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Lewis Capaldi - Broken by desire to be heavenly sent

Lewis Capaldi- Broken by desire to be heavenly sent

Vertigo / Universal
VÖ: 19.05.2023

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

In steter Erregung

Lewis Capaldi ist bestimmt ein ganz feiner Kerl. Wer ihm auf Social Media folgt oder die kürzliche Netflix-Dokumentation "How I'm feeling now" gesehen hat, wird das sicher bestätigen. Geerdet, humorvoll, ehrlich und offen kommt er daher, dabei fern von allen Allüren und Schönheitsidealen, außerdem mit Panik-Attacken und dem Tourette-Syndrom geschlagen, ein noch unwahrscheinlicherer Superstar als Ed Sheeran. Und doch hat er vor vier Jahren nach großem Vorab-Hype das Vorgänger-Album "Divinely uninspired to a hellish extent" vorgelegt, das ihn zwangsläufig in die erste Liga der Popstars katapultiert hat.

Ungewöhnlich lange hat es gedauert, dass der Nachfolger nun veröffentlicht wird, aber es geht vergleichsweise gut los: Mit "Forget me" beginnt das Album gleich mit seinem besten Song. Sehr gefällig perlen die Strophe und der Pre-Chorus dahin, Capaldi singt mit seinem überaus sympathischen schottischen Akzent, und alles kulminiert in einem Refrain, in dem er seinen ganzen Herzschmerz unnachahmlich herausschreit. Für die Komposition hat er sich mit dem TMS-Trio, wie schon bei "Someone you loved", absolute Experten ins Boot geholt, alles ist gut produziert, tolle erste Single. Das nachfolgende "Wish you the best" schlägt in die gleiche Kerbe, auf ruhige Strophe folgt super-emotionaler Refrain, den Briten gefällt's, und sie pushten die Single vorübergehend auf Platz eins. Als zweite Vorab-Single diente "Pointless", ebenso erfolgreich und von Ed Sheeran co-komponiert, und zur Abwechslung wird hier nicht die Verflossene besungen, sondern die aktuelle Flamme des Sängers.

Irgendwie beschleicht einen aber spätestens jetzt das Gefühl, dass man bei diesem Album doch sehr auf die Sicherheit einer vermeintlichen bisherigen Erfolgsformel gegangen ist. Was einem beim Erscheinen von "Someone you loved" oder auch "Before you go" noch aufgrund der sich zerreißenden, emotionalen Stimme Capaldis die Schuhe vor Ergriffenheit auszog, kann jetzt mit seinem immer wiederkehrenden Muster nicht mehr so wirken. Und leider geht es genau so weiter, wobei die Raffinesse der Kompositionen sogar noch abnimmt. "Heavently kind of state of mind", "Haven't you ever been in love before?", "Love the hell out of you" oder "Any kind of love" lassen schon an den Titeln erkennen, worum es geht. Stets folgt auf eine ruhige Strophe die totale Erregung im Chorus, als ob es um sein Leben ginge. In letztgenanntem Song übertreibt es Capaldi so sehr, dass erstmalig auch ein Ende seiner Stimme im Refrain erkennbar wird.

Endlich einen etwas anderen Weg schlägt dann "The pretender" ein, indem Capaldi wie in der der Netflix-Dokumentation schonungslos über seine eigene innerliche Zerbrechlichkeit berichtet und die ganz große Gefühlsexplosion im Chorus erstmalig ausbleibt. "Leave me slowly" ist dann wieder anders gelagert, da hier auf einmal 80er-Keyboards, Prince-like-Beats und sogar ein angedeutetes Gitarren-Solo die Richtung vorgeben. Leider sind beide Songs musikalisch zu unbedeutend, um als Highlights des Albums gelten zu können, und das folgende "How this ends" funktioniert dann auch schon wieder nach bekanntem Muster.

Mit "How I'm feeling now" endet das Album und schafft dort mit einer ruhigen Singer/Songwriter-Atmosphäre noch einmal einen netten, erleichternden Kontrast zum bisherigen Gehörten. Aber es bleibt dabei: Wie nach einem aufreibenden Beziehungsstreit geht man aus diesem Album aufgrund der immer gleichen überbordenden Emotionalität leer und erschöpft raus und fühlt sich irgendwie angeschrien. Was für manche Singles Erfolgsgarant ist, funktioniert als Album leider nicht.

(Malte Schierenberg)

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Highlights

  • Forget me
  • Pointless
  • How I'm feeling now

Tracklist

  1. Forget me
  2. Wish you the best
  3. Pointless
  4. Heavenly kind of state of mind
  5. Haven’t you ever been in love before?
  6. Love the hell out of you
  7. Burning
  8. Any kind of life
  9. The pretender
  10. Leave me slowly
  11. How this ends
  12. How I’m feeling now

Gesamtspielzeit: 43:10 min.

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User Beitrag

musie

Postings: 3751

Registriert seit 14.06.2013

2023-11-30 08:35:47 Uhr
Haha, die Rezi, man fühlt sich angeschrien! Gut bemerkt. Ich mag einzelne Lieder zwischendurch, im Radio gibts einiges Schlechteres, aber das Album als Ganzes, nein danke!

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2023-05-31 21:12:54 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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