Memoriam - Rise to power

Reaper / Universal
VÖ: 03.02.2023
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Der Souverän
Es gibt wohl kein Subgenre des Heavy Metal, das sich über die Jahrzehnte als robuster gegenüber dem Zeitgeist erwiesen hat als Death Metal. Die schwedischen Vertreter, egal ob angejahrte Veteranen oder nassforsche Jungspunde, feiern ohnehin alle paar Jahre fröhliche Urständ. Was natürlich nicht zuletzt am Gitarren-Effektgerät Boss HM-2 liegt, dessen knarziger Sound so stilprägend war und ist, dass Death Metal schwedischer Provenienz bekanntermaßen liebevoll als "Elchtod" bezeichnet wird. Von der anderen Seite des Atlantik hingegen, aus Florida nämlich, dem zweiten großen Epizentrum der Death-Metal-Welle der frühen Neunziger, meldeten sich jüngst die legendären Obituary mit ihrer großartigen Platte "Dying of everything" wieder zurück in der Spitzenklasse. Tja, und in Großbritannien, das als so etwas wie das Mutterland des Heavy Metal gilt, ist die Szene zwar überschaubar, bietet aber dennoch die ein oder andere Lichtgestalt.
Allen voran ein gewisser Karl Willets. Der mit seiner Band Memoriam mittlerweile ein Veröffentlichungstempo vorlegt, dass man meinen könnte, der Mann sei nicht 56, sondern 26 Jahre alt. Denn in Zeiten, in denen der Verkauf von Tonträgern kaum noch lukrativ ist, ist das neue Album "Rise to power" mal eben der fünfte Langspieler innerhalb von sieben Jahren. Das Erfolgsrezept ist dabei denkbar simpel und genau deshalb vollkommen in Ordnung: Man nehme das Erbe der legendären Bolt Thrower und sammele auf dem Weg ein paar kleine stilistische Experimente ein. Und so findet sich irgendwann, genau genommen beim Song "All is lost", sogar ein kleines Black-Metal-Riff wieder, das vermutlich selbst nicht weiß, wie es denn hierhin gekommen ist.
Zu diesem Zeitpunkt ist allerdings längst klar, dass Willets und seine Mitstreiter wieder einmal für rauchende Trümmer sorgen, wo einmal ein Wohnzimmer war. Schon zu Beginn widmen sich die Briten mit "Never forget, never again (6 million dead)" dem Holocaust und zeigen mit düsteren Riffs und behutsamen Lyrics Schunkel-Combos wie Sabaton, wie man sich diesem Thema auch nähern kann. Und auch im folgenden "Total war" liest Frontmann und Texter Willets einem gewissen Wladimir P. tüchtig die Leviten, während Gitarrist Scott Fairfax und Bassist Frank Healy zunächst ein wahres Riff-Dickicht legen, um dann den Song komplett eskalieren zu lassen, angetrieben vom neuen Schlagzeuger Spikey T. Smith, der sich nicht nur hier als Gewinn erweist.
Denn "Rise to power" ist auch dann ein Genuss, wenn man die intelligenten Texte des studierten Kulturwissenschaftlers Willets einmal außen vor lässt. "I am the enemy" überzeugt beispielsweise durch bösartigen Doom und einen kleinen Melodieschwenk, der wie schon auf dem Vorgängeralbum "To the end" leise Erinnerungen an Killing Joke weckt. Das ist intensiv, eindringlich, lässt aber auch nicht die genretypische Härte vergessen. Denn auch wenn es so richtig vorangeht, versteifen sich Memoriam nicht auf tumbes Geballer, sondern streuen wie bei "Annihilation's dawn" immer wieder kleine Spielereien ein, die Reizpunkte in den Riffwalzen setzen und letztlich nur eine einzige Kernfrage offen lassen: Soll man sich nun enthemmt in den Pit werfen? Oder vielleicht doch per Kopfhörer einer Spielfertigkeit, einer über alle Maßen kompakten Band bei so druckvollem wie luftigen Sound lauschen? So souverän jedenfalls wie mit "Rise to power" kann eine Band nur klingen, deren Mitglieder schon alles erlebt haben.
Highlights
- Never forget, never again (6 million dead)
- Total war
- Annihilation's dawn
Tracklist
- Never forget, never again (6 million dead)
- Total war
- I am the enemy
- The conflict is within
- Annihilation's dawn
- All is lost
- Rise to power
- This pain
Gesamtspielzeit: 44:50 min.
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