GoGo Penguin - Everything is going to be OK
XXIM / Sony
VÖ: 14.04.2023
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Sag jetzt nichts
Dass Jazz anders ist, wussten Die Ärzte schon 2007, und der latent unkreative Einstieg in diese Rezension sei bitte verziehen. GoGo Penguin aus Manchester sind entgegen aller Andersartigkeit so etwas wie die Popstars der Szene, werden bisweilen auch mal als "Rave-Jazz" bezeichnet und sorgen weltweit für ausverkaufte Hallen – warum sie bislang nicht mit einer Rezension bei Plattentests.de geadelt wurden, weiß nur der Wind. "Everything is going to be OK" ist bereits das fünfte Album des Kollektivs und markiert durchaus einen Neuanfang in dessen Laufbahn, denn mit Jon Scott haben GoGo Penguin einen neuen Schlagzeuger in ihren Reihen zu begrüßen. Als loses Konzept dient die thematische Behandlung von pandemischen Existenzkrisen und anderen persönlichen Schicksalsschlägen, welche die Musiker zwischenzeitlich ereilt und aus der Bahn geworfen haben. Aber ähnlich, wie 2014 schon Weezer ihren naiven Grundoptimismus durchgesetzt haben, ist auch hier der Titel Programm.
Herzstück des Trios ist das altehrwürdige Piano, das majestätisch über allem thront, ähnlich prominent ist der Kontrabass, und zusätzlich borgen GoGo Penguin sich ihre Rhythmen gerne mal aus TripHop und elektronischer Musik. Die anfangs meist reduzierten und konsequent rein instrumentalen Kompositionen driften dabei immer wieder in Postrock-artigen Rausch ab. Schon das sanft perlende "Glimmerings" zeigt sich allerdings zutraulich und gibt Entwarnung: Hier soll niemandem weh getan werden. "Poppig" ist dabei ein irreführendes Attribut für GoGo Penguin, nichtsdestotrotz sorgen viele wiederkehrende Motive für eine angenehme Eingängigkeit. "Saturnine" als auf stoischem Breakbeat daherkommendes Glanzstück sorgt auf diese Weise schon beinahe für Single-Charakter und wurde entsprechend vorabveröffentlicht.
Immer wieder platziert die Band charakteristische Ausreißer zwischen ihren weitläufigen Ambient-Feldern: "Friday film special" verlässt sich zum Beispiel auf eine wummernde, gar funkige Basslinie und Easy-Listening-artigen Überzug, der dazu einlädt, sich besonders gemütlich in die Kinosessel zu schmiegen. "Soon comes night" gibt sich zwischen Electronica und übersteuerter, knisternder Percussion weniger zärtlich, fasziniert aber gerade durch seinen disruptiven Ansatz, der den vorher angehäuften Wohlklang jäh unterbricht. Das folgende "An unbroken thread of awareness" bleibt unbequem, knarzt noisig und gänzlich frei von Percussion durch die Mitte des Albums und bereitet den zweiten Akt vor.
In jenem ist gerade das den Kreis zum Opener schließende "You're stronger than you think (Revisit)" ein mitreißendes und dabei knackig kurzes Aufflackern von Energie, nachdem "Last breath" elektronische Lebenszeichen in die Nacht hinaus gefunkt hat. Zappelig wie ein aufgescheuchtes Wiesel windet sich hingegen "We may not stay" empor, bei dem Jon Scott deutlich demonstriert, was in ihm steckt. Spätestens bei äußerst lebendigen Stücken wie diesen zeigt sich: Egal, welche Tragödien einen heimsuchen, am Ende wird alles wieder gut, denn Du bist stärker, als Du denkst. Das vermuteten schon Weezer, und hier haben sie nun den zusätzlichen Beweis. Der Jazz von GoGoPenguin ist bei aller Andersartigkeit auch irgendwo Indie(-Rock) oder Art-Pop. Und "Everything is going to be OK" ist ein riesengroßes Trostpflaster für die geschundene Seele.
Highlights
- Saturnine
- Soon comes night
- We may not stay
- You're stronger than you think (Revisit)
Tracklist
- You're stronger than you think
- Glimmerings
- Saturnine
- Glow
- Friday film special
- Soon comes night
- An unbroken thread of awareness
- We may not stay
- Everything is going to be OK
- Last breath
- You're stronger than you think (Revisit)
- Parasite
- Sanctuary
Gesamtspielzeit: 39:24 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Grizzly Adams Postings: 5491 Registriert seit 22.08.2019 |
2023-05-15 19:18:26 Uhr
Hab das Album nun seit einigen Tagen immer mal wieder gehört. Keine Overdose im Sinne von 10x hintereinander.Ob s daran liegt, kann ich nicht sagen, aber es ist für mich schon besonders wertvoll. Bin bei einer 9/10, was auch für die „Humdrum Star“ gilt. Und damit gemeinsam Platz 1 in der Diskographie. |
OMalley Postings: 828 Registriert seit 16.01.2022 |
2023-05-11 12:29:34 Uhr
Karte im Sack für Köln. |
NeoMath Postings: 2108 Registriert seit 11.03.2021 |
2023-05-11 12:28:42 Uhr
Shu-Shu-Shu, Sha-Sha-Sha....;-) |
Gomes21 Postings: 5233 Registriert seit 20.06.2013 |
2023-05-11 10:30:34 Uhr
Tu |
Gomes21 Postings: 5233 Registriert seit 20.06.2013 |
2023-05-11 10:29:33 Uhr
Zu das, starke Live Band! |
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Referenzen
Portico Quartet; Mammal Hands; Sons Of Kemet; Neil Cowley Trio; Esbjörn Svensson Trio; Aaron Parks; Avishai Cohen; Ezra Collective; Polar Bear; Mouse On The Keys; Glass Museum; Girls In Airports; Brad Mehldau; Jizue; Nils Frahm; Bohren & Der Club Of Gore; Kamasi Washington; The Comet Is Coming; Fox Capture Plan; Badbadnotgood; Lars Danielsson; Hiromi; Bohemianvoodoo; Parannoul; Max Richter; Radiohead; Brian Eno; Philip Glass; Claude Debussy; Yann Tiersen; Ólafur Arnalds; Thom Yorke; Archive; Massive Attack; Aphex Twin
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