No Spill Blood - Eye of night

Svart / Membran
VÖ: 24.02.2023
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Da fehlt doch was?
Die Kunst des Weglassens ist zweifelsohne eine große. Übertreiben sollte man es damit jedoch nicht. Rahmsuppe ohne Pilz, eine Pizza ohne Boden, welcher der Belag fehlt – beides sowohl sinnfrei als auch wenig schmackhaft. Noch so ein Fall: Heavy Metal ohne Gitarren. Schließlich hat es nicht einmal Ravenna Hunter Hunt-Hendrix von Liturgy trotz allen genretheoretischen Traktaten geschafft, die Musikrichtung, die von jeher verschwenderisch mit ihren Pfunden wuchert, ihres allertypischsten Instruments zu berauben. Kein Wunder also, dass sich weite Teile des Live-Publikums von No Spill Blood aus Dublin fragen, warum das Trio seinen Gitarristen offenbar hinter statt auf der Bühne spielen lässt. Bis man erkennt: Bei Bassist und Sänger Matt Hedigan, Elektroniker Ruadhan O'Meara und Drummer Ror Conaty gibt es keinen. Dafür aber die volle Kelle Post-Black-Metal, tiefgestimmten Sludge-Morast und viel Gebrutzel aus der frisch durchgeschmorten Sushi-Maschine. Und auch ihr zweites Album "Eye of night" rockt, drückt und tost ordentlich.
Manchmal sogar im Sinne von Liturgy – zum Beispiel in kosmisch angehauchten, teils im Stil von John-Carpenter-Soundtracks grollenden Interludes wie "Toom" oder "Cimmerian maw". Fast so gnadenlos wie "Kel Velhaal" von "The ark work" schiebt hingegen das herrlich malmende "Ad unguem", das Conaty unerbittlich mit etwas vorantreibt, das früher einmal ein Breakbeat gewesen sein könnte, bevor ihm drohende analoge Soundwälle und ein nicht weniger ungerührter Basslauf in die Parade fuhren. Selbstredend genauso maschinell präzise, wie der Titel suggeriert. Und beinahe schon eine Erholung, nachdem No Spill Blood zuvor mit "Anvil crawler" einen gewaltigen Speed-Bolzen in die monolithische Landschaft vom Cover geklotzt haben: Die Keyboard-Riffs röhren, Double Bass und glühende Becken klirren und rasen bis zur Ausgemergeltheit, Hedigan teufelt aufgebracht gegen tonnenschwere innere Dämonen an, bis alles in synthetischem Getöse verschmurgelt. Imposant und nah an einem Tangerine Nightmare.
Man sieht: No Spill Blood passen mit ihren schlammig wühlenden und oft krautig verdrehen Songs genauso gut zur Renommieradresse Sargent House, wo 2015 ihr Debüt "Heavy electricity" erschien, wie zu Finnlands Svart Records, das extreme Metal-Spielarten mit elektronisch verwildertem Krautrock verbindet. Was interessante Fragen aufwirft: Würde es so manisch klingen wie das Titelstück, wenn Lemmy mit Motörhead im Studio seine Finger ums Verrecken nicht mehr aus der Steckdose herausbekommen hätte? Ist der gemeine Groove des überhitzten "Ekur" noch ritueller Shuffle im Tempel der Anonymen Androiden oder schon Rock'n'Roll an den Toren der Cyberpunk-Dämmerung? Spielt aber im Grunde auch keine Rolle, wenn die drei Iren zum Schluss über eine einminütige Industrial-Startrampe mit "Dead satellite" in eine ohrenbetäubende Doom-Galaxie entschweben. Und falls sie von dort nicht mehr zurückkehren sollten, haben sie sich wenigstens mit einem Album verabschiedet, das man tunlichst nicht weglassen sollte.
Highlights
- Anvil crawler
- Ad unguem
- Ekur
Tracklist
- Cradle scythe
- Anvil crawler
- Ad unguem
- Toom
- Eye of night
- Ekur
- Cimmerian maw
- Ossein
- -
- Dead satellite
Gesamtspielzeit: 40:33 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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kiste Postings: 194 Registriert seit 26.08.2019 |
2023-03-11 10:22:06 Uhr
Sehr interessante Vorstellung und gleich mal reingehört. Musikalisch ein sehr wilder und überraschend abwechslungsreicher, kreativer Trip. Die Rhythmusabteilung (also 2/3 der Band) hat einen wunderbaren Groove. Und Synthesizer sind ja wohl immer cool. Lediglich der „Gesang“ ist mir auf die Dauer dann doch etwas zu gezwungen und gleichförmig. Mein Anspieltip wäre „Eye Of Night“, gibt es auch ein kleines Video dazu! Könnte auch für Fans von Mastodon/ Elder/ Motorpsycho und Konsorten ein Ohr wert sein. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 24182 Registriert seit 08.01.2012 |
2023-03-08 21:13:54 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
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Referenzen
Hands Up Who Wants To Die; Elk; Liturgy; Survival; Nous; Absent In Body; Corrections House; Läjä Äijälä And Albert Witchfinder; Bossk; Minsk; Deafheaven; Krallice; Wolves In The Throne Room; Regarde Les Hommes Tomber; Ulver; Year Of No Light; LLNN; Lo!; Cranial; Sumac; Human Impact; Mirrors For Psychic Warfare; Full Of Hell; Industrial Hazard; Omnibael; Khost; Lightning Bolt; Black Pus; Teksti-TV 666; K-X-P; Tähtiportti; Pharaoh Overlord; Imatran Voima; John Carpenter; Joensuu 1685; Föllakzoid; Ufomammut; Opium Warlords; Oranssi Pazuzu; Waste Of Space Orchestra; Altar Of Plagues; Imperial Triumphant; Neptunian Maximalism; Mamaleek; Planning For Burial; Wreck And Reference; Celtic Frost; Immortal; Mayhem; Cult Of Luna; Isis; Thou; Khanate; Adebisi Shank; Amenra; Wiegedood; Oathbreaker; Celeste; Thief; Botanist; Malformed Earthborn; Carpenter Brut; GosT; Perturbator; Trans Am
Surftipps
- https://nospillblood.bandcamp.com/
- https://svartrecords.com/en/product/no-spill-blood-eye-of-ni ght/10919
- https://sargenthouse.com/no-spill-blood
- https://www.facebook.com/nospillblood
- https://twitter.com/no_spill_blood
- https://www.last.fm/music/No+Spill+Blood
- https://www.discogs.com/de/artist/2928829-No-Spill-Blood
- https://www.youtube.com/channel/UCmr7f_RCVGjTO8QyInwVpGw
- https://nospillbloodband.tumblr.com/
- https://www.instagram.com/nospillblood
- https://www.youtube.com/watch?v=UsLDHLgbR8E
- https://sargenthouse.com/sh-europe/blog/metal-recusants-inte rview-with-ruadhan-from-no-spill-blood
- https://headstuff.org/entertainment/music/music-interview/in -conversation-no-spill-blood
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- No Spill Blood - Eye of night (2 Beiträge / Letzter am 11.03.2023 - 10:22 Uhr)