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Parannoul - After the magic

Parannoul- After the magic

Topshelf
VÖ: 28.01.2023

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Crescendo ins Glück

Parannoul geht es richtig gut! Die Ein-Mann-Armee aus Seoul veröffentlicht "After the magic" auf einem US-Label und schöpft bei so ziemlich allem aus den Vollen: Hatte sich das Underdog-Shoegaze-Meisterstück "To see the next part of the dream" noch durch seine oft erdrückende Melancholie, einen grenzwertig-verwaschenen Sound und den bloßen Überraschungseffekt ausgezeichnet, welche Intensität eine einzige Person mit dem heimischen Computer trotz aller Fallstricke zu erzeugen imstande ist, folgt nun die endgültige Umarmung aller (digitalen) Möglichkeiten. Da ist wieder viel Postrock drin, noch mehr Emo – und, man höre und staune, auch viel Pop und Pomp. Und das ist nur konsequent. Wenn beide Alben eines sind, dann intensiv. Aber gerade in seiner Epik stellt "After the magic" das bisherige Schaffen des Koreaners in den Schatten und ist, man atme erleichtert auf, eindeutig auf der sonnigeren Seite des Lebens verhaftet. Schon "Polaris" kippt von sanften Akustikgitarren in übersteuerte, allerdings latent zufriedene Lärmlandschaften, und auch "Insomnia" transportiert kuschelige Wärme auf seinem zerhackten Breakbeat.

Hier und da hört man Schritte, einmal Feuerwerke, dort das Ein- und Ausschalten eines Kassettenrekorders: Nicht nur ist die Produktion wesentlich dicker geworden, sondern die Illusion, es mit organischer Musik und einer ausgewachsenen Band zu tun zu haben, ist nahezu perfekt. Parannoul schichtet Spur auf Spur, scheut auch vor Streichern und Fanfaren nicht zurück und kennt keinerlei Grenzen mehr. Ausgebaut hat er auch die Indietronica-Einflüsse, es fiept und blinkt an allen Enden. Trotzdem gibt es Krach: Das eklektische "Arrival" verwandelt sich auf der Zielgeraden mit knusprig angebratenen Gitarren und tanzendem Piano in ein tosendes Inferno, das alles gnadenlos weghaut. So klingt pure Euphorie, die sich auch in den deutlich verbesserten Vocals des Künstlers ausdrückt. Im großartigen "We shine at night" bedient er sich zunächst schon beinahe am K- respektive J-Pop, baut am Ende aber eine herzzerreißende Klimax zwischen sehnsuchtsvollen Schreien und tröstendem Chor an. Die kathartische Wucht des Vorgängers blitzt hier noch einmal kurz auf, dann lässt Parannoul sich wieder zurück in sein Meer aus Watte fallen.

Auf sieben Minuten führt "Parade" durch mehrere Kapitel, schlägt die Kurve von orchestralem Dreampop zu gar folkigen Passagen und lässt dann doch wieder Gitarrenwalzen dazwischenfahren. Das elektronischere "Sketchbook" experimentiert mit Verfremdungseffekten und schielt kurz frech in Richtung Radiohead. Parannoul macht eben, wozu er Bock hat: "Imagination" legt los wie fröhlicher Pop-Rock – und, kontinuierlich anziehender Lautstärkepegel hin oder her, bleibt dann so. Der Closer und Titeltrack vereint schließlich zarte Electronica und allerlei imitierte Instrumente unter einem glänzenden Sternenhimmel, wenn die Shouts aus dem im Gesamtkontext schon beinah reduziert daherkommenden und durch eine ungewöhnliche Gesangsspur auffallenden "Blossom" als Echos in der Ferne verhallen. Mehr passt in eine Stunde kaum noch rein: Aus unzähligen Einflüssen bastelt der Koreaner einen schweren Brocken zwischen großem Drama, Pathos und Glückseligkeit, sodass man sich manchmal fast wünscht, er könne sich ein bisschen zügeln. Sein beachtliches Debüt toppt er zwar nicht, stellt ihm aber dennoch einen würdigen Nachfolger zur Seite. "After the magic" kratzt und beißt selten, es schmeichelt vielmehr und umgarnt. Schön, dass es seinem Schöpfer endlich besser geht.

(Ralf Hoff)

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Highlights

  • Arrival
  • We shine at night
  • Blossom

Tracklist

  1. Polaris
  2. Insomnia
  3. Arrival
  4. We shine at night
  5. Parade
  6. Sketchbook
  7. Imagination
  8. Sound inside me, waves inside you
  9. Blossom
  10. After the magic

Gesamtspielzeit: 59:05 min.

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User Beitrag

nörtz

User und News-Scout

Postings: 12094

Registriert seit 13.06.2013

2023-02-21 12:21:49 Uhr
Irgendwie nervt mich dieses Poppige und viele der Songs sind mir auch zu lang, ohne dafür ausreichend viel zu bieten zu haben. Musste mich schon dazu zwingen, es komplett durchzuhören, so anstrengend ist das alles.

Das war wohl nichts.

Hierkannmanparken

Postings: 331

Registriert seit 22.10.2021

2023-02-14 20:22:28 Uhr
Das Album offenbart nach ner Weile schon ein paar Längen, die auch ein wenig nach seichten Steven Wilson-Songs klingen. Da schalte ich ab.. :D

Pivo

Postings: 1103

Registriert seit 29.05.2017

2023-02-13 11:43:29 Uhr
Kein schlechtes Album. Mehr wie eine 7 ist es aber, trotz der durchweg guten Qualität der Songs nicht. Warum:

- Auch wenn man, dank Sigur Ros, weiß, dass es nicht auf die Sprache ankommt, oder darauf etwas zu verstehen von den Texten um sich berührt zu fühlen, nervt der Gesang auf Koreanisch spätestens nach der Hälfte der Strecke. Keine Ahnung warum. Das Isländisch klingt wohl einfach mystischer und eingängiger für mitteleuropäische Ohren. Das Koreanisch kommt einfach vom Klang für meine Ohren nicht mit und daher wohl der Nervfaktor...?!?

- Hinten raus kommen kaum noch Highlights. Die ersten Songs hauen einfach schon alles raus, so dass man in der zweiten Halbzeit nicht mehr wirklich überrascht wird. Ein Spannungs- oder Entwicklungsbogen wäre hier besser gewesen. Mir war es gegen Ende schon ein wenig langweilig und war dann froh als die Stunde rum war.

Von daher. Songs etwas kürzer, mehr Abwechslung rein, Englisch singen, dann hätten wir ne 9 gehabt....


Hierkannmanparken

Postings: 331

Registriert seit 22.10.2021

2023-02-09 07:50:51 Uhr
Die 7 entspricht mittlerweile auch meinem Gefühl, bei den Highlights gehe ich auch mit, würde aber noch Imagination erwähnen, was immer wieder aus seiner Poprockform abdriftet ähnlich wie Only you know von Beach house. Sound inside me gefällt mir auch immer besser, besonders das sehr emotionale Ende mit dem gesanglichen Duett.

Seitdem ich in den Vorgänger reingehört habe, hat sich aber insgesamt meine Begeisterung gedämpft. Crescendo-Core und weniger Charme treffen es ganz gut!

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 24176

Registriert seit 08.01.2012

2023-02-08 20:47:07 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?
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