The Allegorist - Tekhenu

Awaken Chronicles / Ready Made
VÖ: 05.05.2023
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10

Stein im Brett
Ägyptologen und Brettspielfreunde wissen, was der Begriff "Tekhenu" bedeutet. Alle anderen dürfen "Obelisk" sagen. Und wem das immer noch zu fancy ist, der sagt eben "frei stehender, rechteckiger, spitz zulaufender Pfeiler", auch wenn das ganz schön umständlich ist. Die Berliner Klangkünstlerin Anna Jordan, die unter dem Alias The Allegorist firmiert, ist höchstwahrscheinlich weder Ägyptologin noch Brettspielerin, aber dafür versiert, wenn es darum geht, Musik zu machen. Ihre Herangehensweise ist dabei ebenso simpel wie konsequent: Ausdefinierte melodische Motive treffen auf reduzierte Rhythmik, was im Zusammenspiel meist an Soundtracks aus dem Science-Fiction- und Fantasy-Bereich erinnert. Dabei beeindruckt besonders das Gleichgewicht zwischen elektronischen und natürlichen Elementen.
Die zehn Songs vereint vor allem eine zutiefst entspannte Grundhaltung. Es gibt kaum Brüche, stattdessen wirkt das Album wie aus einem Guss. Dass es trotzdem nicht langweilig wird, liegt an Jordans feinem Gespür für Sounddesign. Besonders die volltönenden Synthesizer-Elemente verleihen der Musik eine majestätische Aura. Begleitet werden diese von minimalistischen, aber äußerst präzisen Beats. Viele Tracks kommen allerdings ganz ohne Rhythmusinstrumente aus, beispielsweise das erhabene "Through the forest" oder das ätherische "The invisible". Obwohl grundsätzlich viel Wärme von Jordans Kompositionen ausgeht, gibt es immer wieder auch düstere Exkurse, hier weiß besonders das bedrohlich wummernde "Howling with the wolf" zu gefallen. Formschön auch "Trees of peace", das sich mit seinen Tribal-Elementen gut auf einem The-Witcher-Soundtrack machen würde.
Erwähnt werden muss noch der konzeptionelle Überbau: Jordan versteht sich nicht nur als Musikerin, sondern auch als Erzählerin und visuelle Künstlerin. Aus diesem Grund funktioniert "Tekhenu" tatsächlich am besten, wenn man es mit den parallel veröffentlichten Musikvideos kombiniert und sich auf Jordans Homepage in ihre tatsächlich allegorische Kurzprosa einliest. Freilich kann man derlei Gebaren auch als esoterisches Spinnertum abtun, im Kontext der Musik ergibt das alles aber durchaus Sinn. Hier ist eine Frau am Werk, die sehr genau versteht, wie wichtig eine klare Vision ist. Besonders eindrücklich macht dies der Titeltrack deutlich. Hier errichtet Jordan auf einem technoiden Fundament ein regelrechtes Monument. Darf man das Adjektiv "monolithisch" in Rezensionen verwenden? Ausnahmsweise ja.
Highlights
- Through the forest
- Howling with the wolf
- Tekhenu
Tracklist
- Whispers of the wind
- Born in the river
- Trees of peace
- Inner dialogue
- Through the forest
- Howling with the wolf
- The invisible
- Dreams at dawn
- Tekhenu
- Barefoot
Gesamtspielzeit: 37:34 min.
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