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Code Orange - What is really underneath?

Code Orange- What is really underneath?

Blue Grape
VÖ: 17.02.2023

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Further down the spiral

Üblicherweise verlassen sich Künstler*innen bei Remixen auf das Können fremder Menschen. Teils spannend, meistens jedoch nicht ist das Resultat, wenn eine zweite Partei die Hand an die Regler legt. Code Orange wagen nun ein neues Experiment – und was für eines. "Underneath" hieß ihr 2020 erschienenes und bereits komplett überzeugendes Werk. Drei Jahre nun allerdings arbeitete die Band unter der Oberfläche, um nun alles auf einmal ans Tageslicht zu heben: "What is really underneath?" ist eine komplett eigene Neuaufnahme auf Basis eines eh schon durch und durch beklemmenden Albums. Begleitend liefert das Quintett einen 14-minütigen Kurzfilm in bester Tool-Manier. Der "Mudman", Hauptprotagonist einer dystopischen Matrix-meets-Sisyphus-Welt, erinnert nicht nur zufällig an die verstörenden Videos der Progressive-Metal-Heroen. Ebenfalls dazu gesellt sich eine düstere Webseite voller Gimmicks unter https://whatisreallyunderneath2.com.

War "Underneath" bereits ein Zwitterwesen aus Hardcore und Industrial, ist die Version 2.0 nun stilistisch komplett befreit von den puren Hardcorewurzeln der Band. Die Verwandlungen, die die Songs auf "What is really underneath?" genommen haben, haben jene nun komplett in eine andere Welt katapultiert. Es ist schlicht und ergreifend der legitime Nachfolger zu "The downward spiral", dem Referenzwerk des Industrial schlechthin. So bekannt die Melodien, Gesangs- und Geschreiauszüge aus "Underneath" auch sind, so schimmern sie eher als Déjà-vu-Erlebnisse in den einzelnen Songs durch. Ansonsten ist "What is really underneath?" komplett eigenständig.

Mit einer dreistelligen Anzahl BPM ballert "Drowning in it" direkt los, hier könnte neben Nine Inch Nails auch Rob Zombies "Dragula" Pate stehen. Das folgende "So below" hingegen wabert in einer Melange aus EBM-Beats, Off- und On- Gesang und scharfkantigen 80er-Jahre-Synthies vor sich hin. Undefinierte Schritte kündigen parallel zum genannten Video den Gang in den Club an. Was im "Club.cold.metal" jedoch läuft, lässt nur Zuckungen zu einem komplett übersteuertem Höllenrave zu, welcher im hypnotischen "Your_demise" einen vorläufigen Höhepunkt findet. Störfeuer aus den Boxen, überlagerte Lyricfetzen, Synthiegefeuer auf Speed. Song 5 von 14. Kann so eigentlich nicht weitergehen, die Spirale kann sich nicht ewig so weiterdrehen.

Tut sie auch nicht. "Prismatic shame" ist der Resetknopf. Atmophärischer Gesang auf atmosphärischen Flächensounds, welche sich jedoch Sekunde um Sekunde aufstapeln und in maximal pathetischer Weise entladen. "The cutters theme" bringt schlussendlich das letzte noch fehlende Element aus dem Hause Reznor ins Spiel: die schwer hallverhängten Klaviermelodien, aus denen Songs wie "Something I can never have" geschnitzt wurden. Im Falle Code Orange zunächst als unter die Haut gehendes Instrumental. Eindringlich auch "Down we go": Nervöses Basszittern, Flüstergesang, immer wieder aufladende Unruhe vor einem Sturm, den die Hardcore-Code-Orange entfacht hätten und den "A life in the box" auch fantastisch loslässt. Cut.

Ein Schrei wie aus einem Pink-Floyd-Song. Eine einzelne psychedelische Gitarrenspur. Stimmfetzen. Störgeräusche. Wahnsinn. Es ist schon sehr verstörend, was Code Orange hier für ein Programm abspulen und eigentlich genauso verstörend, wie gut das alles ist. Es ist in dem Dauerfeuer trotzdem so unfassbar catchy, treibend, immer wieder schießt ein mörderisches Riff um die Ecke – nur dass es hier nun meist keine Riffs mehr sind, sondern Beats. Denen hinten raus, auf den letzten Metern dieses nur etwas über vierzig Minuten dauernden Meisterwerks oftmals allein das Feld überlassen wird. Der Titeltrack etwa klingt gleichzeitig nach einem verzerrten Depeche-Mode-Song, "Closer" und einem eingeschleusten, ziemlich kaputten Klavier in den letzten Zügen, ehe es in "The path to paradise..." inklusive einem sehr nach David Bowie klingendem Sample endgültig zur mitternächtlichen Spukstunde schlägt.

(Klaus Porst)

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Highlights

  • So below
  • Your_demise
  • Down we go

Tracklist

  1. Drowning in it
  2. So below
  3. The shell
  4. Club.cold.metal
  5. Your_demise
  6. Prismatic shame
  7. The cutters theme
  8. Down we go
  9. A life in the box
  10. Smaller everyday
  11. The whispering souls
  12. A thin reflective line
  13. What is really underneath?
  14. The path to paradise...

Gesamtspielzeit: 41:21 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Klaus

Postings: 10592

Registriert seit 22.08.2019

2023-04-03 14:01:31 Uhr
Download Festival und Rock am Ring auch.

Unangemeldeter

Postings: 1661

Registriert seit 15.06.2014

2023-04-03 13:51:09 Uhr
Kurios, ich hab das noch nie erlebt, dass Konzerttickets rabattiert wurden; nun parallel bei Mars Volta und Code Orange? Ist das ein neues Geschäftsmodell von Eventim, erstmal überhöhte Preise verlangen und wenn's nicht läuft mit dem Preis runtergehen?

SammyJankis

Postings: 575

Registriert seit 03.02.2020

2023-04-03 13:49:47 Uhr
Erfreulich dass das nicht funktioniert hat

Klaus

Postings: 10592

Registriert seit 22.08.2019

2023-04-03 11:26:25 Uhr
Jetzt mit 30% Rabatt. Für nun 31 € schon eher im Bereich dessen, was erwartbar war.

Dumbsick

Postings: 457

Registriert seit 31.07.2017

2023-02-24 20:31:43 Uhr
Ist ja als Doppel-Headliner Tour mit loathe, denke so kommt der Preis zustande
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