den Startlöchern steht. Was drauf sein wird, kann Corner selbst noch nicht so genau sagen: "Entweder ohrenbetäubende Verzerrung oder akustische Emotion." Und wie wäre es mit ein bisschen Sex?

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Disciple
  • In bondage
  • The X ID

Tracklist

  1. Disciple
  2. Fault lines
  3. In bondage
  4. The X ID
  5. Radical self-love
  6. Thanatos
  7. The truth
  8. Army of the winter sun

Gesamtspielzeit: 33:48 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

dielangsameschnecke

Postings: 131

Registriert seit 09.11.2022

2023-06-09 09:34:26 Uhr
IAMX ist für mich sowas wie ein moderner Bowie.

Vorliebe für Berlin, geniales Songwriting, Spiel mit der Androgynität

8hor0

Postings: 996

Registriert seit 14.06.2013

2023-06-01 08:23:59 Uhr
gar nicht mitbekommen, dass da was neues kommt. bei chris finden sich immer ein paar perlen auf den alben.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2023-05-31 21:13:53 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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