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Redemption - I am the storm

Redemption- I am the storm

AFM / Soulfood
VÖ: 17.03.2023

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

Mit dem Kopf durch die Wand

Irgendwie hat es in all den Jahren nie wirklich geklappt mit den ganz hohen Genre-Weihen. Seit dem Debüt "The origins of ruin" 2007 haben Redemption immer wieder gutklassige bis brillante Alben veröffentlicht, doch mehr als nur respektvolle Anerkennung kam bislang nicht dabei heraus. Mag sein, dass Bandkopf Nick van Dyk glücklich damit ist, dass er einfach nur Musik produzieren kann, insbesondere nach seiner schweren Krebserkrankung im Jahr 2009. Doch echte Euphorie mochte nie wirklich aufkommen, die Alben wissen den Kopf vorzüglich zu unterhalten, doch das Herz bleibt dabei auf der Strecke. Und das, obwohl seit dem letzten Album der Schwede Tom S. Englund den Posten am Mikrofon innehat, ein Sänger, der mit seiner Band Evergrey wie kaum ein anderer imstande ist, Progressive Metal nicht nur zu performen, sondern zu fühlen, gar zu leiden.

71 Minuten später. Die letzten Töne des neuen Albums "I am the storm" sind soeben verklungen, und man möchte noch ein bisschen verweilen. Noch ein bisschen in ergriffener Stille die furiose Interpretation von "Red rain" auf sich wirken lassen, nachdem Englund all seine Emotionen in den Song von Peter Gabriel gelegt hat. Doch leise schleichen sich zwei Gedanken ein: Warum eigentlich nicht immer so? Und ist das sechste Studioalbum der multinationalen Truppe deswegen jetzt ein Ausfall? Der nächste Durchlauf startet den Versuch einer Antwort. Zunächst einmal: "I am the storm" ist eine hervorragende Platte, die eigentlich nur zwei wirkliche Fragezeichen zurücklässt. Erstens: Warum konnten van Dyk und sein Keyboarder Vikram Shankar sich nicht über die stilistische Ausrichtung von "The emotional depiction of light" einigen, sodass gleich zwei Versionen auf dem Album landeten, die zudem beide nicht der Weisheit letzter Schluss sind, statt den Song wirklich sauber auszukomponieren? Und zweitens: Warum wird die ebenfalls sehr respektable Coverversion von "Turn it on again", die dem Original von Genesis jede Menge Wumms verleiht, so in die Mitte der Trackliste verfrachtet, dass sie auch ja den Flow des Albums maximal stört?

Denn bis dahin versteht es die Platte – endlich, möchte man ausrufen! – mitzureißen, bietet immer wieder faszinierende Momente. Wie der besagte Sturm aus dem Albumtitel fegt die Band durch die ersten Songs. Insbesondere der eröffnende Titeltrack begeistert durch brettharte Riffs, die dezente Melancholie in Englunds Gesang verleiht genau die richtige Tiefe, und über allem thront ein majestätischer Refrain. Das folgende "Seven minutes from sunset" wildert gar direkt in den Hoheitsgebieten von Dream Theater und verbindet Riffs mit höchster, aber nicht aufdringlicher Spielfreude sowie wahnwitzigen Gitarrensoli. Van Dyk hat schon oft unter Beweis gestellt, welch hochbegabter Eklektiker in ihm steckt, und auch bei "Remember the dawn" oder "Resilience" zeigt er, dass er problemlos mit den ganz Großen des Genres wie Symphony X oder Threshold mithalten könnte.

Das gilt auch für die Königsklasse des Genres, nämlich die berühmt-berüchtigten Longtracks. Über jeweils knapp 15 Minuten hält van Dyk bei "Action at a distance" weitestgehend gekonnt die kompositorischen Fäden in der Hand, fängt die teils ausufernden Soli immer wieder ein und zeigt im Mittelteil gar das ganz große Drama. In den Momenten jedoch, in denen dies nicht hundertprozentig gelingt wie in "All this time (And not enough)" läuft ein solcher Song natürlich Gefahr, allzu technokratisch zu geraten. Und möglicherweise muss der Kalifornier, der im Hauptberuf Top-Manager eines Software-Konzerns ist, tatsächlich einfach nur mehr Emotionen zulassen – allemal sind die stärksten Alben der Band diejenigen, auf denen er seine zeitweilig gar als unheilbar geltende Krankheit thematisierte und damit sein Inneres nach außen kehrte. So findet der Sturm des Albumtitels auch hier nur im Kopfkino statt. Das ist mitunter spektakulär, aber manchmal möchte man den Wind auch am eigenen Leib spüren.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • I am the storm
  • Seven minutes from sunset
  • Red rain

Tracklist

  1. I am the storm
  2. Seven minutes from sunset
  3. Remember the dawn
  4. The emotional depiction of light
  5. Resilience
  6. Action at a distance
  7. Turn it on again
  8. All this time (And not enough)
  9. The emotional depiction of light (Vikram's remix)
  10. Red rain

Gesamtspielzeit: 71:18 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Neytiri

Postings: 1146

Registriert seit 14.06.2013

2023-03-30 07:37:59 Uhr
schreckliche "Musik"

hos

Postings: 1948

Registriert seit 12.08.2018

2023-03-30 01:01:40 Uhr
haben mir mit Ray Alder deutlich besser gefallen, zumindest die ersten beiden alben. der neoprog, der sich hier durch das ganze album schmiert, ist kaum auszuhalten. fühlt sich genauso falsch und gekünstelt an wie schlagermusik.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2023-03-29 21:40:40 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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