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Elvis Costello & Burt Bacharach - The songs of Bacharach & Costello

Elvis Costello & Burt Bacharach- The songs of Bacharach & Costello

Def Jam / Universal
VÖ: 03.03.2023

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Kongeniale Klangkollegen

Auch weniger Beflissene, für die Bacharach in der Erstassoziation zunächst einmal ein rheinromantisches Städtchen ist, kennen zweifellos einige der erstaunlichen Anzahl großer Hits aus der Feder des Komponisten Burt Bacharach. Vor allem in den Sechzigerjahren gelangen ihm gemeinsam mit Texter Hal David Geniestreiche wie "What the world needs now is love", "I say a little prayer" oder "Raindrops keep fallin' on my head". Was da jedoch als geschmeidiges Easy Listening daherkommt, ist oft geprägt von ungewöhnlichen Harmonien, Taktarten und Tempowechseln, die nur gepaart mit den unwiderstehlichen Melodien und den satten Arrangements so ungeheuer mühelos wirken. Der junge New-Wave-Punk Elvis Costello outete sich früh als Fan und mutete seinem Publikum bereits 1977 bei Konzerten die unironisch vorgetragene Bacharach-Nummer "Just don't know what to do with myself" zu. Mitte der Neunziger kam es dann schließlich zur musikalischen Kollaboration zwischen Costello und Bacharach für den Soundtrack zum gefloppten Musikfilm "Grace of my heart". Die beiden Herren fanden Gefallen an der Zusammenarbeit und veröffentlichten schließlich 1998 das gemeinsame Album "Painted from memory", das klanglich aufgefrischt auch die erste Hälfte der neuen Sammlung "The songs of Bacharach & Costello" bildet.

Über zwölf überaus berührende und meisterlich arrangierte Songs hinweg loten Costello und Bacharach hier vornehmlich die düsteren Aspekte von Liebe, Sehnsucht und Beziehungsleben aus, wie bereits die ersten Zeilen im Opener "In the darkest place" nahezu programmatisch klarstellen: "In the darkest place / I know that is where you'll find me." Die Verschmelzung der Klangwelten beider Künstler ergibt mehr als die Summe der Einzelteile: Costello verordnet Bacharachs ausschweifend üppigen Melodien eine gewisse Disziplin, Bacharach bietet Costellos bittersüßen Texten einen seidenweichen, wiewohl abgründigen Hintergrund. Auch in den musikalisch luftigeren Momenten wie "Toledo" mit den für Bacharach so typischen Flügelhorn-Akzenten oder dem Lounge-Sound von "Tears at the birthday party" lauert lyrisches Ungemach, hier aus der verbitterten Perspektive des ehemaligen Partners des Geburtstagskinds: "I see you share your cake with him / Unwrapping presents that I should have sent." Costello hat nicht im technischen Sinne eine starke Stimme, doch die hörbare Mühe und sein rauer, immer wieder brechender Gesang bilden hier einen weiteren, gewinnbringenden Kontrast zu Bacharachs Soundlandschaften und lassen auch die Texte noch unmittelbar ergreifender wirken, nicht zuletzt im mit einem Grammy gekürten, schmollenden "I still have that other girl" oder im großartigen, beschwörenden "God give me strength", in dem sich Costello überaus verletzlich bis ins Falsetto hinaufschwingt.

Die von mehreren Interpreten intonierten Songs des zweiten Teils der Sammlung geben einen vielstimmigen Eindruck davon, wie das tatsächlich geplante, aber nie realisierte Bühnenstück zu "Painted from memory" hätte klingen können. Zu bereits von "Look now" bekannten Songs gesellen sich hier einige brandneue Juwelen: Costello selbst croont unter anderem den grandiosen Opener "You can have her", dessen orchestrales Arrangement majestätisch und intim zugleich ist und damit die lyrische Verquickung von Verletzlichkeit und stolzem Trotz perfekt widerspiegelt. Das von Jenni Muldaur lustvoll vorgetragene, deftige "Shameless" in Kurt-Weill-Manier ist hingegen eine erfrischend untypische Bacharach-Komposition, welche die Vielseitigkeit des Anfang Februar verstorbenen Maestros zeigt. "The songs of Bacharach & Costello" ist ein großartiges Vermächtnis und ein mit jedem Durchgang noch exquisiteres Hörerlebnis, bevorzugt allein und im Halbdunkel bei einem Glas Rotwein. Danke für alles, Mr. Bacharach!

(Michael Albl)

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Highlights

  • I still have that other girl
  • Painted from memory
  • God give me strength
  • You can have her (Elvis Costello)
  • Shameless (Jenni Muldaur)

Tracklist

  • CD 1
    1. In the darkest place
    2. Toledo
    3. I still have that other girl
    4. This house is empty now
    5. Tears at the birthday party
    6. Such unlikely lovers
    7. My thief
    8. The long division
    9. Painted from memory
    10. The sweetest punch
    11. What's her name today?
    12. God give me strength
  • CD 2
    1. You can have her (Elvis Costello)
    2. Painted from memory (Cassandra Wilson & Bill Frisell)
    3. Don't look now (Elvis Costello & The Imposters & Burt Bacharach)
    4. Everyone's playing house (Elvis Costello & The Imposters)
    5. I looked away (Audra Mae)
    6. Taken from life (Elvis Costello & The Imposters)
    7. My thief (Don Byron & Bill Frisell)
    8. Shameless (Jenni Muldaur)
    9. Photographs can lie (Elvis Costello & The Imposters & Burt Bacharach)
    10. In the darkest place (Audra Mae)
    11. Why won't heaven help me? (Elvis Costello & The Imposters)
    12. Stripping paper (Jenni Muldaur)
    13. He's given me things (Elvis Costello & The Imposters)
    14. What's her name today? (Audra Mae)
    15. Look up again (Elvis Costello)
    16. Lie back & think of England (Burt Bacharach)

Gesamtspielzeit: 112:24 min.

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Armin

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2023-03-22 20:40:58 Uhr - Newsbeitrag
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