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James Yorkston, Nina Persson And The Second Hand Orchestra - The great white sea eagle

James Yorkston, Nina Persson And The Second Hand Orchestra- The great white sea eagle

Domino / GoodToGo
VÖ: 13.01.2023

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Der Druck fällt

Gerade, als man das Gefühl bekam, dass man nach 20 Jahren ziemlich genau voraussagen könnte, wie ein neues Album von James Yorkston klingen würde, stellte der Schotte mit "The wide, wide river" kurz vor seinem 50. Geburtstag mal eben alle Weichen durcheinander. Von "Dynamik und Lebensfreude" schrieb Kollege Makolies über das Album, das gemeinsam mit dem schwedischen The Second Hand Orchestra zu einem überraschend opulenten, bunten Federkleid von einem Album wuchs. Noch majestätischer kann da eigentlich nur "The great white sea eagle" werden, für das sich auch noch die ikonische Nina Persson von The Cardigans in die illustre Runde gesellt. Wie soll man seine Erwartungen da überhaupt noch im Griff haben?

Neu im Verhältnis zum Vorgänger ist, dass Yorkston erstmals Songs auf dem Klavier statt auf der Gitarre zu schreiben begann. Was hingegen nicht neu ist: Nur Yorkston, Persson und der Leiter des Orchestras Karl-Jonas Winqvist kannten die Musik vor den Sessions. Der Rest der Arrangements wurde im Studio gemeinsam erdacht und weiterentwickelt. Eine mutige Herangehensweise, die "The great white sea eagle" im besten Fall das Gefühl einer gewissen Spontaneität verleiht, aber leider nicht immer aufgeht. Gemächlich und entspannt darf Persson in "Sam and Jeanie McGregor" in ein Album einführen, das mehr als einmal fließend vom Folk in den Kammerpop übergeht. Wer gerade kann und Lust hat, lässt das Instrument seiner Wahl kurz ein bisschen Feenstaub versprühen und verabschiedet sich dann wieder. "An upturned crab" macht die Tragödie eines Schalentieres zu einer verschmitzten Anekdote, die am Klavier erzählt wird. Nur flügge werden und abheben wollen die Songs noch nicht.

Allgemein hätte etwas mehr Zeit die Beteiligten vielleicht noch die Extrameile weiterschubsen können. Persson wirkt zwar gut integriert, harmoniert gesanglich aber nicht immer mit Yorkston. Das fällt besonders auf, weil sich auf "The great white sea eagle" trotzdem immer wieder die Chemie bemerkbar macht. Beispielsweise bei Perssons überraschend kratzigem Auftritt in "Mary" und der folgenden Diskussion zwischen beiden, ob es schon nach Hause gehen soll oder nicht. Ähnlich geht es den Streicherpassagen, die hier und da so klingen, als müssten sie mal wieder was machen und an anderer Stelle wie in "A forestful of rogues" den halben Song tragen.

Dynamik und Lebensfreude versprüht dieses Mal besonders "Peter Paulo Van Der Heyden", das ein Bar-Piano in den Vordergrund stellt, während Persson und alle anderen mit einstimmen und im aufdringlichsten Song der Platte im mehrstimmigen Gesang auch noch jemand zur E-Gitarre greift und fast so was wie Party-Stimmung aufkommt. Doch im krassen Kontrast dazu hat "The great white sea eagle" sein beeindruckendes Finale mit "A hollow skeleton lifts a heavy wing" und seziert dabei das Innere unter dem Federkleid. Ein schwerer Bass drückt nach unten, das Klavier zeigt sich ähnlich schwermütig, während Yorkston sich entschuldigt: "Forgive me boys for these blues won't leave me alone." Ein Ende, das nun wirklich niemand voraussehen konnte.

(Arne Lehrke)

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Highlights

  • Peter Paulo Van Der Heyden
  • Mary
  • A hollow skeleton lifts a heavy wing

Tracklist

  1. Sam and Jeanie McGreagor
  2. An upturned crab
  3. Keeping up with the grandchildren, yeah
  4. The heavy lyric police
  5. A sweetness in you
  6. A forestful of rogues
  7. Peter Paulo Van Der Heyden
  8. Mary
  9. Hold out for love
  10. The harmony
  11. The great white sea eagle
  12. A hollow skeleton lifts a heavy wing

Gesamtspielzeit: 43:49 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

boneless

Postings: 5981

Registriert seit 13.05.2014

2023-10-16 22:31:08 Uhr
Hm, bin ein wenig zwigespalten. Einerseits mag ich den spontanen, jamhaften Charakter des Albums, auf der anderen Seite muss ich der Rezension Recht geben: vieles wirkt bruchstückhaft und manchen Songs wünscht man einfach mehr Zeit in der Entstehung, weil da schon einige ungeschliffene Diamanten unter der groben Oberfläche schlummern. Auf der anderen Seite kann man mit einem derart dicken Bonus wie Nina Persson gar nicht enttäuschen. Ihre Stimme ist einfach immer ein Segen.
Könnte live auch mehr Sinn ergeben als auf Platte, so insgesamt. Und: wann kann man die gute Nina schon mal in einem so intimen Rahmen erleben?
Paar Daten gibts für die kommenden Tage:

19.10.: Beatpol, Dresden
20.10.: Cafe Central, Weinheim
21.10.: Brotfabrik, Frankfurt
22.10.: franz.K, Reutlingen

23.10.: El Lokal, Zürich

Immermusik

Postings: 1055

Registriert seit 04.11.2021

2023-01-19 09:50:04 Uhr
Ich komme von der Küste, vielleicht liegt es daran ;-)
Ja der Dan Mangan Song ist grandios!

Arne L.

Postings: 1456

Registriert seit 27.09.2021

2023-01-19 09:41:51 Uhr
@Immermusik Finde ich spannend, dass du das sagst. Während der Song von Dan Mangan für Hutchinson mich am hellichten Tag im Büro zum Weinen gebracht hat, hat der von Yorkston mich ziemlich kalt gelassen.

Immermusik

Postings: 1055

Registriert seit 04.11.2021

2023-01-19 09:20:20 Uhr
Nachtrag Livekonzert im stream am 24.01. Weitere Tourdaten in D sind mir nicht bekannt.
https://www.radioeins.de/veranstaltungen/konzerte/nina-persson---james-yorkston.html

Immermusik

Postings: 1055

Registriert seit 04.11.2021

2023-01-19 09:17:56 Uhr
Sehr schön Album. Ich mag die scheinbar locker aus dem Ärmel geschüttelten Arrangements und auch die Stimmen harmonieren für mich prächtig zusammen. Wie eine Art Campbell/Lanegan Light Version.
Ein Album mit Nina Persson Bonus und Scott Hutchinson Bezug bekommt spielerisch eine 8/10

„I think of him often as I look out to the sea…and I live by the coast” - A sweetness in you
Zum kompletten Thread

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