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Ô Lake - Still

Ô Lake- Still

Patchrock / Night-Night / Alter K
VÖ: 03.03.2023

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Gezeiten ändern sich

Es ist mal wieder so weit. Da steht ein Gebäude und es wartet darauf, betanzt zu werden. Das Haus hört auf den Namen "Still" und wurde von Sylvain Texier, der unter dem Alias Ô Lake firmiert, errichtet. Weiß und steil ragen die Wände empor, große Fenster lassen Licht ins Innere. Schön anzuschauen ist es, ein wenig einsam vielleicht, aber dennoch lädt es dazu ein, bewohnt zu werden. Wer sich über die Schwelle wagt, wird von weiträumigen Fluren empfangen. Der Klang der Schritte verhallt, denn noch sind keine Möbel im Haus. Alles ist Ahnung, Hoffnung, Perspektive. Wo derzeit noch Platz ist, werden dereinst Schränke, Tische und Stühle stehen. Teppiche werden den Schall verschlucken. Und vielleicht erklingt irgendwo, in einem der vielen Räume, ein Lachen.

Ja, es ist ein Elend, über Ambient-Alben zu schreiben. Die schlimmsten Metaphern drängen sich auf, wilde Vergleiche, die oft nicht einmal für den Autor Sinn ergeben, finden den Weg aufs Papier. "Still" ist eines dieser Alben, die man mit Worten einfach nicht greifbar machen kann. Klar, der deskriptive Ansatz steht jederzeit zur Verfügung. Also gut. Sylvain Texier führt in seiner Musik akustische Instrumente mit elektronischen zusammen und erschafft dabei Klangwelten, die verzaubern. Nein, zu verquast. Sylvain Texier komponiert Musik, die klingt, als hätte sie gerade noch gefehlt. Sie füllt Lücken und Leerräume, genau dort, wo die Gedanken sonst Karussell fahren. Auch nicht besser.

Wunderschön sind die melodischen Motive, fein austariert ist die Dynamik. Erinnerungen an Satie oder Chopin werden wach, wenn das Klavier in Tracks wie "Innocence" im Rampenlicht steht. In schöner Gleichmäßigkeit gehen die Töne in den Engtanz. Wenn etwa in "December 30th" die Geigen einander umgarnen, erscheint ein bisschen Frieden mehr als möglich. Manchmal gibt es auch kleine, große Ausbrüche, so wie in "Avalanche", dessen Finale mehr als nur ein angenehmer Zeitgenosse ist. Texiers Schaffen ist von großer Innerlichkeit geprägt. In stiller Einkehr lässt er seinen Ideen freien Lauf und scheut dabei auch nicht davor zurück, von Moll nach Dur zu gleiten.

"Gleiten" ist wahrscheinlich auch das treffendste Verb, um "Still" zu beschreiben. Von der Schönheit im Kleinen erzählen diese Songs, ganz ohne Worte. Von Augenblicken, die von Landschaften eingenommen werden. "Die Entdeckung der Langsamkeit" nannte Sten Nadolny das. Wenn das Leben in rasendem Tempo seinem Ende zustrebt, genau dann ist es an der Zeit, innezuhalten. Träume können nicht darüber hinwegtäuschen, was geschieht, aber sie können dabei helfen, das Geschehene erträglich zu machen. Wenn sich in einem Track wie "Here" die Wolken verziehen und den Blick auf den guten, alten Mond freigeben, dann ist das vor allem tröstlich.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights

  • Innocence
  • Avalanche
  • Funeral

Tracklist

  1. Everest
  2. Night moves
  3. Innocence
  4. Avalanche
  5. December 30th
  6. Funeral
  7. Here
  8. Distance
  9. Motions

Gesamtspielzeit: 38:40 min.

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Armin

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Registriert seit 08.01.2012

2023-02-22 19:21:23 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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