Pur - Persönlich

Universal
VÖ: 04.11.2022
Unsere Bewertung: 3/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10

Eine Stunde Zauber
Es gibt Dinge, die passen wie der berühmt-bemühte Arsch auf Eimer: Pur und das Stadion auf Schalke zum Beispiel. Dort feierte die deutsche Schlagerpop-Insitition jüngst ihren Vierzigsten. Oder natürlich: Pur und ihre treue Fangemeinde. 68.000 Menschen kamen zur Jubiläumsparty nach Gelsenkirchen und brachten ihre textsicher herausposaunten Emotionen mit. Ja, es gibt sie, diese Symbiosen, die nach "guter alter Zeit" schmecken. Wer will es den Menschen verdenken, wenn sie wenigstens bei der Musik auf die angestammte Wohlfühl-Oase zurückgreifen? Musik, die gefühlt einfach immer da war, die immer da ist, die Erinnerungen weckt an die guten Tage ohne Krisen und Kriegsticker, ohne nervige junge Menschen, die "nicht mehr arbeiten wollen", einen aber mit Klimaschutz belästigen, ohne "Genderwahnsinn" und anderen neumodischen Murks. Musik, einfach für die unverkopfte "Geile Zeit" mit Freund*innen, Prosecco und Bierchen. Musik, die sich und andere nicht verändern will.
Während der Pandemie ging es Frontmann Hartmut Engler nicht gut. Zeugnis sind die selbstmitleidige Schmonzette "...Staub" und der Song "Immun", ein ähm, Slow-Foxtrott-Stück. Dass Engler seine Schreibblockade noch rechtzeitig gelöst bekam, dürfte den Pur-Ultras einige Steine vom Herzen nehmen. Besonders "Persönlich" wollen sie also sein, diese 16 universell einsetzbaren Stücke: für den Abend mit dem Kegelclub, für die Beschallung von Uschis Tupperparty, für die Familienfeier in der Extended version, für den sommerlichen Schwoof rund um den Weber-Grill. Und während wir das Thema eingangs anrissen, raunt Engler im Opener tatsächlich ins Mikro: "Ich will voll sein / Voll bis oben hin!" Der Rezensent muss grinsen. Was stark nach Ballermann duftet, entpuppt sich weniger als süffige, aber umso mehr mit Pur'scher Romantik versehene Lyrik. Denn Engler reichert an mit Wortspielen, wie nur er sie beherrscht: "Voll sein / Wundervoll sein / Voll mit Freude / Voll mit Liebe!" Wie das klingt? Dies zu beschreiben überlassen wir am besten YouTube-User "Tom Klopp", der sich auf der Plattform unter dem Video zu "Voll sein" verewigt hat. Und sich mehr Mühe gibt: "Das Piano klingt freudig/bedrückt während Hartmut endlich wieder Wortsterne vom Himmel plückt und einen Text vorträgt in dem sich sicher viele selbst wiedererkennen." Danke, besser könnte man den Zauber Purs, der sich mal wieder über satte 60 Minuten dahinschmiert, kaum beschreiben.
Was gibt es sonst Überraschendes? Eine Art Doppel-Song über Verschörungserzählungen bzw. -gläubige! Zumindest als Geste auf der Habenseite notiert. Naturally 7 sind auch mit an Bord und intonieren den Pur-Gassenhauer „Funkelperlenaugen“ als A-Cappella-Hymne. "Aaaaaaaah, danke für'n Ohrwurm!" Gern geschehen. Ist ja bald Weihnachten. "Das Stück fügt sich perfekt in die übrigen Songs ein", meint übrigens die Promoagentur, und in Summe klängen die neuen Songs "trotz ihrer Vielschichtigkeit wie aus einem Guss". Ja, so ist das. Natürlich. Zumindest sind Pur-Songs so niedrigschwellig gestrickt, dass sie in Sekundenkleber-Manier an den Lauschern haften. Über jene beneidenswerte Konstanz hinaus gelingt Pur noch ein weiteres Kunststück. Sie dürften zu den wenigen Künstler*innen zählen, an denen selbst die starke Veränderung des Musikmarktes vorbeigeht. Zu den Bands, die nicht auf die lächerlichen Tantiemen angewiesen sind, welche einschlägige Streaming-Anbieter den Musiker*innen überhaupt zahlen, damit deren Kunst schnell auf allen Smartphone-Displays landet. Weil auch Purs 17. Studioalbum (!) hierzulande wohl wieder Millionen CD-Käufer*innen finden wird. Also, alles richtig gemacht, Herr Engler. Wieder einmal. Im Gegensatz zum Rezensenten. Denn wenn es etwas Sinnbefreiteres gibt, als ein Pur-Album aufmerksam anzuhören, dann gewiss darüber zu schreiben. In diesem Sinne: Sorry, wird nicht mehr vorkommen. Macht's gut! (Macht Ihr sowieso.)
Highlights
- -
Tracklist
- Voll sein
- Laune
- Immun
- Abrakatrina
- Ein gutes Morgen
- Persönlich
- Verschwörer (leise)
- Verschwörer (laut)
- Ist es mein Gesicht? (feat. Cassandra Steen)
- Im Pool
- Komet (Muonionalusta)
- Herzlich willkommen
- ...Staub
- Funkelperlenaugen 2022 (feat. Naturally 7)
- Herzensgut
- Wir waren und wir werden
Gesamtspielzeit: 60:01 min.
Album/Rezension im Forum kommentieren
Teile uns Deine E-Mail-Adresse mit, damit wir Dich über neue Posts in diesem Thread benachrichtigen können.
(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Entenmeister Postings: 317 Registriert seit 22.01.2023 |
2023-01-26 22:39:45 Uhr
Geniale Band |
Z4 Postings: 8861 Registriert seit 28.10.2021 |
2022-11-23 23:13:39 Uhr
Für mich nur so 7,1/10. Aber so noch eine knappe 8 immerhin. Nach dem letzten Album trotzdem eine kleine Enttäuschung. |
Sroffus Postings: 1052 Registriert seit 25.07.2013 |
2022-11-23 22:58:58 Uhr
Wie zu erwarten ein tolles Album.Nach fünf Durchgängen liegt es so bei 8/10. Könnte aber noch wachsen. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28276 Registriert seit 08.01.2012 |
2022-11-23 21:52:48 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
Darno Übel Postings: 875 Registriert seit 02.06.2022 |
2022-11-08 16:30:38 Uhr
Gutes Album. Nur 2/5 bei laut.de |
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Wolfgang Petry; Ich + Ich; Adel Tawil; Unheilig; Christina Stürmer; Oonagh; Luxuslärm; Cassandra Steen; Matthias Reim; Frida Gold; Nena; Helene Fischer; Die Amigos; Vanessa Mai; Rosenstolz; Mark Forster; Philipp Poisel; Andreas Gabalier; Tim Bendzko; Andrea Berg; Michelle; Kristina Bach; Yvonne Catterfeld; Glasperlenspiel; Sasha; Coldplay; Ina Müller; Nicki; Cornelia Froboess; Stefanie Hertel; Naturally 7; Mia.; Killerpilze; Wencke Myhre; Paula; Rea Garvey; Reamonn; Heino; Juli; Silbermond; Revolverheld; Klee; Anajo; 2Raumwohnung; Xavier Naidoo; Söhne Mannheims; Die Flippers
Bestellen bei Amazon
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Threads im Plattentests.de-Forum
- Pur (113 Beiträge / Letzter am 25.12.2018 - 09:08 Uhr)