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New Pagans - Making circles of our own

New Pagans- Making circles of our own

Big Scary Monsters / Membran
VÖ: 17.02.2023

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Linien ziehen

Menschen ziehen Linien, manchmal gefühlt auch Kreise. Auf jugendlichen Ungestüm folgt bald adoleszente Vernunft. Soweit die gern bemühte Parabel übers Leben. New Pagans' Debüt "The seed, the vessel, the roots and all" war unter anderem so speziell, weil der Grunge-affine Alternative-Sound der Iren zunächst unscheinbar wirkte, dann aber nach und nach einen starken Sog entwickelte. Die drückende Atmosphäre, die melancholische Wucht nährten sich dabei nicht nur aus juveniler Forschheit, sondern auich aus den Geschichten von Sängerin und Texterin Lyndsey McDougall, in denen sie die Wahrnehmung ihrer kleinen Existenz in einer komplexen, unüberschaubaren Welt zu Papier und Aufnahme brachte. Einer Welt, in der so viel schief läuft und in der es als Frau inmitten alter Rollenbilder und männlichem Macho- und Machtgehabe herausfordernd ist, das Leben nach eigenen Ideen zu gestalten.

"Making circles of our own", die zweite Platte der Nordiren, ist im Vergleich zum Vorgänger tatsächlich das erwachsenere Album geworden. Es kommt analytischer und ausgeglichener daher. Soundtechnisch entschied sich der Fünfer für einen akzentuierteren Mix und eine klarere, knalligere Produktion, was man sowohl geradlinigen Rocksongs wie "Comparable reflections" anmerkt, was aber vor allem solch atmosphärisch-intensiven Stücken wie "A process of becoming" mit seinem post-punkigen letzten Drittel zugutekommt. Die rohe, lärmige Energie des Erstlings musste dafür stellenweise ein wenig weichen, auch etwa auf der Closer-Position, um Platz zu schaffen für ein bisschen heimische Folklore.

Dennoch können New Pagans nicht ohne die liebgewonnenen Ausbrüche, nicht ohne die Momente tiefschürfender Melancholie und wütender Kraft. Da dürfen sich die Gitarren dezent aufschichten oder leidenschaftlich verhaken im so penetranten wie großartigen Riff des hypnotisch-lärmigen "There we are, John" oder mal verspielt vor Freude zucken wie in der straighten Hymne "Bigger homes". McDougall agiert im Songwriting mit mehr Selbstsicherheit und Selbstverständlichkeit. Da soll dann auch der Pop mal kräftig durchblinzeln und eine feine Indie-Hymne wie "Better people" das Resultat sein, das uns als Opener sofort ein Grinsen entlockt.

"Karin was not a rebel", ebenfalls vorab bekannt, ist die Hommage an die Künstlerin Karin Bergöö Larsson, die zu den Begründer*innen der modernen Innenarchitektur gehört. Das hochmelodische Stück hebt die Schönheit hervor, die Bergöö in die Welt gebracht hat, und illustriert nebenbei auch ein wichtiges Thema des Albums: die Würdigung von Menschen, die sich den Zwängen anderer widersetzen und etwas Nachhaltiges hinterlassen haben. Es sind Beispiele des selbstbestimmten Linien- oder Kreiseziehens, des positiven Wirkens nach eigenem Kopf. Und damit auch von Hoffnung, dass trotz der täglichen Schreckensnachrichten in den Nachrichten die Menschheit auch in Zukunft noch für schöne Dinge gut ist.

(Eric Meyer)

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Highlights

  • Better people
  • A process of becoming
  • Karin was not a rebel
  • Bigger homes

Tracklist

  1. Better people
  2. Find fault with me
  3. A process of becoming
  4. Fresh young overlook
  5. There we are, John
  6. Karin was not a rebel
  7. Bigger homes
  8. Hear me, you were always good
  9. Comparable reflections
  10. The state of my love's desires

Gesamtspielzeit: 39:19 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Yndi

Postings: 236

Registriert seit 23.01.2017

2023-03-07 08:46:59 Uhr
So, nach vielen Durchgängen sag ich mal: Das ist insgesamt schon wieder ziemlich cool, aber auch einfach nicht so gut wie der Vorgänger. Der hat auch etwas gebraucht, um bei mir anzukommen, dann aber richtig. Hier kommt die ganz große Begeisterung nicht auf. 7/10 passt.

fakeboy

Postings: 3519

Registriert seit 21.08.2019

2023-03-01 11:21:26 Uhr
Mittlerweile ist auch die LP eingetroffen. Hülle leider sehr dünner Karton (man könnte sagen: passend zum Sound...). Immerhin: die Platte klingt ordentlich, aber ist auch eher leise. So richtig zünden mag das Album insgesamt immer noch nicht bei mir. Finde die Songs einfach viel weniger mitreissend als die vom Debut...

fakeboy

Postings: 3519

Registriert seit 21.08.2019

2023-02-23 17:00:37 Uhr
Ich bin gespannt auf die LP. Sowohl auf Spotify wie auch im iTunes klingt das Album einfach viel zu brav. Komisch, da das Debut wirklich wunderbar krachig und mitreissend produziert war. Irgendwie schienen sie wohl etwas gemässigter klingen zu wollen und schliffen sich die Kanten zu sehr ab.

jo

Postings: 4426

Registriert seit 13.06.2013

2023-02-18 07:33:17 Uhr
Ich warte jetzt einfach die Platte ab. Die wird wohl auch nicht "zu leise" sein ;).

fakeboy

Postings: 3519

Registriert seit 21.08.2019

2023-02-18 01:04:16 Uhr
Die Lautstärke ist tatsächlich ein Problem. Das Album fällt ziemlich ab im Vergleich zu anderen (und v.a. auch im Vergleich zum Debut). Nicht nur auf Spotify sondern auch in meinem iTunes (habe beide Alben auf Bandcamp gekauft und somit dieselbe Quelle für die MP3s)... Schade, wirkt irgendwie nach einem Schnellschuss...
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