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The Telescopes - Of tomorrow

The Telescopes- Of tomorrow

Tapete / Indigo
VÖ: 19.05.2023

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Nuscheln und kuscheln

Wo sind eigentlich alle hin? Zur Zeit von Pandemie und Lockdown keine allzu kluge Frage. Also stellt Stephen Lawrie sie erst gar nicht, sondern richtete sich in den schwierigen Jahren Anfang der 2020er kurzerhand auf eigene Faust häuslich in einem Cottage in West Yorkshire ein. Mithilfe von ein paar billigen Synthesizern und auf den ersten Blick musikfernem Brimborium entstand dort mit "Experimental health" das 14. Album von The Telescopes, das der Brite komplett alleine verantwortete und das nicht etwa blickdichte Soundwälle oder weißes Rauschen, sondern eine Art LoFi-Laptop-Folk ohne Laptop enthielt – und keine einzige Gitarre. Kann man so machen, wenn die Welt ohnehin stillsteht. Nur gefiel das einsame Produzieren Lawrie so gut, dass er beschloss, auch den nächsten Longplayer ohne Band einzuspielen – "Of tomorrow" muss also nicht nur ohne das 2020 an Krebs verstorbene Gründungsmitglied David Fitzgerald, sondern auch ohne die Kollegen auskommen, die auf früheren Alben von The Telescopes präsent waren.

Kann man ebenfalls so machen, sofern eine solche Platte daraus resultiert. Die packt nämlich trotz des extrem reduzierten Line-Ups deutlich fester zu als der Vorgänger. Neben der Sechssaitigen sind auch schmatzende Drum-Machines und dezent schmurgelnde Electronics wieder an Bord, was allerdings nicht mehr in 15-minütigen Drone-Installationen wie "Handful of ashes" von "As light return" gipfelt, die auch auf Fuck Buttons' Komposthaufen hätten wachsen können. Mit dem schleifenden "Butterfly" kommt dieses Album sogar ausgesprochen schlank vom Start weg, lässt die Riffs krautig rotieren und eine vorwitzige Orgel ihre Kreise ziehen, während der Groove ähnlich rigoros voranstapft wie einst bei "Hold my hand" von Unkle. Schließlich griff es schon immer zu kurz, The Telescopes lediglich in Noise-Pop oder Shoegaze zu verorten, und auch hier verweisen im wohligen "Where do we begin?" oder bei "Everything belongs" rumorende Bässe auf Dub-selige Mittneunziger-IDM von Acts wie Seefeel oder Spectre.

Klingt alles etwas technisch? Keine Bange: Wenn es in "Only lovers know" darum geht, zu selbstvergessenen kleinen Licks aus offensichtlichen Gründen lieber den ganzen Tag nuschelig im Bett zu kuscheln, macht Lawrie immer noch niemand etwas vor. Auch "Down by the sea" gestaltet es sich mit einem fast neunminütigen Psych-Schleicher überaus lauschig, sodass man fast gar nicht mitbekommt, wie das Stück einen mit Glacéhandschuhen aus diesem Album befördert. Zuvor zieht Lawrie das Feedback allerdings noch einmal kräftig an: "(The other side)" steht zwar wie beiläufig in Klammern, sägt sich aber genauso unsanft ins Vergnügungszentrum wie "Sonancy", das überraschend frische Comeback der stilistisch benachbarten Loop. Was auch bitter nötig war, nachdem The Telescopes 2021 mit dem eher schluffigen "Songs of love and revolution" einiges an Schärfe und Schlüssigkeit eingebüßt hatten. Auf "Of tomorrow" hingegen macht Lawrie alles richtig und das Beste aus dem Alleinsein. Und morgen ist auch noch ein Tag.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Butterfly
  • Where do we begin?
  • (The other side)

Tracklist

  1. Butterfly
  2. Everything belongs
  3. Where do we begin?
  4. Only lovers know
  5. (The other side)
  6. Under starlight
  7. Down by the sea

Gesamtspielzeit: 38:09 min.

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User Beitrag

etienoir

Postings: 782

Registriert seit 03.02.2023

2023-05-17 21:38:58 Uhr
wahrscheinlich das album, auf das ich am kommenden wochenende am meisten gespannt bin.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26281

Registriert seit 08.01.2012

2023-05-17 21:19:15 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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