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Hamish Hawk - Angel numbers

Hamish Hawk- Angel numbers

Post Electric / Warner
VÖ: 03.02.2023

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Zählt nicht

Statistiken sind bloß Zahlen. Aber die können zumindest dann faszinierend sein, wenn es um die eigenen Hörgewohnheiten geht. "Think of us kissing" ist der mit Abstand am häufigsten gehörte Song des Rezensenten im Januar 2023. Warum auch nicht? Eleganter Basslauf, leicht treibende Drums, natürlich umgarnt von Hamish Hawks elegantem Bariton. Bis die Gitarren einmal kurz stramm anziehen und den hymnischen Refrain loslassen. Kopfnicken, mitsingen, wieder auf Play. Alle, die schon "Heavy elevator" liebten, werden zustimmend nicken. Das Debüt des in Edinburgh lebenden Künstlers bot äußerst unterhaltsame Geschichten, ambitioniertes Songwriting und große Melodien. Witzig und irgendwie tragisch zugleich lieferte Hawk in seinen Geschichten detaillierte und damit auch häufig krude Beobachtungen, vermischt mit großer Melancholie – verlor dabei aber nicht die versteckte Schönheit der ordinären Dinge aus dem Auge.

Der Titel des Zweitlings "Angel numbers" bedeutet in etwa so viel wie eine Reihe von wiederkehrenden Zahlenmustern oder -folgen. Keine Überraschung bei einem Künstler wie Hamish Hawk, den das Abseitige und Mystische gleichermaßen anzieht. Menschen, die an solche Muster glauben, messen Zahlenreihen eine kosmische Bedeutung bei. Selbstverständlich geht es auch auf Album Nummer zwei nicht ohne die ganz eigene Art des Schotten, inmitten des Schwelgerischen und Zynischen auch vor allem Zuversicht und Lebensfreude zu vermitteln. "Elvis lookalike shadows" mit seinen wunderbar flehenden Gitarren und Streicher-Sprenkeln etwa ist ein formidables Zeugnis dieser Kunst. Manchmal, wenn es einen Tick schnörkelloser zugeht wie in "Desperately", entsteht in Hawks Sound fast beiläufig ein wohliges The-Smiths-Feeling. Das gilt auch für das feinfühlige "Bill", wenn seine stimmliche Intonation nicht so weit weg ist von Morrisseys. Beinah schwebend bewegt sich "Bridget St. John" auf seinem Basslauf samt Streichern. Noch zerbrechlicher geht es in "Frontman" zu, einem Duett mit der Sängerin Anna B. Savage.

Doch Hawk mag auch Rock'n'Roll und animiert die Anwesenden spätestens mit dem hitverdächtigen Titelsong erneut zum Hüftenwackeln. Inhaltlich geht es um kleine, aber oft wegweisende Opfer, die wir bringen, um Anschluss zu finden oder anderen einen Gefallen zu tun. Für den Künstler ebenfalls wiederkehrende Muster in unserer Sozialisation. Und wenn die Bratgitarren im coolen "Dog-eared August" frei von allen eleganten Klamotten schreddern, stürmt kurzzeitig ein kleiner begeisterter Pogo-Mob das schicke Café, in dem man sich zu Easy Listening und schottischem Tee versammelt hatte. Viele Menschen, die an Zahlen glauben, spielen gerne Lotto. Oft ein Leben lang. Ein Spiel, das die Diskrepanz zwischen Hoffnung auf das große Glück auf der einen Seite und der verschwindend geringen realen Chance auf Reichtum aus dem Nichts auf der anderen perfekt symbolisiert. Nicht nur in "Money" lernen wir von Hamish Hawk: Sollte es mit dem Geldsegen nichts werden, liegt im Leben genügend Faszinierendes verborgen. Man muss es nicht zählen, bloß sehen.

(Eric Meyer)

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Highlights

  • Think of us kissing
  • Elvis lookalike shadows
  • Bill
  • Angel numbers
  • Dog-eared August

Tracklist

  1. Once upon an acid glance
  2. Think of us kissing
  3. Elvis lookalike shadows
  4. Bridget St. John
  5. Frontman (feat. Anna B. Savage)
  6. Desperately
  7. Bill
  8. Angel numbers
  9. Money
  10. Dog-eared August
  11. Rest and veneers (feat. Samantha Crain)
  12. Grey seals

Gesamtspielzeit: 42:22 min.

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User Beitrag

oldschool

Postings: 591

Registriert seit 27.04.2015

2023-02-07 12:06:02 Uhr
Gutes Album, aber Heavy Elevator hatte mich damals eher abgeholt. Vielleicht brauche ich noch ein paar Hördurchgänge, aber bisher finde ich, es ist ein gutes Album ohne Ausfälle - jedoch etwas gleichförmig. Nette Songs...doch wo war nochmal der Refrain in Desperately?

Vielleicht hatte ich nach dem tollen debut aber auch einfach nur zu viel erwartet.

Hollowman

Postings: 202

Registriert seit 14.06.2013

2023-02-06 07:19:33 Uhr
Ich bin ziemlich begeistert, kannte den guten Mann vorher gar nicht. Heavy Elevator ist schon bestellt, gefiel mir vom ersten Eindruck her ebenfalls noch ein wenig besser als das neue. Aber auch bei Angel Numbers kann ich die 8/10 klar nachvollziehen.

Blanket_Skies

Postings: 551

Registriert seit 21.09.2013

2023-02-04 19:02:16 Uhr
Super Entdeckung! Auch wenn mir das aktuelle Album kaum zusagt, dafür aber der Vorgänger Heavy Elevator umso mehr.

The Libertine

Postings: 130

Registriert seit 29.08.2022

2023-02-03 11:09:25 Uhr
Der Mann versteht sein Handwerk. Ist trotz Morrissey-Referenzen, die einen natürlich sehr schnell anspringen, doch auch recht eigenständig. Finde gerade die Songs toll wo er den Wums-Pop-Rhythmus etwas aufbricht (hätte an der ein oder anderen Stelle noch etwas elegischer sein können)

Highlights bisher:

Think Of Us Kissing
Elvis Lookalike Shadows
Bridget St. John
Frontman ft. Anna B Savage
Bill
Angel Numbers

bin bei einer guten 7/10 - mit der Tendenz zu r 8.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2023-01-31 20:36:50 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. "Album der Woche"!

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