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Fenne Lily - Big picture

Fenne Lily- Big picture

Dead Oceans / Cargo
VÖ: 14.04.2023

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Das kleine Ganze

Fenne Lily war immer eine Frau der eher leisen Töne. Ihr Debüt "On hold" paarte Akustikballaden mit sanften, elektronischen Akzenten und verarbeitete eine Trennung in Form einer bittersüß melancholischen Reflexion. Für den Nachfolger "Breach" öffnete sie ihren Sound zumindest teilweise in Richtung Indierock, samt fuzzy Gitarren à la Pavement, nur um im lyrisch prägnanten Highlight "I used to hate my body but now I just hate you" das Albummotiv der Standortbestimmung und Selbstermächtigung nur mit Folkgitarren- und Klavierbegleitung atemberaubend eindringlich auf den Punkt zu bringen. Das neue Album "Big picture" verhandelt nun die Liebe in den Zeiten der Corona-Pandemie so multiperspektivisch wie nie zuvor im Schaffen der in New York lebenden Britin, bleibt jedoch introspektiv und in der musikalischen Ausgestaltung (manche würden sagen: noch) reduzierter als die Vorgänger.

Das durchaus abwechslungsreiche erste Drittel der Platte lässt dies zunächst nicht vermuten. Im Opener "Map of Japan" steht die gerahmte Karte für die eingehegte, aber nicht zu unterdrückende Sehnsucht nach dem Ausbruch, auch aus der den Horizont verengenden Beziehung. Den die Lyrics spiegelnden Kontrapunkt zu Lilys wie immer glockenheller, ohrenschmeichelnder Stimme setzen hier verzerrte Gitarrenakkorde, die quasi den instrumentalen Refrain bilden. "Dawncolored horse", der Titel stammt aus einem sarkastischen Liebesgedicht des tragisch unterschätzten Schriftstellers Richard Brautigan, beschreibt im entspannten Countrygewand samt Banjo-Picking die trotz großer Nähe immer immanente Vergänglichkeit einer Partnerschaft, denn was sind Liebende schon anderes als "double lives extricably tied"? An das Songwriting der Dessner-Brüder erinnert die fast zum Mitwippen einladende Vorabsingle "Lights light up", ein wahres Indiepop-Juwel mit bittersüßer Melodie, das ebenso herzerwärmend wie herzzerreißend erneut glückliche Momente eines Paares und dessen fragliche Zukunftsperspektive verzahnt: "The traffic lights light up as we stand kissing / And the car horns play along / And though the sign says stop and look and listen / We don't do that shit anymore."

Das sich nicht mit Klimaklebern, sondern mit einer aufgewärmten Romanze beschäftigende "Superglued" beginnt als sanfte Folkballade, lässt später jedoch die Gitarren zunächst flirren und schließlich als dunkles Omen aufheulen, das die beschwörenden Zeilen "Superglued / Just like new" konterkariert. Originelle Arrangements dieser Art fehlen auf der homogeneren und noch ruhigeren zweiten Albumhälfte fast völlig, sodass sich die berührende Schönheit und Verletzlichkeit von Tracks wie "Henry" oder "In my own time" mit den entwaffnenden Zeilen "Sometimes I feel like I'm just killing time here / Or maybe it's killing me" erst beim mehrmaligen und fokussierten Hören erschließt. "Big picture" zelebriert musikalisch die Schönheit des Schlichten, leuchtet jedoch lyrisch überaus pointiert das komplexe Spektrum von Liebesbeziehungen aus.

(Michael Albl)

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Highlights

  • Map of Japan
  • Lights light up
  • Superglued

Tracklist

  1. Map of Japan
  2. Dawncolored horse
  3. Lights light up
  4. 2+2
  5. Superglued
  6. Henry
  7. Pick
  8. In my own time
  9. Red deer day
  10. Half finished

Gesamtspielzeit: 40:49 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Kai

User und News-Scout

Postings: 2943

Registriert seit 25.02.2014

2023-04-14 23:17:04 Uhr
Sehr schönes Album. Die 7 geht absolut in Ordnung.

Grizzly Adams

Postings: 5229

Registriert seit 22.08.2019

2023-04-07 20:02:29 Uhr
Für einen Song wie Lights light up gibt es solche Adjektive wie zauberhaft. Das Album werde ich mir wohl anhören müssen. :)

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27171

Registriert seit 08.01.2012

2023-04-05 20:48:20 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27171

Registriert seit 08.01.2012

2023-03-16 19:31:02 Uhr - Newsbeitrag


Heute präsentiert FENNE LILY ihre neue Single/Video „In My Own Time“ aus „Big Picture“, ihrem kommenden Album, das am 14. April bei Dead Oceans erscheint. Das introspektive „In My Own Time“ ist einer der zarteren Momente von „Big Picture“ und zeichnet eine Szene von isolierter Intimität, die von der Angst geprägt ist, dass das Leben viel zu schnell vorbeigeht. Mit Zeilen wie „sometimes I feel like I'm just killing time here // or maybe it's killing me“, bewegt sich FENNE LILY durch die unzähligen Gemütszustände, die mit einer verblassenden oder sich verändernden Identität verbunden sind. Während zarte Harmonien von KATY KIRBY üppige Gitarrenlinien begleiten, reflektiert FENNE über eine Zeit, in der sie „simultaneously sheltered from and crushed by a fear of the future“, und untersucht ihre widersprüchlichen Gefühle über ein kleineres, langsameres Leben. Jeder Song auf „Big Picture“ fühlt sich wie eine Ode an zwei Menschen an, die sich gegenseitig beim Überleben helfen, aber keiner mehr als dieser.

„In My Own Time“ begann als ein Gitarren-Lick, für den Fenne keinen Platz fand, und wurde zum Albumtitel, für den sie am längsten brauchte, um ihn zu schreiben. Den ganzen Sommer über arbeitete sie daran, indem sie auf dem Dach ihrer Wohnung Tagebucheinträge machte und die Worte sang, die ihr am wenigsten peinlich waren. Das erste Demo des Songs, das sie zu Hause mit ihrer Band aufnahm, ist fast identisch mit der endgültigen Version. Da FENNE kein Schlagzeug zu Hause hatte, baute ihr Schlagzeuger James Luxton die Percussion aus Dingen in ihrer Küche - Kräutergläser, Pfannenwender auf einem Notizbuch, Fingerklopfen auf einer Pfanne. Diese Percussion wurde schließlich in der Studioversion des Songs zusammen mit dem echten Schlagzeug hinzugefügt.

Das dazugehörige Video, bei dem FENNE und Jim Larson Regie führten, zeigt FENNE und ihre Begleitband in einer lauten Bar, wo sie auftreten und mit verschiedenen Gästen und Bauchredner-Doppelgängern interagieren. Es ist die Idee von FENNE und meinem Mitbewohner Zander (Sharp), die bei einer Flasche (oder zwei) Wein ein Risotto kochten und sich darüber unterhielten, wie man einen übermäßig filmischen, grenzwertig gewalttätigen visuellen Begleiter für ein Liebeslied machen könnte. FENNE erklärt zu „In My Own Time“: „This song’s about the weight of stasis — about time moving too quickly and too slowly and every mistake feeling both permanent and inconsequential. When it came to writing this video concept, I wanted it to reflect the twisted aspects of a love that’s found in the midst of chaos and the subsequent feeling of being inanimate in your own story. All that, in the style of Terminator 2.”

musie

Postings: 3870

Registriert seit 14.06.2013

2023-02-19 12:19:15 Uhr
die hatte ich am Maifeld Derby in Mannheim und am Way Back When in Dortmund gesehen. beide Male wunderbar, die neuen Songs klingen ein bisschen zugänglicher als auch schon.
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