Tennis - Pollen
Mutually Detrimental / Thirty Tigers / Membran
VÖ: 10.02.2023
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Alle Wege führen zu Indie-Pop
Berufliches und Privates zu vermischen, ist sicherlich schon oft schief gegangen. Nach rund zwölf Jahren dürfte das Ehepaar Alaina Moore und Patrick Riley in dieser Disziplin allerdings Profi-Status erreicht haben. Als Tennis komponiert und produziert das Duo aus Denver seit seinem 2011er-Debütalbum "Cape Dory" Indie-Pop zwischen einer Prise Funk und verträumten Arrangements. Auch der sechste Streich "Pollen" enttäuscht in dieser Hinsicht nicht – wagt sich aber in unerwartete Richtungen.
Wenn Tennis' Musik in den vergangenen Jahren eins nicht war, dann konventionell. Ihre Basis bilden meist keyboardlastige Melodien und Moores beinahe feenhafter Gesang. Der macht zwar eine wichtige Charakteristik des Duos aus, veredelt werden die Songs aber erst dann, wenn ihre Stimme fein geschichtet ihren eigenen Background formt und sich ein Hall über den gesamten Sound legt. Dazu ein paar Funk-Spielereien, zarte Basslinien und eine Musikvideo-Ästhetik, die den Geist der sechziger und siebziger Jahre aufgreift und doch eine völlig neue Epoche zu erfinden scheint. "Pollen" führt diese Eigenschaften einerseits konsequent fort. bricht andererseits aber auch überraschend mit ihnen.
Denn die Musik ist deutlich zugänglicher und vielleicht sogar glatter als auf den Vorgängern. Tennis entfernen sich ein wenig vom melodischen Keyboard-Sound und lassen wie in "Let’s make a mistake tonight" lieber mal hektische, mal dynamische Synthie-Töne einfließen. Der Song ist, eher untypisch für das Duo, sogar tanzbar und spielt mit elektrifizierter Gitarre. Einen noch größeren Auftritt hat das Saiteninstrument in "Glorietta", wobei vor allem auffällt, dass Moore wesentlich tiefer ansetzt und in ihrem Gesang Stevie-Nicks-Vibes mitschwingen.
All das wirkt zusehends lässiger und streift den deutlichen Siebziger-Charme abgesehen vom Opener "Forbidden doors" ab, der nur stellenweise etwas generische Indie-Pop nimmt wieder überhand – ahnlich, wie es in den Anfängen von Tennis der Fall war. Unterschiede gibt es aber dennoch. Man könnte auch sagen: Das Duo hat über die Jahre Erfahrungen gesammelt, ist gereift und traut sich auf "Pollen" entsprechend mehr.
Das soll schon beim Entstehungsprozess angefangen haben, bei dem Tennis vor allem beim Gesang Grenzen ausgetestet haben. "Ich schreibe mich selbst in die höchsten Höhen und und tiefsten Tiefen", wie es Moore selbst ausdrückt. Riley fungiert dabei nicht nur als Musiker, sondern auch Produzent, und wahrscheinlich liegt genau dort das Geheimnis des starken Charakters von Tennis' Musik. Und vielleicht ist das auch der Grund, weshalb "Pollen" trotz der Rückkehr zum klassischen Indie-Pop im Gedächtnis bleibt.
Highlights
- Forbidden doors
- Hotel Valet
Tracklist
- Forbidden doors
- Glorietta
- Let's make a mistake tonight
- One night with the valet
- Pollen song
- Hotel Valet
- Paper
- Until Gibraltar
- Never been wrong
- Pillow for a cloud
Gesamtspielzeit: 35:18 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Huhnmeister Postings: 2401 Registriert seit 22.08.2022 |
2023-02-08 00:42:40 Uhr
Häufiger Dialog, wenn mein Kumpel mich im Frühling zu sportlicher Outdoor-Betätigung überreden möchte.„Tennis?“ „Pollen!“ |
Mr Oh so Postings: 3154 Registriert seit 13.06.2013 |
2023-02-08 00:11:43 Uhr
Ich wünschte, ich würde mich für Tennis interessieren. |
Obrac Postings: 2426 Registriert seit 13.06.2013 |
2023-02-02 18:43:25 Uhr
Gerade geschockt gesehen, dass Tennis diesen Monat tatsächlich ein neues Album rausbringen. Die letzte Platte war für mich eines der besten Popalben der letzten Jahre. Bin extrem gespannt. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27219 Registriert seit 08.01.2012 |
2023-01-31 20:36:18 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
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Referenzen
Beach House; Mazzy Star; Hope Sandoval & The Warm Inventions; Veronica Falls; Still Corners; Girls; Beach Fossils; TOPS; Dum Dum Girls; Oh Pep!; Pill Wonder; Washed Out; The Drums; Summer Camp; Fleetwood Mac; Stevie Nicks; Haim; Alvvays; Smith Westerns; Surfer Blood; Au Revoir Simone; Deerhunter; Hinds; Lykke Li; Savages; Julia Holter; She & Him; Jenny Lewis; Neon Indian; Jens Lekman; Starfucker; Wye Oak; Slow Club; Friends; Angel Olsen; Lana Del Rey; Lush; Cranes; I Break Horses; Bat For Lashes
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