Rozi Plain - Prize

Memphis Industries / Indigo
VÖ: 13.01.2023
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Schatzgrübchen
Wie spannend kann etwas sein, das von der ersten bis zur letzten Sekunde sein Ding unaufgeregt durchzieht? Wie kann man etwas über 40 Minuten genießen, ohne dass etwas Mitreißendes passiert? Die in Winchester geborene und über Bristol in London gelandete Rozi Plain antwortet mit ihrem fünften Album elegant. "Prize" ist ein Partner fürs aus dem Fenster gucken auf der Zugfahrt, fürs tief in die Augen schauen, aber sich nicht küssen müssen, und fürs gemeinsam einschlafen, während sich nur die kleinen Finger berühren.
Das ist insofern nichts Neues, als dass man schon auf dem Vorgänger "What a boost" genau hinhören musste, um die feinen Nuancen, die Grübchen im Lächeln der Musik sehen zu können. Der Indie-Folk auf "Prize" macht es einem nicht unbedingt leichter. In "Prove your good" beschreibt Plain das Problem selbst ziemlich gut: "What do we want? / Less! / Do you want more? / Yes!" Wer viel Kunst rezipiert, wartet auf Highlights, muss im überwältigend weitläufigen Kosmos nach dem Besonderen suchen. Doch die Musik der Britin ist besonders, weil sie nicht drängelt.
Highlights gibt es nämlich doch, sofern man sie nicht nur in Megalomanie finden will. Gesangsspuren überlagern sich in "Painted the room" wie schon auf dem letzten Album, aber umzingeln einen nicht, sondern umarmen vorsichtig. Nicht selten enden die Gitarren-Songs in ausführlichen Instrumentalpassagen, in denen Synthesizer Bläser imitieren, Bläser wiederum zu Streichern werden und irgendwo zwischen gezupfter Harfe und Jazz-Percussion alles ständig und nahezu heimlich seine Gestalt ändert. Es ist ein leiser, ausgelassener Tanz in den letzten Zügen einer kleinen WG-Party, bei der sich die ersten Sonnenstrahlen langsam bemerkbar machen. Genau in diesem zwischenweltlichen Gemütszustand wird man von "Prize" immer wieder zärtlich hypnotisiert. Im letzten Song der Platte bringt Plain es auf den Punkt: "Blink if you love me." Wie aufregend doch das Leise sein kann.
Highlights
- Agreeing for two
- Help
- Painted the room
- Standing up
Tracklist
- Agreeing for two
- Complicated
- Help
- Prove your good
- Conversation
- Painted the room
- Sore
- Sport thirteen
- Standing up
- Blink
Gesamtspielzeit: 40:49 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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saihttam Postings: 2593 Registriert seit 15.06.2013 |
2023-01-19 01:25:07 Uhr
Habs gestern zum ersten Mal gehört und fand es richtig gut. |
Unangemeldeter Postings: 1613 Registriert seit 15.06.2014 |
2023-01-18 09:23:50 Uhr
RICHTIG schönes Album, danke für den Tipp! Lief grade auf der Fahrt zur Arbeit einmal durch und holt mich total ab, wird sofort bestellt. |
myx Postings: 5429 Registriert seit 16.10.2016 |
2023-01-17 22:24:13 Uhr
Der Opener ist ein Traum. |
Crossfield Postings: 34 Registriert seit 29.11.2017 |
2023-01-17 21:57:16 Uhr
Wow! Eines der ersten Highlights des neuen Musikjahres, neben der neuen Platte von Gaz Coombes. Vor allem der Opener packt mich. Schon ihr sechstes Album, bislang flog sie leider "unter meinem Radar". Das wird nachgeholt! |
myx Postings: 5429 Registriert seit 16.10.2016 |
2023-01-13 08:50:30 Uhr
Wirklich ein schönes Album. Alles hat so eine Sanftheit, ist wie in Watte gepackt. Das gilt besonders für den Gesang. Dazu noch tolle Melodien und ein gehöriger Schuss Melancholie. Ich lieb's. |
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Referenzen
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- Rozi Plain - Prize (7 Beiträge / Letzter am 19.01.2023 - 01:25 Uhr)