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Wolfgang Petry - Stark wie wir

Wolfgang Petry- Stark wie wir

Na klar! / Sony
VÖ: 03.03.2023

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Mit Echtheitsgarantie

Manchmal sind es die kleinen Details, die auf größere Zusammenhänge oder Grundsätzliches verweisen. Auf Instagram ist Wolfgang Petry als @wolfgangpetry_das_original unterwegs. Der Zusatz ist nicht etwa deshalb wichtig, weil es in diesem Land noch hundert andere seiner Sorte gäbe und somit nennenswerte Verwechslungsgefahr bestünde. Sondern weil die Erfolgsformel von Wolfgang Petry schlicht darin besteht, dass Wolfgang Petry Wolfgang Petry ist. Das Original. Oder besser gesagt bestand, denn die Zeit der ganz großen Erfolge ist schon eine Weile rum. Bleibt umso mehr der Blick in den Rückspiegel, die gute alte Zeit. Mit nostalgischer Verklärung hatten wir es schon beim Vorgänger “Auf das Leben" zu tun. "Stark wie wir" knüpft da nahtlos an und klingt im Großen und Ganzen wieder so, als hieße der Kanzler Kohl und hätten Telefone noch Schnur. Und ja, man kann es bieder oder auch lächerlich finden, dass dieser bodenständige Schlagerheini sich auch nach seinem Comeback partout weigert, von der ausgelatschten Masche auch nur einen Millimeter abzuweichen. Sobald wieder die ikonische Wolfgang-Petry-Rhythmusgitarre aus den Boxen scheppert, ist die allererste Eingebung aber eine andere: Mensch, was sind wir alt geworden.

Aber was lernen wir daraus? Vielleicht, dass diese Musik, so tautologisch sie mitunter auch daher kommt, doch ihre Widersprüche birgt. In "Gib mein Herz zurück" besingt Wolfgang Petry in gewohnter Manier einen Neuanfang. Ein bisschen vulgär, ein bisschen schlüpfrig, man kennt das. Und vertraut klingt auch die erbauliche Botschaft: Lass' es uns doch einfach nochmal so machen wie damals, "wir fuhren mi'm Mofa, der Sonne entgegen / Sangen 'Born to be wild'." War das nicht schön? Ja wirklich, "wir hatten eine geile Zeit!" Bezogen auf Form und Inhalt dieses Albums bleibt "Komm wir fangen ganz neu an" jedoch ein unerfüllter Wunsch. Dass am Ende alles beim Alten bleibt, sorgt schließlich erst dafür, dass es endlos so weiter gehen kann. Träume lassen sich auch dadurch am Leben erhalten, dass sie auf ewig unerfüllt bleiben. Was aber das Träumen und Sehnen angeht, läuft Wolfgang Petry erneut zur Hochform auf. Dass das oft wie konfektioniert und wenig originell wirkt, wird dabei gar nicht erst kaschiert, im Gegenteil. "Du gehörst zu mir und ich gehör zu Dir / So wie in den Kitsch-Romanen die Helden sich wiedersehen." Aber was will man auch machen, wenn uns alle doch die gleichen banalen Wünsche und Hoffnungen umtreiben. Wolle spricht es aus.

Was man Wolfgang Petry weiterhin zu Gute halten muss, ist seine entwaffnende Direktheit. Das gilt auch für seinen Umgang mit Sprache. "Da fährt ein Zug quer durch meinen Kopf / Der Schmerz hört nie mehr auf." Das ist schlicht und einfach ein schönes Bild. Punkt. Wobei nicht ganz klar ist, wo der Schmerz so plötzlich herkommt. Aber Kohärenz ist vielleicht auch zweitrangig. Wichtiger ist, welche spontanen Assoziationen einzelne Worte und Phrasen wecken. Welche Gedanken und Gefühle sie hervorrufen. Ein Wort wie "Leben" beispielsweise. "So geht Leben / Ich habe dich vermisst." "Du bist das Leben / Aus Dir kommt die Kraft." Und so weiter. Und immer gut ist auch die direkte Ansprache des Gegenübers. Das stellt Nähe und Intimität her. Falls das "Du" nicht gleich mit ins Boot geholt wird, als Teil eines großen, starken "Wir". Überhaupt gefällt "Stark wie wir" am besten, wenn Wolfgang Petry wieder zu zünftigem Schlagerrock über die Aufs und Abs der Liebe singt. Über Freundschaft und davon, welche Tücken das Leben halt so mit sich bringt. Mit hochgereckter Faust, manchmal aber auch mit einem Augenzwinkern.

Eine rührselige Ballade wie "So wie Du bei mir bist" bringt zwar Abwechslung rein, ist aber für sich genommen doch ziemlich drüber. Und auch die ernsten Einlassungen zur Weltlage, nun ja. "Warum müssen Kriege sein?" Kann man ja gern diskutieren, wenn es sein muss, aber mit hochtrabendem Quark haben uns die Grönemeyers, Niedeckens und Westernhagens dieser Welt wahrlich schon genug gequält. Auch für das Jahr 2023 gilt die schlichte Wahrheit: Wolfgang Petry ist immer dann am besten, wenn er Wolfang Petry ist. Ein einfacher Beat, eins zwei drei vier, ein amtlicher Gitarrensound und Geschichten, gefühlt mitten aus dem Leben. Mehr braucht es nicht, mehr soll es aber auch bitte nicht sein. Die obligatorische Blues-und-Big-Band-Nummer, die dieses Mal "Ich klau für Dich" heißt, ausgenommen. Die ist ganz nett und geht schon klar. Mit dem schon erwähnten "Du gehörst zu mir und ich gehör zu Dir", "Stark“, "Ein kleines Stück" und mit Abstrichen auch "Ebbe und Flut" hat "Stark wie wir" aber tatsächlich eine Handvoll Songs, die den bekannten Wolle-Klassikern das Wasser reichen können. Weil sie alles exakt so machen, wie man es gewohnt ist. Aber auch das kann ja eine Qualität sein.

(Markus Huber)

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Highlights

  • Du gehörst zu mir und ich gehör zu Dir
  • Ein kleines Stück
  • Ich klau für Dich

Tracklist

  1. Du gehörst zu mir und ich gehör zu Dir
  2. Stark
  3. Gib mein Herz zurück
  4. So geht Leben
  5. Ein kleines Stück
  6. So wie Du bei mir bist
  7. Bist Du bereit
  8. Ich klau für Dich
  9. Ebbe und Flut
  10. Warum
  11. Beinah da
  12. Der Letzte macht das Licht aus


Gesamtspielzeit: 40:52 min.

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nörtz

User und News-Scout

Postings: 15786

Registriert seit 13.06.2013

2023-03-02 18:37:45 Uhr
Nicht schlecht.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 28474

Registriert seit 08.01.2012

2023-03-02 11:16:01 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

Entenmeister

Postings: 317

Registriert seit 22.01.2023

2023-01-27 00:03:19 Uhr
Was isch de Komet? Und wo isch de HV? 8)

AliBlaBla

Postings: 7945

Registriert seit 28.06.2020

2023-01-26 23:47:48 Uhr
Ist das das mit dem Komet?

Entenmeister

Postings: 317

Registriert seit 22.01.2023

2023-01-26 22:37:56 Uhr
Cooler Typ
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