Paramore - This is why

Fueled By Ramen / Atlantic / Warner
VÖ: 10.02.2023
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Durch Dreck und Drama
Hayley Williams und ihre Bandkollegen von Paramore sind Kummer gewöhnt. Was schon zur Frühphase der Band mit "Sellout!"-Rufen der Punk-Community begann, wandelte sich über die Jahre in regelmäßig wiederkehrende Dramen um Ex-Mitglieder und persönliche Querelen, welche die Band mehrfach an den Rand ihrer Existenz brachten. Die düsteren Zeiten im Nachgang zum großartigen 2017er-Stilbruch-Album "After laughter" dürften aber selbst für den hartgesottenen Vierer ungewohnt gewesen sein – Williams fiel, überwältigt von den Jahren zuvor, in eine tiefe Depression und stand am Rande ihrer Kräfte. Neuer Paramore-Output? Mit wahrlich großen Fragezeichen versehen. Und doch: Irgendwie kamen sie ja bisher immer wieder gestärkt und musikalisch gewachsen aus den Tälern zurück – während Fronterin Williams ihre persönlichen Dämonen auf zwei kathartischen Soloalben musikalisch austrieb, begann im Hintergrund gemächlich der Reifeprozess dessen, was nun auf "This is why" Form annimmt. Die Dunkelheit ist oft bedrohlich. Aber irgendwo neben der vermeintlichen Sackgasse lauert dann eben doch noch ein schmaler Pfad, der erkundet werden möchte.
Die seit "After laughter" vergangenen Jahre waren bekanntermaßen nicht nur im Paramore-Bandkosmos alles andere als erheiternd. Ein Umstand, den man "This is why" zu jedem Zeitpunkt anmerkt. Im Vergleich zum Vorgänger sind die Lyrics düsterer, die Songs dreckiger und ist die Stimmung latent angepisst. Was man dem mittlerweile sechsten Studioalbum der Band aber auch anmerkt, ist die weiterhin beachtliche musikalische Entwicklung. Sinnbildlich hierfür steht der eröffnende Titeltrack: Hier regieren nicht die bratzigen Gitarrenwände und breitbeinigen Arrangements der Frühphase – sondern clevere Instrumentierung, tolle Produktion und saftige lyrische Punchlines. "If you have an opinion / Maybe you should shove it", kotzt Hayley Williams hinaus in die Welt voller irrelevanter Quatschmeinungen, während die Instrumentalfraktion zittrige Gitarrenlicks und einen stakkato-artigen Hymnenrefrain beisteuert. Ein Vorbote, ein Lebenszeichen und eine geerdete, aber dennoch konsequente Weiterentwicklung des Bandsounds. Herrlich verspielt gibt sich auch das hemmungslos poppige "Crave" mit seinen effektgetränkten Gitarren, einem lässig groovenden Schlagzeug und einer Frontfrau, die vom Festhalten am Vergangenen schmachtet. "I romanticise even the worst of times / When all it took to make me cry was being alive." Bittersüße Realität, verpackt in ein kunterbunt grinsendes und völlig freidrehendes Pop-Gewand.
Wie auch schon auf "After laughter" ist es vor allem die instrumentale Raffinesse von Gitarrist Taylor York, die Paramore musikalisch von ihren Genrekolleg*innen abhebt. Ein vermeintlich unscheinbarer Song wie "Running out of time" gewinnt seine Qualitäten eben vor allem durch die vielen liebevollen Spielereien an jeder Ecke – hier summt eine Gitarre im Hintergrund, dort klimpert ein Klavier, und über allem legt sich eine satte Bassline. Dass Paramore-Alben die musikalische Entdeckungsfreude fördern, hätte Mitte der 2000er Jahre wohl kaum jemand kommen sehen. Und doch werden vermutlich auch jene Fans, die etwas stärker an der frühen Bandgeschichte festhalten, mit "This is why" besser zurechtkommen als noch mit seinem Vorgänger. Denn: Mit einer deutlich pissigeren Grundstimmung scheint auch die härtere musikalische Gangart ein wenig häufiger durch. So zum Beispiel auf dem reichlich schrägen und wuchtigen "You first", besonders aber auch auf der Vorab-Single "The news". "War / A war / A war on the other side of the planet / And I've got war / Right behind my eyes / Like a headache / So I turn off the news", stänkert Williams gegen die Sensationsgeilheit der kontemporären Medienlandschaft und läutet damit ein energiegeladenes Stück ein, das sich in seiner Rotzigkeit suhlt und wohlfühlt. Inmitten des omnipräsenten Pop-Punk-Revivals liefern Paramore weiterhin unbeirrt ab und zeigen sich durchweg als eine immens gewachsene Band, die sich von einstigen Unkenrufen längst losgelöst hat. "This is why" ist – vermutlich auch bewusst – weitaus weniger hitlastig als noch "After laughter", dafür aber auf Albumlänge konstanter. Yin und Yang, sozusagen. Ein wütendes Statement, das aus seiner Vielfältigkeit Kraft schöpft – und dennoch hoffentlich allen Beteiligten eine weniger turbulente Ära beschert.
Highlights
- This is why
- Running out of time
- Crave
Tracklist
- This is why
- The news
- Running out of time
- C'est comme ca
- Big man little dignity
- You first
- Figure 8
- Liar
- Crave
- Thick skull
Gesamtspielzeit: 36:11 min.
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doch kann man. noch immer toll, das album. |
Socko Postings: 2060 Registriert seit 06.02.2022 |
2023-07-11 11:40:48 Uhr
Mal in die Band reingehört. Banaler popquark. Kann man nicht anders sagen. |
Francois Postings: 1223 Registriert seit 26.11.2019 |
2023-07-11 11:39:35 Uhr
naja, in Europa 2024 als Taylor Swift Support <3 |
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Referenzen
Hayley Williams; The Distillers; Beabadoobee; The Pretty Reckless; Willow; The Joy Formidable; New Pagans; Wolf Alice; The Kills; Garbage; Hole; Courtney Love; Skunk Anansie; Skin; Yeah Yeah Yeahs; Sorry; Charli XCX; Blondie; Warpaint; Christine And The Queens; Mitski; St. Vincent; Lucy Dacus; Machine Gun Kelly; Panic! At The Disco; Katy Perry; Olivia Rodrigo; Miley Cyrus; Marina; Carly Rae Jepsen; Avril Lavigne
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