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Caroline Rose - The art of forgetting

Caroline Rose- The art of forgetting

New West / PIAS [Cooperative] / Rough Trade
VÖ: 24.03.2023

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Was vor uns liegt

Wenn Menschen sagen, dass Trennungen nie leicht sind, dann meinen sie meistens gar nicht den spezifischen Moment, in dem es das erste Mal ausgesprochen wird. Der quälende Teil kommt erst danach. Man muss erst wieder lernen, wie es ist, allein zu sein. Man muss lernen, dass es trotz Herzschmerz weitergeht. Und man muss lernen, zu vergessen. Dass es auf dem neuen Album "The art of forgetting" der US-Amerikanerin Caroline Rose ums Zwischenmenschliche geht, dürfte dementsprechend keine Überraschung sein.

Zumindest ein wenig überraschend ist nach den letzten, teilweise pompös ausstaffierten Indie-Alben aber der ruhige Start. Mehr als eine glitzernde Gitarrenmelodie und Lo-fi-Vocals braucht es die ersten zwei Minuten nicht. Erst dann wird langsam alles größer und heller und die Aufbruchsstimmung setzt ein. Doch auch das darauffolgende "Rebirth" will mit einer cyberpunkigen Computerstimme noch nicht ganz menscheln. Erst nach dem Erwachen aus der Matrix und mit Erscheinen der Drums wird alles organischer, wächst und schwitzt. Langsam formt sich etwas, das wie Caroline Rose aussieht. Gerade als man verunsichert fragen möchte, ob sie es wirklich ist, gibt sie sich zu erkennen.

Die Single "Miami" ist handfester Indie-Rock. Kein bisschen kryptisch geht es um Fellatio nach dem Duschen, während man selbst kaum von der Geliebten angefasst wird. Rose singt von der Trennung, dem Selbstwert und dem schrecklichen Gefühl, nie dazuzugehören: "All the beautiful people in a beautiful place in a beautiful room / I guess I'm the strange one who's just taking up space and blocking the view." Mit ordentlich Reverb auf der Gitarre wird aufgearbeitet und sich am Ende lautstark selbst versichert: "You've gotta get through this life somehow." Rose will in den Arm genommen werden – vielleicht, weil ihre Mutter das früher zu oft gemacht hat, vermutet sie. Einen zynischen Witz hat sie immer noch auf den Lippen. Selbst wenn eigentlich alles gerade zum Verzweifeln ist: "If only it were that easy / A flick of the wrist / A turn of the page / To let you go / My god, you make such a hot brick wall."

Auf dem mit über 50 Minuten vielleicht einen Ticken zu langen "The art of forgetting" gibt es für jede präsente Gitarre, für jedes organische Element einen prozessierten Gegenpart. "The doldrums" ist anfänglich gesanglich so weit weg, dass es selbst nur eine dumpfe Erinnerung sein könnte. Erneut holen prägnante Drums das Stück in die Gegenwart zurück und Rose fragt sich selbst: "If that was me then / Then who am I now?" Antworten sucht sie immer noch, doch in der großen Geste ganz am Ende zieht sie ihr persönliches Zwischenfazit: Vielleicht geht es gar nicht um das Vergessen, sondern den Umgang mit den eigenen Erfahrungen. In diesem Moment ist alles da – hallendes Schlagzeug, eine brummende Gitarre und vor allem Caroline Rose selbst. "Come on now, babe, take all this pain / And learn to love yourself again". Der schwierigste Teil liegt hinter ihr.

(Arne Lehrke)

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Highlights

  • Rebirth
  • Miami
  • Where do I go from here?

Tracklist

  1. Love / Lover / Friend
  2. Rebirth
  3. Miami
  4. Better than gold
  5. Everywhere I go I bring the rain
  6. The doldrums
  7. The kiss
  8. Cornbread
  9. Stockholm syndrome
  10. Tell me what you want
  11. Florida room
  12. Love song for myself
  13. Jill says
  14. Where do I go from here?

Gesamtspielzeit: 51:32 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

carpi

Postings: 1467

Registriert seit 26.06.2013

2023-05-31 10:56:28 Uhr
Bin auch angetan, sehr detailverliebt, große Melodien von intim bis pompös mit einer melancholischen Grundstimmung, hat mich in manchen Momenten an Julia Holter zu"Wilderness"-Zeiten erinnert, finde vor allem die ersten drei und letzten beiden Tracks sehr überzeugend. Gerade auch mal in "Loner" reingehört, das wohl etwas poppiger geraten ist, zudem knapp 20 Minuten kürzer. Hoffe sie beim Maifeld am Sa-Nachmittag zu sehen, könnte ein tolles Konzert werden mit diesen Songs.

Old Nobody

User und News-Scout

Postings: 3656

Registriert seit 14.03.2017

2023-04-05 20:25:34 Uhr
Hör mir grad das Album an in Vorbereitung auf das Traumzeit Festival im Juni. Gefällt mir gut,hat einen netten Flow ohne Ausfälle.Ist irgendwo im Bereich 7-7,5/10
Paar sehr schöne Nummern dabei,Doldrums zB.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2023-03-15 22:28:33 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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