Them - Fear City
Steamhammer / SPV
VÖ: 28.10.2022
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
Bühne frei
King Diamond war und ist einer der besten Geschichtenerzähler im Heavy Metal. Ob nun mit Mercyful Fate oder solo, kaum jemand konnte vor allem in den Achtzigern Stories über Geister und böse Mächte so in kraftvollen Metal verpacken wie der Däne mit dem bürgerlichen Namen Kim Bendix Petersen. Und wenn der redselige King in Interviews wieder mit heiligem Ernst Geschichten zum Besten gibt, die er vermeintlich selbst erlebt hat, bleiben immer noch Restzweifel: Ist Petersen nun vollständig in seiner Figur aufgegangen oder will er seinen Gesprächspartner nur veräppeln? Ein großer Fan dieses Metal-Pioniers ist der amerikanische Sänger Troy Norr, der 2008 eine Coverband gründete und nach einem King-Diamond-Album aus dem Jahr 1988 benannte: Them. Diese Band war nur von kurzer Dauer, doch 2014 fand Norr den Mut, das Konzept neu aufleben zu lassen und scharte einige europäische Musiker um sich, unter anderem den deutschen Gitarristen Markus Ullrich, der sich bis dato mit der Band Lanfear einen gewissen Ruf im Underground erarbeitet hatte.
Nun, der Rest ist Geschichte, wie man so schön sagt, und nach einem mittlerweile abgeschlossenen Zyklus aus drei Alben, die im England des späten 19. Jahrhundert spielten, eröffnet die internationale Band ein neues Kapitel, angesiedelt im New York der frühen 1980er Jahre, als der Big Apple noch ein Sumpf des Verbrechens war – genannt "Fear City". Ein gefundenes Fressen für den Texter Norr, der selbst in der Gegend aufgewachsen ist, um den Protagonisten "KK Fossor", bereits ziemlich bösartige Hauptfigur der ersten Alben, in ein passendes Thriller-Szenario zu verfrachten. Und schon das Intro "Excito" liefert den perfekten Rahmen dafür, indem es dem großen John Carpenter und seiner Atmosphäre aus dem Film "Escape from New York" huldigt. Nur, dass KK Fossor es irgendwie gelungen ist, aus dem viktorianischen Zeitalter zu entkommen und in New York City wieder aufzutauchen. "I'm back!" röchelt Fossor heiser, und die Jagd beginnt.
Vor allem beginnt sie mit wuchtigen Riffs und dem treibenden "Flight of the Concorde", das mit herrlich klassischem Heavy Metal im Cinemascope-Format begeistert, während sich Norr gesanglich mehr und mehr von den ultra-hohen Noten seines großen Idols entfernt und mehr und mehr ein raues Power-Metal-Timbre annimmt. Was dem Gesamtsound überaus entgegenkommt, weil die Stellen, an denen der Frontmann diese Screams einsetzt, dadurch umso effizienter wirken. Natürlich verschaffen sich Them dadurch eine größere Bandbreite – "Retro 54" beispielsweise zitiert im Intro kurz Iron Maidens "22 Acacia Avenue" – welches sinnigerweise aus dem Jahr 1982 stammt –. taucht dann in einen Tanzclub ein und mündet schlussendlich in einen Refrain, der dazu verleitet, eben jene Tanzflächen in einen zünftigen Moshpit zu verwandeln.
Doch auch wenn man das Textblatt beiseite legt und sich nur auf die Songs konzentriert, steht der Band diese gewonnene Variabilität überaus gut zu Gesicht. Denn nur so kann das fast zehn Minuten lange "The crossing of Hellgate Bridge" seine epische Stimmung entfalten, während sich Ullrich und sein schwedischer Kollege Markus Johansson knallharte Riffs wie aus der Feder von Dave Mustaine zuwerfen, bis sich der Refrain geradezu unmenschlich catchy entfaltet. Dieser Pop-Appeal zieht sich gnadenlos durch die komplette Spielzeit, entschärft selbst die brutalen Blastbeats zu Beginn von "The deconsecrated house of sin". Auf der anderen Seite ist da aber auch großes Theater zwischen Genie und Wahnsinn, vielleicht immer dezent over the top, aber auch ganz simpel hochklassiger Heavy Metal, der nicht nur einem seiner ganz großen frühen Vertreter huldigt, sondern auch schlicht und ergreifend irrsinnig viel Spaß macht – eine Retro-Metal-Oper im Horror-Gewand.
Highlights
- Flight of the Concorde
- Retro 54
- The crossing of Hellgate Bridge
- The deconsecrated house of sin
Tracklist
- Excito
- Flight of the Concorde
- Welcome to Fear City
- Retro 54
- An ear for the action
- Graffiti Park
- 191st Street
- Home stretch
- The crossing of Hellgate Bridge
- Death on the downtown metro
- Stay tuned
- A most violent year
- The deconsecrated house of sin
- In the 11th hour
Gesamtspielzeit: 47:13 min.
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Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27357 Registriert seit 08.01.2012 |
2022-11-23 21:53:31 Uhr - Newsbeitrag
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Referenzen
King Diamond; Mercyful Fate; Dio; Attic; Savatage; Portrait; In Solitude; Hell; Ghost; Manticora; Death SS; Sanctuary; Angel Witch; Wolf; Purgatory; Raven; Satan; Sabbat; Witchfynde; Diamond Head; W.A.S.P.; Cirith Ungol; Manilla Road; Crimson Glory; Overkill; Enforcer; Venom; Exciter; Helstar; Heathen; Omen; Virgin Steele; Nevermore; Pagan Altar; Witchfinder General; Pentagram; Stormwitch; Powerwolf; Trial (SWE); Metal Church; Megadeth; Metallica; Blind Guardian; Iron Maiden; Helloween; Judas Priest; Accept; Black Sabbath