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Optometry - After-image

Optometry- After-image

Palette
VÖ: 03.03.2023

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

Fest bis flauschig

Interessant zu wissen: Im Raum Düsseldorf gibt es einen Augenoptiker namens Ohren. Eine Info, die sehr wahrscheinlich nicht bis nach Wien und erst recht nicht bis nach Los Angeles durchgedrungen sein wird, sodass dieser Umstand auch dem seit Langem in Kalifornien residierenden österreichischen Elektroniker John Tejada unbekannt sein dürfte. Dennoch ist es eine gleichermaßen originelle wie stimmige Volte, dass Optometry, sein neues Projekt zusammen mit Sängerin, Komponistin und Musikerin March Adstrum, nach der Lehre von der Korrektur von Fehlsichtigkeiten benannt ist. Bei dem man außerdem tunlichst die Lauscher spitzen sollte, denn auf seinem Debüt "After-image" gibt sich das Duo nicht bloß mit Clubmusik zufrieden, sondern gräbt trotz eher kurzer Spielzeit zahlreiche Löcher in verschiedenen Genres. Ins Bild passen hier neben sprödem Synth-Pop und Rückgriffen auf TripHop und Downbeat auch cold-waviges Frösteln und feinsinnige Arrangements – da flimmern die Farbwechsel beständig auf der akustischen Netzhaut.

Auch in diesem Sinne ist der Opener ein "Chameleon": aufgesetzt mit tonloser Drum-Machine, ungerührter Knarz-Sequenz und perkussivem Zischen aus den Anfängen der EBM – fest bis flauschig respektive zart, aber bestimmt. Bis eine scharfe, funky Gitarre die Szenerie mit einem leiernden Riff aufmischt und Adstrums Vocals beschwichtigend lasziv durch den Song wehen. Ebenfalls zauberhaft geht's weiter – mal unter Zuhilfenahme versonnen aufgeschichteter Streicher, mal mit der gesanglich ähnlichen Mason Bee als zweiter Stimme und zuweilen sogar im schlanken, wiewohl unterschwellig bassig rumpelnden Indie-Pop-Outfit, wenn "Technicolor" die Riffs enger schnürt und für viel Bewegung im elektrifizierten Beach House sorgt. Sogar in die Alpenrepublik geht ein imaginärer Gruß – im reizend entspannten Groove-Karton "Not what you expected", der um die Jahrtausendwende den gechillten Maschinen von Kruder & Dorfmeister oder Tanga entwichen sein könnte. Für effektives Loungen auch in den nicht so goldenen Zwanzigern.

Und rücken Optometry einem doch einmal auf den Pelz, dann nicht ohne die mit einem Schluchzen zu Tale stürzenden Geigen von "Falling" oder das treuherzige Bekenntnis "I wanna be good to you", während Tejada die Beats in "Whatever you need" und "Faces without names" zusehends aggressiver peitschen lässt. Der Mann ist auch mit annähernd 50 nämlich ebenso wenig Fensteropa wie 2018 auf "Dead start program" und zuallererst Tanzfläche, Techno und IDM verpflichtet, wobei "After-image" auch dank Adstrum sicher zu seinen songorientiertesten Arbeiten gehört. Bei den verhuschten Rhythmen des sanft entblätterten "Larger than me" ist auch melancholisches Gebläse mit von der gekippten Partie – nur eins von vielen atmosphärisch dichten Stücken, in denen gepflegte Schwermut vor Dancefloor-Tauglichkeit geht. So bleiben Optometry stets schlüssig und behalten behutsames Songwriting und elektronische Dynamik gleichzeitig im Blick. Und das Gehör stellt sich bei diesem großartigen Album ganz von selbst scharf.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Chameleon
  • Not what you expected
  • Whatever you need (feat. Mason Bee)
  • Larger than me

Tracklist

  1. Chameleon
  2. Safe (feat. Mason Bee)
  3. Technicolor
  4. Not what you expected
  5. Falling (feat. Mason Bee)
  6. Permanent shadow
  7. Whatever you need (feat. Mason Bee)
  8. Larger than me
  9. Faces without names
  10. Cathedral

Gesamtspielzeit: 34:12 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2023-03-15 22:25:42 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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