Bony Macaroni - The big bucks

Redfield
VÖ: 31.03.2023
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10

Nichts ist umsonst
"Hey, I might be a little slow / And a little depressing, I know": Ließe sich der generische Emo-Protagonist schlechthin aus zahlreichen Lieblingsalben klonen, unter all seinen Attributen wären diese definitiv vertreten. Oder, anders und boshafter ausgedrückt: "a cringeworthy, sad bag of mistakes". Bony Macaroni aus den Niederlanden scheuen vor solchen Stereotypen kaum zurück, umarmen und erweitern sie aber gleichzeitig. Das Quartett wildert im gesamten Spektrum dessen, was Pop-Punk und Emo aus den Staaten einst hergegeben haben, und fällt dabei zunächst einmal nicht groß aus der Reihe. Ob das damit zusammenhängt, dass Sänger Bony aka Stefan Bonestroo eine Zeit lang in Philadelphia gelebt hat? Zumindest hat er den US-amerikanischen Duktus aufgesaugt, sodass man ihm die westeuropäische Herkunft kaum noch abkauft – selbst wenn Holländer ja gemeinhin als recht talentiert im Englischen gelten. "The big bucks" könnte, musikalisch gesehen, auch zwei Jahrzehnte alt und gut und gern auf dem "American pie"-Soundtrack vertreten sein. Es kommt aber, Freunde von Meta-Ebenen hergehört, mit zeitgenössischem Twist.
In ihrem Übermut machen Bony Macaroni nämlich keine halben Sachen oder spielen gar einfach ihre Idole nach, sondern wagen sich gleich für ihr Debüt an ein Konzeptalbum. Und zwar über, wenn man so will, Kosten-Nutzen-Rechnungen verschiedenster Couleur. Es ist einfache Mathematik: Wer mehr investiert, als er herausbekommt, leidet. Dafür sorgt nicht nur die holde "Marissa", Objekt unerwiderter Liebe, die den Therapieplatz aber auch nicht bezahlt, sondern ebenfalls und vor allem der seelenfressende Dayjob. Diesem widmet die Band mit "Grind me into the paste", dessen Titel durchaus wörtlich zu verstehen ist, den größten Hit des Albums zwischen Gebrüll und ordentlich punkrockigem Drive. An anderer Stelle wiederum ist sie derart vergnügt und eskapistisch unterwegs, dass sie sich plötzlich von ganz allein wie auf "MDA" fühlt und auch die Hörerschaft mit ihrem High ansteckt: Zudröhnen als einziger Ausweg. Das bleibt allerdings die Ausnahme, denn in erster Linie bejammern Bony Macaroni augenzwinkernd die Leerstellen und Missstände ihrer gebeutelten Existenzen, seien die nun bedingt durch Kapitalismus oder Liebeskummer.
"Bombs away" braucht dazu keine Hau-drauf-Dynamik, sondern verlässt sich stattdessen auf bedächtigen Vortrag mit ordentlich mittlerem Westen im Herzen und ganz schön viel Gefühl, wenn "all things expendable" betrauert werden. Kumpelig-hymnische Singalongs sind aber genauso erlaubt, wie "Disappoint you" samt Gastsängerin und Heartland-Charme beweist. "I know I can be replaced", aber bald platzt die Bombe – oder: Bubble – ja eh. "The claw" darf gegen Ende sogar ein bisschen weezern und reiht sich in die Riege verschmitzter Hits ein, die Bony Macaroni auf "The big bucks" zustande bringen. Ob die High-School-Kids, die damals mit gebrochenen Herzen die ersten Powerchords gelernt haben, nun alle vom Leben gezeichnete, ausgebrannte Verlierer des Wirtschaftssystems sind? Dann bekommen sie hier den längst überfälligen Nostalgietrip, bloß mit geupdatetem Inhalt. "There's no comfort in testosterone": Jung, männlich und unglücklich verliebt zu sein, war damals schon kacke genug. Aber jetzt auch noch auf ewig arm angesichts Finanzkrise und Inflation? So transportiert man ein Genre in die Gegenwart.
Highlights
- MDA
- Grind me into the paste
- Bombs away
- The claw
Tracklist
- F.I.
- MDA
- The big bucks
- Marissa
- Grind me into the paste
- (Covered in) Scabs
- Bombs away
- Hollow
- Disappoint you
- The claw
- The best I can do
Gesamtspielzeit: 36:59 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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HerrH. Postings: 120 Registriert seit 04.02.2021 |
2023-07-10 15:17:25 Uhr
Ich weiß welcher: Die weibliche Gaststimme bei "Disappoint you" klingt genau wie die weibliche Gaststimme bei "View from heaven". So.Beides schöne Schunkler. |
Ralph mit F Postings: 703 Registriert seit 10.03.2021 |
2023-03-30 11:22:13 Uhr
Muss mich irgendein Song wohl hart dran hat denken lassen. Aber eigentlich kannste die Referenzen auch so ziemlich shufflen. |
MartinS Plattentests.de-Mitarbeiter Postings: 1395 Registriert seit 31.10.2013 |
2023-03-29 17:26:21 Uhr
Yellowcard als erste Referenz finde ich ziemlich.. merkwürdig?Könnte angesichts der bisher veröffentlichten Songs jedenfalls gut werden. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28276 Registriert seit 08.01.2012 |
2023-03-22 20:40:30 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
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Referenzen
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- Bony Macaroni - The big bucks (4 Beiträge / Letzter am 10.07.2023 - 15:17 Uhr)