Christoph Dahlberg - Blackforms
Teleskop
VÖ: 02.12.2022
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
Form als Inhalt
Christoph Dahlberg ist wohl das, was man früher einen Tausendsassa genannt hätte. Hauptberuflich ist er als bildender Künstler tätig, wobei seine Werke meist multimedialer Natur sind. Die Musik spielt in seinem Schaffen schon länger eine wichtige Rolle, bis zum Erscheinen seines Debütalbums "Time" vergingen jedoch viele Jahre. Erst 2020 wagte Dahlberg den Sprung ins kalte Wasser. Etwas mehr als zwei Jahre später legt er nun sein Zweitwerk "Blackforms" vor und bleibt dabei seinem Stil treu. Die Kompositionen des Rostockers oszillieren irgendwo zwischen Ambient, Neoklassik und abstrakter Elektronik, ohne sich einem bestimmten Genre anzubiedern.
Dahlbergs Musik klingt verloren. Bilder von in Kälte erstarrten Landschaften erscheinen vor dem inneren Auge, klamme Finger der Einsamkeit legen sich auf die Schultern. Es liegt nahe, sich manche Tracks als Filmmusik vorzustellen. So würde sich der Opener "Der Sand in den Urnen" hervorragend in einer Serie wie "Dark" machen. Ein leises Ticken bildet das rhythmische Fundament, während düster wabernde Synthesizer-Akkorde von drohendem Ungemach künden. Dieses tritt dann in Form einer wehmütigen Streichermelodie ins Rampenlicht. In diesem Stil geht es weiter, wobei Dahlberg bewusst auf Minimalismus setzt.
Die einzelnen Tracks gehen fließend ineinander über, sodass das Album eine ungemeine Sogwirkung entwickelt. Dabei bleibt die Musik stets im Ungefähren, leise und behutsam schleicht sie sich ins Gehör. Nur selten erklingen Drumsamples – und wenn sie es tun, dann denkbar unaufdringlich. So lebt "Gods end" von der Wechselwirkung zwischen einem durchgehenden Puls und kaum greifbaren Soundschlieren, welche um sich selbst zu kreisen scheinen. Noch abstrakter wird es in "Heart knocks silent", hier nutzt Dahlberg exzessiv Delay- und Verzerrungseffekte.
Auch "Jezero" lebt von zyklischen Patterns, wobei Dahlberg durch äußerst feinsinnige Produktionsarbeit vermeidet, dass Langeweile aufkommt. Im Allgemeinen steckt in seiner Musik eine unglaubliche Detailverliebtheit. Das Sounddesign zeugt von großem Gespür für Zwischenräume. Melodische Motive gehen oft Hand in Hand mit atonalen Elementen. So erklingt im treffend betitelten "Kristall" an der Oberfläche ein tieftrauriges Streichquartett, während darunter die Maschinen zischeln. In "The future is now" übernehmen diese schließlich endgültig die Kontrolle. Harmonien ertrinken im Rauschen, ehe sie Platz für Stille machen. Der Nachhall findet im Kopf statt.
Highlights
- Der Sand in den Urnen
- Gods end
- Kristall
- The future is now
Tracklist
- Der Sand in den Urnen
- Erebos
- Ewig Schlaf
- Blackforms
- Firmament
- Gods end
- Heart knocks silent
- Jezero
- Heaven and hell
- Kristall
- The future is now
Gesamtspielzeit: 43:11 min.
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