Karo Lynn - A line in my skin
Strays Don't Sleep / Kontor
VÖ: 25.11.2022
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Komfortzone adé
Karo Lynn hätte es sich einfach machen können. Die Musikerin aus Leipzig präsentierte sich auf ihren bisherigen Alben "Frames" und "Outgrow" als talentierte Singer-Songwriterin mit Indie-Touch, heimste kleinere Preise ein und hätte mit einer Fortsetzung des Ganzen wahrlich keinen Irrweg beschritten. Die Musikwelt lebt aber glücklicherweise nicht immer im Konjunktiv der verpassten Möglichkeiten. Für den Nachfolger "A line in my skin" hat sie sich entschlossen herausgewagt aus einer Ecke, in der es zwar gemütlich, aber vielleicht auch irgendwann langweilig geworden wäre. Viel mehr noch als auf den ersten Werken steht ihre Stimme dabei im Vordergrund – mit Blick auf die elf neuen Songs und deren Charakter ist das eine fast zwangsläufige Entscheidung. Denn wenn es ein Alleinstellungsmerkmal gibt, dann ist es ihre Darbietung am Mikrophon.
Es ist eine fast beklemmende Düsternis, die sich über die Musik von Karo Lynn gelegt hat. "When all is still the same", dieser starke Opener des Ganzen, bringt die nachdenkliche Stimmung direkt auf den Punkt: "I can't complain / I'm used to it being dark / It refracts the rays / I got caught in circles." Dieses Kreisen um sich trägt sie mit großer Intensität vor, und man hört – trotz der fühlbaren Schwere – gerne zu. "Elephant", das sie gemeinsam mit Johanna Amelie im Duett singt, paart die Probleme der Zweisamkeit mit der Erzählung großer Zusammenhänge: "I don't know why you say that / You're not even close to me / Do I seem indifferent?", heißt es dort zunächst, und später: "How come you don't see it? / It's not a lie, it's all getting worse / In truth we're ruining the earth / You know an elephant died for your new table?"
Einen großen Schritt hat Karo Lynn gewagt. Die Hinzunahme elektronischer Elemente bekommt dem Gesamtklang überaus gut, und ihre Qualitäten als Songwriterin sind spätestens seit "Outgrow" bekannt. Daher weiß sie eben auch, wie sie mögliche Eintönigkeit clever umgehen muss. Das gilt für die Stücke als Ganzes, aber auch innerhalb einzelner Titel: Die Mischung aus ruhigen Passagen und kleineren Ausbrüchen wie in "You inside me" sei als ein Beispiel genannt. "It's breaking the ice" zeigt ihre Stimme anschließend wieder in ihrer ganzen Schönheit, "The city soaked in gray" greift zum monumentalen Ansatz. Im letzten Drittel überzeugt eine weitere Kollaboration, wenn sich Michael Benjamin dazugesellt und in "When I think I'm close" einen überzeugenden Gesangspartner darstellt. "Right words" schließt kurz vor Schluss mit angenehmem Schwung wieder mehr an ihre ursprüngliche musikalische Ausrichtung an, "Sun hues on water" bringt das insgesamt durchaus geheimnisvolle "A line in my skin" zu einem stimmigen Ende.
Highlights
- When all is still the same
- The city soaked in gray
- When I think I'm close (feat. Michael Benjamin)
Tracklist
- When all is still the same
- Elephant (feat. Johanna Amelie)
- Still, staring ahead
- You inside me
- It's breaking the ice
- Lose in the dark
- The city soaked in gray
- A line in my skin
- When I think I'm close (feat. Michael Benjamin)
- Right words
- Sun hues on water
Gesamtspielzeit: 41:24 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Pepe Postings: 444 Registriert seit 14.06.2013 |
2023-04-30 23:20:53 Uhr
Das Album ist bei mir nachträglich in meine Top5 des vergangenen Jahres gerutscht.London Grammar war auch meine allererste Assoziation (ja, „mehr als krass“!). Nach dem Hören wurde mir zum ersten Mal so richtig bewusst, warum mich London Grammar nie vollends überzeugen konnten: Ich finde Karo Lynns Songwriting einfach besser, weil abwechslungsreicher und irgendwie tiefergehend. Bei London Grammar habe ich manchmal den Eindruck, dass man sich bei den Songs einfach zu sehr allein auf die grandiose Stimme Hannah Reids verlässt. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27676 Registriert seit 08.01.2012 |
2023-04-30 21:08:49 Uhr
Bald hast Du uns so weit. |
Obrac Postings: 2489 Registriert seit 13.06.2013 |
2023-04-30 18:26:41 Uhr
Mehr als krass. |
Obrac Postings: 2489 Registriert seit 13.06.2013 |
2023-04-06 22:17:43 Uhr
Sehr starkes Album. Dass London Grammar nicht in den Referenzen auftauchen, ist allerdings mehr als krass. Mehr als krass. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27676 Registriert seit 08.01.2012 |
2022-11-28 16:55:22 Uhr
Oha, vielen Dank! |
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Referenzen
Johanna Amelie; Elena Steri; Avec; Philine Sonny; BOY; Dillon; Cäthe; Black Sea Dahu; Daughter; Hundreds; Freyr; A Tale Of Golden Keys; Krisildo; CATT; Novaa; The Tame And The Wild; Kat Frankie; Seed To Tree; Alin Coen; OSKA; Roo Panes; Bear's Den; Gisbert zu Knyphausen; Moritz Krämer; Wolfgang Müller; Axel Flóvent; Hugo Barriol; The National; Ben Howard; Dekker; Mighty Oaks; Die Heiterkeit
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- Karo Lynn - A line in my skin (9 Beiträge / Letzter am 30.04.2023 - 23:20 Uhr)