Listen




Banner, 120 x 600, mit Claim


Black Honey - A fistful of peaches

Black Honey- A fistful of peaches

Foxfive / Membran
VÖ: 17.03.2023

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Für eine Handvoll Hooks

Schon zum Debütalbum spendierte der einem Hype generell selten abgeneigte britische New Musical Express der Indie-Rock Band Black Honey eine euphorische Cover-Story und bewies damit ein gutes Näschen. Der cineastische Breitwandsound des Nachfolgers "Written and directed" schoss 2021 in die Top Ten der britischen Albumcharts und das Quartett aus Brighton spielte neben einer gefeierten eigenen Tour auch Support bei Größen wie The Libertines, Queens Of The Stone Age oder Liam Gallagher. Waren auf dem Erstling noch Neunziger-Größen wie Lush oder Elastica offensichtliche Referenzen, frönten Frontfrau Izzy Phillips und Co. auf dem Zweitwerk ihrer Leidenschaft für Retro- und Surfrock und klangen stellenweise wie Lana Del Rey auf einem Soundtrack für Quentin Tarantino. Wenn nun also "A fistful of peaches" erscheint, deutet der Titel mit seiner Anspielung auf Sergio Leones Dollar-Trilogie erneut in Richtung Kino und in die amerikanische Weite. Anstatt des staubigen San Miguel erforscht der Sound des neuen Albums jedoch eher den hymnischen Glam von The Killers' Las Vegas. Textlich hingegen geht die Reise ins Ich und mentale Gesundheit wird zum bestimmenden Topos.

Mit rollenden Drums und stark verzerrten Gitarrenriffs stürmt der Opener "Charlie Bronson" los und verwendet den Selbstjustiz-Actionstar der Siebzigerjahre als Symbol für die Befreiung unterdrückter Wut. Weniger verklausuliert beschreibt Philips in "Heavy" ihre Entscheidung, den Kampf mit ihren inneren Dämonen aufzunehmen: "Baby pick me up I feel so heavy / Dont think I can fake it anymore." Sowohl dieser Song als auch das ähnlich gelagerte "Out of my mind", das sich mit Verletzlichkeit und Dissoziation auseinandersetzt, sind musikalisch jedoch frei von jeglicher tiefschürfender Melancholie. Stattdessen setzt Gitarrist Chris Ostler hier wie auf dem Großteil des Albums auf euphorische Indie-Hooks, die sommerliche Festivalbesucher in einen Mosh-tauglichen Rausch versetzen werden. Das schwungvolle "Cut the cord" könnte auch Brandon Flowers noch von den damaligen Sessions zu "Sam's town" übrig gehabt haben. Und "Up against it" ist ein fröhlich lärmender, aufrichtiger Appell ans jüngere Ich, samt berührend unironischer Pep-Talk-Variante des Spoken-Word-Teils von Nada Surfs Klassikers "Popular".

Das unbedingte Bekenntnis zum hymnischen Melodiebogen mit großer Geste wäre auf Albumlänge wohl doch etwas erdrückend, Black Honey gelingt es jedoch, dank geschickt gesetzter Kontrapunkte für Abwechslung zu sorgen. "Rock bottom" ist brodelnder Düsterrock mit Sogwirkung, "I'm a man" ein zynischer Kommentar zu toxischer Männlichkeit und ganz besonders der verwaschen-verträumte Shoegaze von " Nobody knows" weiß ebenso zu überraschen wie zu überzeugen. Zum Abschluss vermählt "Bummer" Rihannas "Diamonds" mit Grunge-Gitarren zu einem berührenden, bekenntnishaften Song über die Nutzung von Psychopharmaka. Philips schonungslos ehrliche Texte und Ostlers Talent für die Kombination von infektiösem Pop und schönlärmigen Gitarrenwänden machen "A fistful of peaches" zu einer mitreißenden Sammlung toller Songs mit für die Band bisher unbekannter lyrischer Tiefe. "I just want you to be ok" beteuert Philips in Refrain von "Ok". Dieses Ziel haben sie hiermit glorreich übererfüllt.

(Michael Albl)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Bestellen bei Amazon / JPC

Highlights

  • Up against it
  • Out of my mind
  • Nobody knows

Tracklist

  1. Charlie Bronson
  2. Heavy
  3. Up against it
  4. Out of my mind
  5. Rock bottom
  6. Cut the cord
  7. Ok
  8. I'm a man
  9. Nobody knows
  10. Weirdos
  11. Tombstone
  12. Bummer

Gesamtspielzeit: 40:36 min.

Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)

Einmal am Tag per Mail benachrichtigt werden über neue Beiträge in diesem Thread

Um Nachrichten zu posten, musst Du Dich hier einloggen.

Du bist noch nicht registriert? Das kannst Du hier schnell erledigen. Oder noch einfacher:

Du kannst auch hier eine Nachricht erfassen und erhältst dann in einem weiteren Schritt direkt die Möglichkeit, Dich zu registrieren.
Benutzername:
Deine Nachricht:
Forums-Thread ausklappen
(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27849

Registriert seit 08.01.2012

2023-03-22 20:40:20 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

Zum kompletten Thread

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Bestellen bei Amazon

Threads im Plattentests.de-Forum

Anhören bei Spotify