M83 - Fantasy

Other Suns / Virgin / Universal
VÖ: 17.03.2023
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

M1983
Gefühlte Wahrheiten in der Musik, Teil 58: Alben werden immer kürzer. Ob nun dank gesunkener Aufmerksamkeitsspanne oder den Möglichkeiten des Viel- und Jederzeitkonsums – oftmals geben Tracklisten mittlerweile Zeiten vor, die gemeinhin einmal EPs oder Hardcore-Acts vorbehalten waren. Einen Gegenpol bildet "Fantasy", das mittlerweile neunte Album der Formation M83, deren kreativer Kopf Anthony Gonzalez ist. Wobei die Zählweise hier etwas komplex ist: Unter dem Label M83 erschienen bislang sowohl "richtige" Alben, als auch Soundtrack-ähnliche Werke wie die "Digital shades"-Reihe. "Fantasy" folgt nun eher "Junk" aus 2016 nach, beziehungsweise greift noch weiter in die Vergangenheit zurück. Laut Eigenaussage knüpft Gonzalez hier an das 2005er "Before the dawn heals us" an, was allerdings, so viel sei vorweggenommen, nicht so ganz mit dem Soundbild übereinstimmt.
Gonzalez und sein früherer Mitstreiter Nicolas Fromageau entstammen dem Post-Rock, ließen sich darüber hinaus von den 1970er-Jahren inspirieren und wirbelten dies mit einem guten Schuss Synthesizer durch. Je später, desto mehr nahmen die Synthie-Elemente Oberhand, begleitet von allerlei Gitarrensoli und Gonzalez' elektronisch verzerrtem, markantem Gesangsbild. Ein Rezept, welches spätestens seit den Hits zu "Hurry up, we're dreaming" stand und kaum verändert wurde, nimmt man einen Punkt aus: Über zwanzig Jahre nach Gründung ist man nun ein musikalisches Jahrzehnt vorangeschritten. "Fantasy" atmet nicht nur den Duft der 1980er, sondern hat gleich die komplette Angebotsauslage eines Flughafen-Duty-Free eingesackt. Alles ist dabei: natürlich auch das Schmuse-Sexyphon und dahingehauchte weibliche Backgroundvocals.
Auf einen Schlag veröffentlichte man quasi die Hälfte des Albums vorab als EP. Es sind die sechs Stücke, in denen sich die markanten, wiedererkennbaren Hits der Platte versammeln. Das kräftige "Oceans Niagara" mit seinen auftürmenden Synthieschichten, "Amnesia", bei dem sich hinter Gonzalez' Gesang im Refrain noch Backing Vocals von 80er-Jahre-Powerballaden wiederfinden. So frisch klang 1983 knapp vierzig Jahre nicht mehr – von The Weeknds "Dawn FM" mal abgesehen. Elegisch beginnt "Us and the rest" und geht nach einem stetigen Voranschreiten in groß inszeniertem Effektfeuerwerk auf. "Earth to sea“ kommt nicht umhin, aufgrund seiner Melodiestruktur ganz entfernt an Starships "We built this city" zu erinnern. Bei über einer Stunde Spielzeit schleichen sich im Verlauf einige Längen ein, etwa in "Radar, far, gone" oder dem Closer "Dismemberment bureau". Was allerdings durchweg gelungen ist, ist die Zielstellung von "Fantasy": Laut eigener Aussage soll dieses Werk live besonders eindrucksvoll klingen. Angesichts des teils übertriebenen Bombasts übereinandergelegter Soundschichten wird kaum "Fantasy" benötigt, um diesen Wunsch zu greifen.
Highlights
- Amnesia
- Us and the rest
Tracklist
- Water deep
- Oceans Niagara
- Amnesia
- Us and the rest
- Earth to sea
- Radar, far, gone
- Deceiver
- Fantasy
- Laura
- Sunny boy
- Kool nuit
- Sunny boy part 2
- Dismemberment bureau
Gesamtspielzeit: 66:16 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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vincent92 Postings: 96 Registriert seit 22.11.2016 |
2023-03-18 16:39:58 Uhr
Danke Anthony, für dieses wunderbare, fantastische Stück Musik :-) |
tjsifi Postings: 663 Registriert seit 22.09.2015 |
2023-03-09 14:34:08 Uhr
Joah...dudelt ganz angenehm nebenher, ist nicht despektierlich gemeint aber wirklich Emotionen wecken die Songs von der EP nicht. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 24169 Registriert seit 08.01.2012 |
2023-03-08 21:13:32 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
MrMan Postings: 137 Registriert seit 05.09.2019 |
2023-02-09 18:45:05 Uhr
Chapter 1 ist draußen:https://www.youtube.com/watch?v=ZKBtPvP0BCc&list=OLAK5uy_lhcX9DeC4-WHyOzbgOvsIxxcjvNfH1FuU Klingt gar nicht so verkehrt. |
Kai Postings: 1844 Registriert seit 25.02.2014 |
2023-01-12 14:44:34 Uhr
Single steht etwas im Kontrast zum Pressetext."Ich wollte textlich und stimmlich präsenter sein, auch wenn das zunächst etwas beängstigend war. Wenn ich das erreichen könnte, dachte ich, dann würde dieses Album auch persönlicher sein als die vorherigen." Klingt ganz nett aber nicht wirklich spannend. Hat man so, eben auch von M83 öfter (und auch besser) gehört. |
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Referenzen
The Midnight; Perturbator; Carpenter Brut; Kavinsky; FM-84; Daft Punk; Zola Jesus; Tycho; Röyksopp; The Naked & The Famous; Washed Out; Passion Pit; The Weeknd; Mitch Murder; Gunship; Magic Sword; Caribou; Justice; Neon Indian; Phantogram; Empire Of The Sun; Wild Nothing; Dance With The Dead; Odesza; Ultravox; Visage; Duran Duran; Mby; Zoot Woman; WhoMadeWho; Spandau Ballet; Berlin; Sébastian Tellier; IAMX; Air; Tycho; FKJ; 10cc; Jean-Michel Jarre
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- M83 (20 Beiträge / Letzter am 27.10.2012 - 12:42 Uhr)