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Girls In Airports - How it is now

Girls In Airports- How it is now

Kaja / The Orchard / Membran
VÖ: 24.03.2023

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Im Wechselspiel der Wahrnehmung

Die Beschreibung von instrumentaler Musik stellt Autor*innen nicht selten vor ein Rätsel. Welcher Schwerpunkt soll gelegt werden, konzentriert man sich auf die verwendeten Instrumente, versucht man, die Rhythmik zu entschlüsseln oder sogar die Tonart zu bestimmen? Alles ist möglich, doch damit die Beschreibungen nicht allzu analytisch enden, eignen sich immer plastische Metaphern. Besonders beliebt ist das Bild des sogenannten Klangraums – ein Ort, dessen individuelle Gestaltung, Form und Inhalt allein durch das Gehörte bestimmt wird.

Ein Ensemble, das diesen Klangraum seit mittlerweile 14 Jahren nicht nur in Höhe, Tiefe und Breite bis ins Kleinste ausfüllt, sondern auch umgestaltet, renoviert, dekoriert und konstant neu erfindet, ist Girls In Airports aus Kopenhagen. Mit "How it is now" veröffentlichen die Musiker rund um den Saxofonisten, Flötisten und Pianisten Martin Stender nach einigen personellen Veränderungen erstmals als Quartett. Unterstützt wird Stender dabei durch Mathias Holm (Keyboard, Orgel, Piano), Victor Dybbroe (Schlagzeug, Gongs, Percussion) und Anders Vestergaard (Schlagzeug, Drums, Zimbeln). Gemeinsam kreieren die Dänen einen Klang, der sich nur der besten Eigenschaften sämtlicher musikalischer Genres bedient, sei es der Improvisation des Jazz, der progressiven Entwicklung des Post-Rock oder der eingängigen Motivik des Folk. Wie also gestalten Girls In Airports ihren charakteristischen Klangraum auf ihrer neuesten Veröffentlichung?

Die groben Konturen liegen nah: ein liminaler Warteraum, versteckt in den Tiefen eines Flughafens. Und schon beim Betreten des Raums wird klar, dass sich dieser nicht ohne Weiteres vollkommen offenbaren wird. Viel eher scheint der begrenzte Kosmos ständig in Bewegung zu sein, ständig wechseln Farben, Belichtung und Einrichtung. Denn die Essenz von "How it is now" liegt vor allem in der stetigen musikalischen Entwicklung und dem Zusammenspiel der vier Dänen. So orientiert sich das fünfminütige "Curtain of life" an einem eingängigen, hoch sensiblen Thema im Saxofon und lässt zwischen hook-artigen Passagen einigen Platz für ausgiebige Improvisationen. Unübertroffen in der dynamischen Entwicklung ist auch das lyrisch-experimentelle "18", das kaum hörbar und zurückgenommen beginnt und mit einem scheinbar plötzlich auftretenden, dreiminütigen Drumsolo tranceartige Zustände auslöst, in denen die Grenzen von Raum und Zeit endgültig verschwimmen. Fast erdend wirkt dagegen der Closer "Yield", der den Fokus auf einige schwingende Piano-Akkorde legt, in die sich sentimentale Saxofontöne in Moll mischen.

"How it is now" lässt sich als plastisches Bild eines individuellen Klangraums kaum klar definieren. Viel zu schnell und unmerklich wechseln sich im Albumverlauf Tempi, Dynamiken und Rhythmen untereinander ab. Wird der Raum zunächst ganz dünn von einigen Tönen durchzogen, ist er in der nächsten Minute so gefüllt von vielstufigen Klängen, dass er aus allen Nähten zu platzen scheint – und gerade dieses Wechselspiel lädt mit offenen Armen dazu ein, vollkommen die Kontrolle abzugeben. Girls In Airports begeistern und verblüffen mit einem siebten Studioalbum voll Ideenreichtum, Emotion und Variation.

(Nicola Koch)

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Highlights

  • Curtain of life
  • 18
  • Yield

Tracklist

  1. Kabul
  2. Bees
  3. Curtain of life
  4. Ember
  5. Plants
  6. Sachette
  7. 18
  8. Cabin
  9. Yield

Gesamtspielzeit: 44:14 min.

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Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2023-03-22 20:41:44 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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