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Samiam - Stowaway

Samiam- Stowaway

Pure Noise / Membran
VÖ: 31.03.2023

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Zeitlos

Im September 2011 war Barack Obama noch in seiner ersten Amtsperiode als US-Präsident, das Erdbeben in Japan und die Katastrophe von Fukushima gerade mal ein halbes Jahr her, Prinz William und Kate Middleton vermutlich noch in den Flitterwochen, das letzte Space Shuttle Atlantis frisch eingemottet und Steve Jobs noch rund einen Monat unter uns. Was sagt uns das? Einerseits gar nichts. Andererseits, dass einige Ereignisse schon ziemlich lange her sind. Wie zum Beispiel auch "Trips", das letzte Studioalbum von Samiam aus eben jenem Spätsommer vor knapp zwölf Jahren. Dass sich die Band immer mal wieder rar gemacht hat, ist in ihrer inzwischen mehr als drei Dekaden andauernden Laufbahn nichts Neues. So viel Zeit wie jetzt hat sie sich allerdings bis dato noch nie gelassen.

Umso erfreulicher ist es, dass Sänger Jason Beebout und die beiden Gitarristen Sergie Loobkoff sowie Sean Kennerly, die mittlerweile von Colin Brooks am Schlagzeug und Chad Darby am Bass begleitet werden, mit "Stowaway" ein Album vorlegen, das klingt, als ob sie nie weggewesen wären. Zugegeben, beim eröffnenden "Lake speed", das in bester Punkrock-Manier mit Wucht und jeder Menge frischem Wind in den Segeln den Auftakt zu einer kurzweiligen halben Stunde bildet, kommt das ureigene Samiam-Gefühl noch nicht ganz auf. Das ändert sich umgehend mit dem darauffolgenden und bereits vorab ausgekoppelten "Crystallized": "Could you take it now with your shaking hands / Could you tell me now that I can understand / It was all a game I never learned to play." Der Kontrast zwischen traurig-nachdenklichem Text und ungemein positivem Sound inklusive schmissigem Refrain und Background-Chor ist stark und passt wie die Faust aufs Auge. Apropos: Wie der vielzitierte Arsch auf Eimer passt auch die Kollaboration von Beebout und Chris Wollard (Hot Water Music), die sich im emotionalen "Lights out, little hustler" krachig-kratzig das Mikrofon teilen.

Viele der neuen Stücke sind gar nicht mehr so taufrisch, wie man meinen könnte. Eine Pandemie und unterschiedliche Wohnsitze quer über die Vereinigten Staaten verteilt führten dazu, dass die Schaffensphase von der ersten Idee bis zum fertigen Song oder gar Album durchaus länger und unkonventioneller als sonst war. Umso erstaunlicher ist es, dass die meisten Songs durchdacht und ausgereift im positiven Sinne daherkommen, ohne dabei den bandeigenen Charme aus den Neunzigern und Nullern einzubüßen. "Shoulda stayed" und "Monterey Canyon" pendeln zwischen Melancholie und Melodie, während es bei "Shut down" oder "Scout knife" etwas rauer zugeht und das Tempo mitunter angezogen wird. Im Alter von teilweise weit über 50 Jahren wirken die Herren von Samiam spielfreudig wie eh und je. Große Überraschungen bleiben aus, aber das ist auch vollkommen in Ordnung. "I wanna be something I still wanna be / But I need something to believe in / I wanna be something I still wanna be / Just need something worth believing", singt Beebout eindringlich im knackigen, von wirbelnden Gitarren begleiteten "Something". Für die Sinnfrage ist man schließlich nie zu alt. Bleibt abzuwarten, was eher kommt: Studioalbum Nummer zehn oder Prinz William auf dem Thron.

(Jochen Gedwien)

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Highlights

  • Crystallized
  • Lights out, little hustler
  • Something

Tracklist

  1. Lake speed
  2. Crystallized
  3. Lights out, little hustler
  4. Shoulda stayed
  5. Shut down
  6. Scout knife
  7. Monterey Canyon
  8. Natural disasters
  9. Stanley
  10. Highwire
  11. Something
  12. Stowaway

Gesamtspielzeit: 34:26 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

sizeofanocean

Postings: 1353

Registriert seit 27.01.2020

2023-04-05 10:19:16 Uhr
für mich sinds auch die Songs, die einfach null bleibenden Eindruck hinterlassen. alles nicht schlecht, aber eben meilenweit weg von "Hits" wie Capsized, She found you oder Sunshine...

fakeboy

Postings: 4661

Registriert seit 21.08.2019

2023-04-05 09:33:51 Uhr
Monterey Canyon ist auch mein Liebling. Insgesamt ist mir das Album aber einfach zu glatt geraten. Damit mein ich nicht so sehr die Produktion, die ich eigentlich schätze, sondern die Songs, die irgendwie einfach durchflutschen. Erinnert mich ein wenig ans letzte Album von Hot Water Music, bei dem ich auch den Spirit der Band nicht wirklich wiedererkennen konnte.

Mario791

Postings: 1

Registriert seit 05.04.2023

2023-04-05 09:23:45 Uhr
Find das Album richtig gut. Angenehm zu hören. Nach 12 Jahren freut man sich natürlich auf eine neue Samiam-Platte.
Tolle Songs, vor allem "Monterey Canyon" versetzt mich zurück in die 90er. Klar, der Sound an sich ist eher modern; klingt nicht nach "You're freaking me out" oder "Astray". Aber mei, man muss ein bissl mit der Zeit gehen.

eric

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 2794

Registriert seit 14.06.2013

2023-04-04 12:32:21 Uhr
Ich finde die Platte überraschend schön, eine hübsch klingende Stimme hat er ja. Erinnert Euch doch mal an den "Gesang" auf "Whatever's got you down". "Shut down" und "Scout knife" gehen gut nach vorn. Über die hymnischen Songs sagt die Rezension ja genug.

Obrac

Postings: 2084

Registriert seit 13.06.2013

2023-04-04 10:01:51 Uhr
Jasons Stimme klingt mittlerweile schon ziemlich weich. Ich habe mal gelesen, dass seine Stimmbänder in den letzten Jahrzehnten ziemlich gelitten haben. Wahrscheinlich ist der Gesangstil auf dem neuen Album die einzige Möglichkeit für ihn, noch weiter als Sänger aktiv sein zu können.
Die Platte klingt erstmal unspektakulär. Mit Großtaten wie "You are freaking me out" oder "Astray" hat das nicht mehr viel zu tun. Aber schön, wenn die Jungs sich überhaupt mal wieder musikalisch zurückmelden.
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