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The Smashing Pumpkins - Atum – Act II

The Smashing Pumpkins- Atum – Act II

Martha's Music / Thirty Tigers / Membran
VÖ: 31.01.2023

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Billy no mates

Es gäbe so viel Grund zur Freude: Drei Viertel der Ex-Alternative-Heroen The Smashing Pumpkins sind reuniert, und "Atum" wurde als Rock-Oper angekündigt, die als konzeptioneller Nachfolger zu vergangenen Meisterwerken aus den Neunzigern und frühen Zweitausendern gedacht ist. Könnte das alles toll sein mit der Nostalgie! Nach allerdings vernichtenden drei Punkten zu "Act I", immerhin einem pro geplantem Akt, geht es nun mit den nächsten elf Stücken weiter. Was bleibt von den großspurigen Ankündigungen? "Unlike any song I have written before", sagt Billy Corgan im Thirty-Three-Podcast schon über den Opener "Avalanche". Aber Corgan sagt viel, wenn der Tag lang ist. Nach einem unnötigen Intro zwischen Synths und Vogelgezwitscher liefert er schließlich einen okayen, eher unspektakulären Pop-Rocker nach, der doch nichts wirklich Neues bietet. Machen wir's kurz: Der zweite Akt des überambitionierten Mammutwerks ist immerhin weit weg von scheiße, aber ebenfalls äußerst halbgar ausgefallen. Wie immer gibt es die konkurrenzlose Corgan-Ego-Show, die aber weiterhin für den Lebensunterhalt von James Iha und Jimmy Chamberlin sorgt, deren Beiträge man immerhin ab und zu erahnen kann.

Mitunter wollen The Smashing Pumpkins anno 2023 vor allem eines, denn (auch) dafür hat man sie schließlich einst geliebt: brezeln. "Empires" ist einer dieser absolut anständigen Riff-Rocker, der trotz allem Druck die schon längst obligatorischen Gastsängerinnen noch nicht nach Hause geschickt hat. "Come on, meet your new god!" Wie schon die Vorab-Single "Beguiled" löst der Song Erinnerungen an ehemalige Großtaten aus, ist darin aber nicht mehr ganz so überzeugend wie dereinst "Solara". Und mit Hartwurst hat es sich dann auch schon erledigt, denn Corgan pflügt anschließend weiterhin quer durch die Achtziger, seine Vorstellung von "moderner Musik" und sein ganz persönliches Synth-, Keyboard- und Pro-Tools-Arsenal. "Neophyte" hat so zwar was von Ethno-Pop à la Enya, ist in seiner Harmonieseligkeit aber ganz süffig geworden. Genauso wie der Düster-Pop im "1979"-Fahrwasser von "To the grays", der aber inhaltlich wieder mit wirrem Blabla aufgeblasen wird. Eine Figur namens June sieht Shinys Schiff im Sonnenlicht glitzern, erklärt der Schöpfer. Aha. Wie er aus seinen unzähligen angerissenen Konzepten, Figuren und Welten noch ein schlüssiges Narrativ basteln will, bleibt Corgans Geheimnis.

"Moss" ist eine relative Seltsamkeit zwischen Brachialität und 80er-Vibe, die zumindest als Kuriosum halbwegs punktet. Kleiner Auszug aus den Lyrics gefällig? "Meow, meow, meow, meow." Das Dasein als Background-Sängerin bei Corgan muss erfüllend sein! Auch mit dabei auf "Act II": nerviger Elektropop wie "Night waves", in dessen Gewimmel man den Song kaum erkennt. Den meisten Stücken fehlen ohnehin einprägsame Melodien und irgendwie geartete Aha-Effekte, was gerade beim niedlich-harmlosen "Space age" und dem mäandernden "Every morning" ins Gewicht fällt. Dafür gibt es klebrige Sound-Spielereien galore. Schließlich proggt sich "The culling" durch gepflegte Ödnis, bevor "Springtimes" das Album mit einem annehmbar-netten, folkigen Kleinod beschließt. Seine Mitmusiker sollen ob der Offenbarung seines neusten grandiosen Plans bloß mit den Schultern gezuckt haben, sagt Corgan. Das meiste auf Akt zwei ist, well, zum Schulterzucken, löst jedoch auch keinen Brechreiz aus. Rehabilitiert hat Corgan sich damit natürlich nicht, aber wenigstens ist "Atum – Act II" keine neuerliche Vollkatastrophe. "I hope some day we'll find out what happiness means", sagt eine Kinderstimme ganz zu Beginn. Vielleicht findet Corgan eines Tages besser wieder heraus, was einmal Kreativität – und, lang ist's her: Genie – bedeutet hat.

(Ralf Hoff)

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Highlights

  • Empires
  • Moss
  • Springtimes

Tracklist

  1. Avalanche
  2. Empires
  3. Neophyte
  4. Moss
  5. Night waves
  6. Space age
  7. Every morning
  8. To the grays
  9. Beguiled
  10. The culling
  11. Springtimes

Gesamtspielzeit: 44:03 min.

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