Sightless Pit - Lockstep bloodwar
Thrill Jockey / Indigo
VÖ: 27.01.2023
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
Dahin gehen, wo es wehtut
Es braucht eigentlich nur die Namen der Beteiligten, um zu wissen, dass es nun schmerzhaft wird. Lee Buford ist der eine, Dylan Walker der andere. Normalerweise unterwegs bei The Body und Full Of Hell, beides Projekte, welche die Grenzen der menschlichen Ohren austesten – und gern auch etwas darüber hinaus. Für "Grave of a dog", ihr gemeinsames Debüt unter dem Namen Sightless Pit, hatten sie 2020 noch Kristin Hayter alias Lingua Ignota hinzugeholt – ein Trio infernale. Letztere konnte dieses Mal nicht an den Aufnahmen teilnehmen, also borgten sich Buford und Walker das Konzept der Kollegen von HEALTH: Eine Vielzahl Gäste gibt sich auf "Lockstep bloodwar" die Klinke beziehungsweise das Mikro in die Hand.
Es ist ein überraschendes Album, welches das Duo hier präsentiert. Die Heavyiness liegt hier oftmals auch in dem, was man vielleicht erwartet, aber eben nicht passiert. Um dann doch an unerwarteter Stelle zurückzuschlagen. Klingt verwirrend? Ist es auch. Der Opener "Resin on a knife" etwa. Ein vorsichtiger elektronischer Dub-Herzschlag, dazu fast ätherische Vocals von Midwife – beinahe wähnt man diesen Track in ruhigen Ambient-Fahrwassern, gäbe es da nicht dieses Ding aus der Untiefe. Irgendwo im Untergrund keift und röchelt es dann eben doch. "Calcified glass" schwebt gemütlich auf einer unscheinbaren elektronischen Wolke, unter der sich Störgeräusche entladen. Die Instrumentals wirken hier oft in die eine Richtung, was Buford, Walker und Kolleg*innen stimmlich treiben, in eine andere.
Mehr zur Sache geht es im Industrial-Stampfer "Flower to tomb", der genüsslich verzerrte Hexenschreie als Vocal-Beilage serviert, wogegen der Titeltrack kurz darauf genau wie "False epiphany" vor allem über die gespenstische Atmosphäre wirkt. "Shiv" dreht den Sound danach in Richtung post-apokalyptischer Dance und Rap, während sich "Morning of a thousand lights" einfach nur großartig der Übersteuerung hingibt. Was HEALTH auf ihren letzten Werken gemeistert haben, nämlich ein recht ähnliches elektronisches Grundkonzept mit immer neuen Gästen in extrem interessante Varianten zu überführen, adaptieren Sightless Pit hier auf ihre Weise. Kaputter, abgefuckter, finsterer. Ein Album wie "Lockstep bloodwar" muss man wirklich wollen. Hören wollen. Darin eintauchen wollen. Nur nicht zu tief, denn wie üblich gilt: Schaust du zu lange in den Abgrund, schaut er irgendwann zurück. Den passenden Anblick liefen Sightless Pit auf dem Cover gleich mit.
Highlights
- Resin on a knife (feat Midwife)
- Lockstep bloodwar
Tracklist
- Resin on a knife (feat. Midwife)
- Calcified glass (feat. YoshimiO & Gangsta Boo)
- Flower to tomb (feat. Lane Shi Otayonii)
- Lockstep bloodwar
- Low orbit (feat. Frukwan & Industrial Hazard)
- False epiphany (feat. Claire Rousay)
- Shiv (feat. Crownovhornz)
- Morning of a thousand lights
- Futilities (feat. Foie Gras)
Gesamtspielzeit: 43:25 min.
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2023-01-23 21:03:34 Uhr - Newsbeitrag
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Referenzen
The Body; Full Of Hell; Manslaughter 777; Industrial Hazard; Author & Punisher; Prurient; HEALTH; Ulver; Sunn O))); Earth; Boris; Thou; Divide And Dissolve; KTL; Merzbow; Boredoms; OOIOO; Xiu Xiu; Jesse Draxler; Lana Del Rabies; Lingua Ignota; Pharmakon; Puce Mary; Uboa; Midwife; Uniform; Mamaleek; God Is War; Scorn; Fret; Zonal; The Bug; The Sidewinder; Curse Of The Golden Vampire; Techno Animal; God; Ice; Jesu; Godflesh; Street Sects; Echo Beds; Rainforest Spiritual Enslavement
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