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Monika Roscher Bigband - Witchy activities and the maple death

Monika Roscher Bigband- Witchy activities and the maple death

Zenna / Membran
VÖ: 05.05.2023

Unsere Bewertung: 9/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Ein bisschen unfassbar

"Die Welt ist ein Jammertal ohne Musik", verkündete dereinst Helge Schneider. Und wie so oft hatte er damit recht. Die fränkische Gitarristin, Sängerin und Komponistin Monika Roscher denkt da sicher ähnlich. Seit ungefähr einer Dekade musiziert sie gemeinsam mit ihrer Big Band jenseits greifbarer Genregrenzen. Mit ihrem dritten Album "Witchy activities and the maple death" veröffentlicht sie ein Werk, das nicht nur in Jazz-Kreisen für Furore sorgen dürfte. Von unbändiger Experimentierwut getrieben, legt sie die Latte für alles, was noch kommen wird, verdammt hoch.

Schon die ersten Takte von "8 Prinzessinnen" geben die Marschrichtung vor. Vielmehr: Sie preschen drauflos, als wäre der Teufel hinter ihnen her. Bald überlagern sich mehrere Rhythmen, während Blasinstrumente und Gitarren um die melodische Vorherrschaft ringen. Dazu singt Roscher entrückte Verse über Königstöchter in Lebensnot. Über neun Minuten dauert der Track, was so manchen Hörer abschrecken dürfte. Doch wer sich vor Takt- und Tempowechseln nicht scheut, wird mit einem wilden Ritt durch alle möglichen musikalischen Gefilde belohnt. Sogar eine waschechte Breakbeat-Passage darf bestaunt werden.

Die eigentliche Stärke von Roschers Musik ist jedoch, trotz überwältigender Ideendichte zugänglich zu bleiben. So hält sich die Band in dem melancholischen "Direct connection" zunächst zurück, bevor gegen Ende der blanke Irrsinn in Form einer Freejazz-Abfahrt ausbricht. Apropos: Das, was in den zwölfeinhalb Minuten von "Witches brew" passiert, passt kaum in einen Absatz. Man stelle sich eine Kombination aus Björk, Miles Davis, Maurice Ravel und The Mars Volta vor. Ja, das sind große Namen. Wobei Monika Roschers Stil nicht nur Zitat, sondern auch Statement ist. Sie macht keinen Hehl aus ihren Einflüssen und kombiniert sie zu einem faszinierenden Ganzen, das klingt wie nichts anderes.

Die emotionale Bandbreite des Dargebotenen ist beeindruckend. "Firebird" irrlichtert beispielsweise zwischen wilden Instrumentalpassagen und zurückgenommenen Gesangseinlagen hin und her, bevor am Ende das Gaspedal durchgetreten wird. "A taste of the apocalypse" erinnert hingegen mit seinen schimmernden Moll-Akkorden an die goldene Ära der James-Bond-Titelsongs. Allerdings ist Roscher keine Shirley Bassey, ihr stimmlicher Auftritt bleibt stets distanziert und kühl, wodurch ein spannender Gegensatz zur überschwänglich arrangierten Musik entsteht.

So ein bisschen unfassbar ist das alles ja schon. Woher sie all diese Ideen nimmt, wie unfassbar präzise ihre Band agiert, wie vielschichtig die Produktion klingt. Selbst zunächst eher unscheinbare Verschnaufpausen wie "The leading expert of loneliness" warten mit überraschenden Wendungen wie einem schlicht wunderschönen Trompetensolo auf. Gleichzeitig gibt es Songs wie "Unbewegte Sternenmeere", das derart weit draußen schippert, dass man ein Fernrohr braucht, um alle Details zu entdecken oder "Creatures of dawn", das klingt, als hätte ein ganzer Zirkus vor der Vorstellung die richtigen Drogen konsumiert. Es hilft alles nichts: Das hier ist ein Meisterwerk. Nicht weniger.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights

  • 8 Prinzessinnen
  • Firebird
  • Witches brew
  • Direct connection

Tracklist

  1. 8 Prinzessinnen
  2. Firebird
  3. Witches brew
  4. Creatures of dawn
  5. Queen of spades
  6. Starlight nightcrash
  7. A taste of the apocalypse
  8. The leading expert of loneliness
  9. Direct connection
  10. Unbewegte Sternenmeere

Gesamtspielzeit: 64:23 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

HerrH.

Postings: 112

Registriert seit 04.02.2021

2024-12-28 22:42:13 Uhr
Betreiber und Kapelle streben angeblich einen regelmäßigen Festtagsbesuch im Pavillon an.
Dann sorgen wir beim nächsten Mal für Stimmung und Frischzellenkur (immerhin bin dann immer noch weiiit unter 50...!)

nörtz

User und News-Scout

Postings: 15551

Registriert seit 13.06.2013

2024-12-28 20:08:36 Uhr
Hatte überlegt, wieder hinzugehen, aber leider dann doch nicht geklappt.

Bonzo

Postings: 3252

Registriert seit 13.06.2013

2024-12-28 19:50:11 Uhr
Haha, ich habe mich gestern auch wieder richtig jung gefühlt. War bestimmt unter den jüngsten 5%.

HerrH.

Postings: 112

Registriert seit 04.02.2021

2024-12-28 13:43:31 Uhr
Gestern live im Pavillion in Hannover - was ein geiles Konzert! Faszinierend und berührend ;-)
Einziger Wermutstropfen: Die Überzahl an Kultur-Weintrinker-Oldies, die sich verbitten, im Sitzen zur Musik abzugehen.
Tut mir dann immer leid für die Musiker, die selbst abgehen wie scheiße und voll in ihrem Tun aufgehen, und im Publikum zucken nur zweieinhalb Leute...

Felix H

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 10363

Registriert seit 26.02.2016

2024-01-23 20:15:24 Uhr
Kann ich auch so nachvollziehen. Ich finde es faszinierend, aber nicht berührend.
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