Threshold - Dividing lines
Nuclear Blast / Warner
VÖ: 18.11.2022
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Auf der Grenzlinie
Der Name ist mittlerweile zum Programm geworden. Die Schwelle ihres eigenen Qualitätsstandards überspringen Threshold regelmäßig in beide Richtungen. Diesen haben sie nach einer Art Selbstfindungsphase in den 90ern zu Beginn des Millenniums durch "Hypothetical" und "Critical mass" gesetzt und seither abwechselnd mal knapp unter- und überschritten. Da wäre es nur logisch, wenn nach dem herausragenden "Legends of the shires" das neue Studioalbum die Messlatte wieder verfehlen würde.
Das hat zunächst auch den Anschein, denn "Dividing lines" spielt eine Klasse unter dem Meisterwerk von 2017. Allerdings war zu erwarten, dass es der Nachfolger des bisher besten und erfolgreichsten Albums im direkten Vergleich schwer haben würde. Doch Threshold zeigen sich hier in Topform mit einer extrem soliden Leistung, die zwar nicht an "Legends of the shires" heranreichen mag, sich aber immer noch unter den besten Werken ihrer Karriere einordnen wird. Die kompositorische Qualität bewegt sich dabei nahezu durchgehend auf hohem Niveau, denn die Briten fahren hier wieder einige ideenreiche Songs auf, die sich vielleicht nicht immer sofort, dafür nach kurzer Anlaufzeit dank eines im Genre einmaligen Gespürs für so unwiderstehliche wie geschmackssichere Hooklines umso konsequenter im Ohr festsetzen. Ironischerweise ist das in den (dann auch meist als Single ausgekoppelten) Songs, in denen die Band besonders auf Eingängigkeit abzielt, sogar noch vergleichsweise schwach ausgeprägt. Fraglos würde ein "Silenced" die Single-Charts aufmischen, wenn es Radio-Airplay kriegen würde, aber es sind wieder einmal die längeren oder komplexer strukturierten Stücke, in denen Karl Groom & Co. ihr ganzes Potenzial entfalten.
"The domino effect" und "Defence condition" bilden daher in diesem Pantheon des Prog-Metals die herausragenden Säulen, an denen begeisterungsfähige Pilger immer wieder staunend hochblicken werden. Kraftvolle, dynamische Abenteuertrips, die alles bereithalten, was das Genre-Fan-Herz begehrt – inklusive Frickeleien, die anders als bei manch kontrovers diskutierten Kollegen stets songdienlich eingebettet sind und sich oft in schneidigen Gitarrensoli auflösen. Um diese Wirkung zu erzielen, müssen Threshold aber nicht unbedingt auf Überlänge setzen. Beste Beispiele dafür sind der gleich auf Betriebstemperatur aufheizende Opener "Haunted", das Vier-Minuten-Epos "Run" und ganz besonders "Complex", das nicht als einziger Titel die Brücke zum gewaltigen "Subsurface" von 2004 schlägt, indem es die Systemkritik von "Mission profile" aufgreift, einem der bekannteren Songs der Band.
Dass es insgesamt aber doch "nur" zu einem sehr guten Album reicht, liegt daran, dass besonders langjährige Fans keinerlei Überraschungen zu erwarten haben. Entgegen der Promo-Aussagen ist "Dividing lines" zum Beispiel nicht wirklich düsterer oder härter als vergangene Umtriebe, sondern bietet atmosphärisch und stilistisch einfach mehr vom selben – etwas, was grundsätzlich für die meisten Veröffentlichungen der Band gilt. Allerdings würde sich wohl niemand über mehr von den selben Glücksgefühlen beschweren, und insofern tut das dem Hörgenuss keinen Abbruch, sondern führt lediglich zu einem Abzug in der berühmten B-Note. In der Hauptsache geben sich die Briten keine Blöße und liefern ein Album ab, das den eigenen Maßstäben so mustergültig gerecht wird, dass es zukünftig neben den eingangs genannten Werken und passend zum Titel als qualitative Trennlinie fungieren wird.
Highlights
- Run
- Complex
- The domino effect
- Defence condition
Tracklist
- Haunted
- Hall of echoes
- Let it burn
- Silenced
- The domino effect
- Complex
- King of nothing
- Lost along the way
- Run
- Defence condition
Gesamtspielzeit: 64:55 min.
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