The Notwist - Vertigo days – Live from Alien Research Center

Morr / Indigo
VÖ: 10.02.2023
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

The return of our incredible humans
Ein bisschen kann man es selbst ja gar nicht fassen, was da passierte. Kein Stein mehr auf dem anderen, die Moleküle tanzten Tango, jedes Positron entlud sich. Magie, nicht weniger, war es, das The Notwist mit ihrem ersten Livealbum "Superheroes, ghostvillains + stuff" auf Platte gebannt hatten. Und nicht weniger als einer der besten Konzertmitschnitte aller Zeiten war dabei herausgekommen. Mit dem Ruf als eine der besten Bühnengewalten Deutschlands bewaffnet, ist der Schritt, dem grandiosen "Vertigo days" eine kurz nach Veröffentlichung live eingespielte Schwester zur Seite zu stellen, wohl nur folgerichtig. Live – das heißt in diesem Fall als First Take im Weilheimer Studio aufgenommen. Ohne Publikum allerdings, schließlich waren 2021 Konzerte oder größere Menschenansammlungen noch nicht so angesagt – wir erinnern uns dunkel und lassen diese Zeit direkt wieder in der Schublade verschwinden.
Alien Research Center hat die Band ihre Behausung liebevoll getauft, als Antwort auf ein naheliegendes Kirchenzentrum. Der Name passt, schließlich fühlt sich die Musik der Truppe sowieso so an, als sei sie über Lichtjahre hinweg auf die Erde telegrafiert worden. Das ändert sich auch nicht auf "Vertigo days – Live from Alien Research Center". "Exit strategy to myself" brutzelt sich in der zweiten Hälfte immer noch so mächtig wie eh und je durch den Gehörgang, als Kontrast dazu ist "Sans soleil" knapp vor Ende wie auch auf dem Originalalbum ein kurzer Moment des Geradeaus-Gehens, ein geradezu unverstellter Popsong. Neue Stücke gibt es – abgesehen von zwei Zwischenspielen – ebensowenig wie Rückgriffe auf das frühere Œuvre. Das Material von "Vertigo days" steht ganz klar im Vordergrund.
Dieses wird mehr oder weniger an der ursprünglichen Reihenfolge entlanggehangelt dargeboten. Die erste Konzerthälfte reicht von einem auf acht sensationelle Minuten gestreckten "Into love / Stars" bis zum fulminant zerstückelten "Ship", welches Sayas gesampelte Vocals einmal durch den Schredder jagt und sie dem krautigen Jam wieder vor die Füße spuckt. Alles, was "Superheroes, ghostvillains + stuff" so groß machte, findet sich vor allem in diesen beiden Transformationen, welche die Vorlage als Spielwiese betrachten, auf der sich Ideenreichtum und künstlerische Intuition entfalten. In der zweiten Hälfte folgt auf "Into the ice age" erwartbar nahtlos "Oh sweet fire" und das erwähnte "Sans soleil". Lediglich "Loose ends" tanzt aus der Reihe und schiebt sich auf die Closer-Position. Nicht unpassend, mit diesem herrlich hypnotischen Motiv am Ende, das in der Liveversion leider nicht noch auf 20 Minuten gestreckt wird.
Wer nicht auf die Audiofassung warten will, darf sich bereits den Konzertfilm auf YouTube ansehen, welcher leider sehr hektisch aufgenommen wurde und eine Warnung für Epileptiker*innen vermissen lässt. Auch dort kommt die wahnsinnige Spielfreude von The Notwist natürlich heraus. Was "Vertigo days – Live from Alien Research Center" etwas hinter den durch die erste Liveplatte so riesigen Erwartungen lässt, ist schlichtweg der kleine Scope von einer Dreiviertelstunde mit nur einem Album. Das Niveau ist konstant hoch und dennoch bleibt danach das Gefühl einer zu kleinen Portion. Auf der anderen Seite: Die anstehende Tour ist vermutlich mehr als genug geeignet, um den Hunger zu besänftigen. Schlauer wird man danach auch nicht sein. Selbst der Promotext kann nur noch faseln: "A Notwist concert is a Notwist concert is a Notwist concert." Nicht wissen, sondern fühlen.
Highlights
- Into love / Stars (Live from Alien Research Center)
- Exit strategy to myself (Live from Alien Research Center)
- Ship (Live from Alien Research Center)
Tracklist
- Intro (Live from Alien Research Center)
- Into love / Stars (Live from Alien Research Center)
- Exit strategy to myself (Live from Alien Research Center)
- Where you find me (Live from Alien Research Center)
- Ship (Live from Alien Research Center)
- Interlude (Live from Alien Research Center)
- Into the ice age (Live from Alien Research Center)
- Oh sweet fire (Live from Alien Research Center)
- Sans soleil (Live from Alien Research Center)
- Loose ends (Live from Alien Research Center)
Gesamtspielzeit: 45:22 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Mayakhedive Postings: 2598 Registriert seit 16.08.2017 |
2024-10-14 00:05:47 Uhr
Wer bei der dieser Live-Version von "Into Love / Stars" ab spätestens 5:05 seinen Körper noch still halten kann, muss taub sein. Ist das mitreißend. |
Hierkannmanparken Postings: 2001 Registriert seit 22.10.2021 |
2023-02-11 13:40:08 Uhr
Ich kriege immer Gänsehaut, wenn Into love ins Stars übergeht. Schön dass man in dieser Version mit diesem Gefühl ne Weile länger getragen wird.Zum tatsächlichen Live-Erlebnis fehlt hier aber doch noch ein ganzes Stück |
Gomes21 Postings: 5471 Registriert seit 20.06.2013 |
2023-02-01 18:49:52 Uhr
Man muss ja auch noch was für die Konzerte lassen =) Darum hab ich mir auch wieder Tickets geholt, Notwist einfach unfassbare Live Band. |
Old Nobody User und News-Scout Postings: 3984 Registriert seit 14.03.2017 |
2023-02-01 18:26:15 Uhr
Wirklich schade, dass sie sich hier nur auf die Vertigo Days beschränken. Stimme Felix zu: Irgendwie fehlt da noch was. Gäb ja noch genug Stoff um das zu ner umfassenderen Erfahrung zu machen. Hätte mir zum Beispiel mal ne schöne Live Version von Das Spiel ist aus gewünscht. Würd auch sowas wie Phrasebook voll feiern.Aber selbst auch von der Vertigo Days fehlt ja was.Das grandiose Night's too dark nämlich |
Felix H Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 10470 Registriert seit 26.02.2016 |
2023-02-01 14:19:17 Uhr
Danke. :)Nur Saya, die restlichen Gaststimmen kommen gar nicht vor. |
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Referenzen
13 & God; Naked Lunch; The Postal Service; Dntel; Console; Radiohead; Thom Yorke; Lali Puna; Ms. John Soda; Finn.; Hundreds; Spruce; Dazerdoreal; Hood; James Figurine; Styrofoam; Sensorama; Boards Of Canada; Werle & Stankowski; Kraftwerk; Yellow Magic Orchestra; Weevil; Her Space Holiday; Talk Talk; Get Well Soon; Monta; Miles; Joycehotel; dEUS; Ghinzu; The Beta Band; Klez.e; Contriva; Mina; Tied & Tickled Trio; To Rococo Rot; Kreidler; Isan; Couch; Patrick Wolf; Slut; Placebo; Múm; Under Byen; Village Of Savoonga; Fred Is Dead; Toxic; Funkstörung; Mouse On Mars; Angel Bat Dawid; Nérija; Ben LaMar Gay; Colin Stetson; Kamasi Washington; Exploding Star Orchestra; Badbadnotgood
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