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Drake & 21 Savage - Her loss

Drake & 21 Savage- Her loss

OVO / Republic / Universal
VÖ: 04.11.2022

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

The gaslighting anthems

"Damn, just turned on the news to see that men who never got pussy in school / Are makin' laws about what women can do / I gotta protect ya, I'm a made man, tucked in, all the way, baby / So I gotta respect ya." Drake, der missverstandene Feminist? "Honestly, nevermind" überraschte früher im Jahr bereits mit seinem House-inspirierten Sound, nun stellt sich der kanadische Rap-Superstar in "Spin bout U" bei der Abtreibungsdebatte um die Aufhebung des "Roe v. Wade"-Urteils auf die Seite der Frauen. Doch es ist, wie so oft, eine Nebelkerze – ebenso wie die Tatsache, dass "Her loss" als Kollabo-Album mit 21 Savage läuft, obwohl der Mann aus Atlanta nur eine Nebenrolle einnimmt. Die relative Leichtigkeit des erwähnten, erst fünf Monate zuvor erschienenen Vorgängers ist verflogen und Drake wieder voll im Drake-Modus. Die ganze Welt, vor allem der Teil mit den zwei X-Chromosomen, ist gegen ihn, weswegen er nach dem Kopfsprung ins Selbstmitleidsbecken mit einem Schwung Geprotze und im HipHop salonfähiger Misogynie auftaucht – geäußert sowohl durch comichaften Chauvinismus als auch durch ernste Verbitterung über all die Dämoninnen, die nur Geld und Geschlechtsteil von ihm wollen und ihn danach im Regen stehen lassen.

Doch freilich braucht es schon längst nicht mehr die moralische Ebene, um den Verfall des Künstlers Aubrey Graham zu diagnostizieren: Die kreative reicht vollkommen. Auf dem Papier sollten sich die Personas der beiden Rapper perfekt ergänzen: Drake der nach außen hin philanthropische Playboy-Mafiaboss, Savage sein kühl-soziopathischer, gewaltbereiter Konterpart. Im Eröffnungstrio aus "Rich flex", "Major distribution" und "On BS" passt ihr Zusammenspiel dementsprechend, wenn sie sich über lebendigen Trap-Beats gegenseitig imitieren und halbwegs inspirierte Schlagabtausche liefern. "I jump on your song and make you sound like the feature", gockelt Savage, "I jump on your song and make a label think they need ya", entgegnet ihm der Chef. Doch dann folgt mit "BackOutsideBoyz" der erste von zu vielen Drake-Solo-Tracks, kaut das ausgelutschte "Trauriger Multimillionär im Club"-Motiv zum drölftausendsten Mal durch und reißt das Album in einen Sumpf völlig charakterloser Leere. Erst Travis Scott, der im ökonomisch betitelten Banger "Pussy & millions" als Feature-Gast auftritt, kann "Her loss" kurz vorm Schlussdrittel wieder etwas an die Oberfläche ziehen.

Sinnbildlich für alle Unzulänglichkeiten der erneut hilflos überlangen Platte steht "Hours in silence": ein Siebenminüter, in dem Savage exakt 28 Sekunden vors Mikro darf und dabei so klingt, als hätte er seinen Part in der Mülltonne vor Drakes Luxusstudio aufgenommen. Drizzy selbst lässt die emotional manipulativen Muskeln spielen, während das Instrumental nach dem epischen R'n'B aus "Take care" -Zeiten greift, aber bestenfalls bei der auf Wish bestellten Variante davon landet. Musikalisch ähnlich ist "Middle of the ocean", in dessen mit Champagner gefüllten Bewusstseinsstrom unter anderem Serena Williams' Ehemann sein Fett weg bekommt. Ein weiteres Problem von "Her loss": Die Disses wirken erzwungen und zahnlos, als wären sie nur auf die endlosen Social-Media-Diskussionen aus, die sowieso kommen. Man siehe allein das Gewese um "Circo loco", das nicht nur Daft Punks "One more time" verunstaltet, sondern auch immer noch auf Megan Thee Stallions Angeschossenwerden herumreitet. Die Widersprüchlichkeit des privilegierten Rappers, der in einem Song über "Privileged rappers" herzieht, zeigt sich indes in "More M's", das Kendrick Lamars letztes Album als Flop runtermacht und sich gleichzeitig rühmt, selbst kein Popstar zu sein – auch wenn der düstere Beat von Metro Boomin zugegebenermaßen einer der besten der Platte ist.

Die Produktion hat generell gelegentliche Glanzmomente parat. "Broke boys" spielt mit Atonalität, es gibt ein paar schöne Oldschool-Samples wie in "Treacherous twins", und sogar ein Track namens "Jumbotron shit poppin" endet in einer seltsam nachdenklichen Coda. "3AM on Glenwood" schließt da an, bietet Savage die perfekte Kulisse, um in seiner einzigen Solo-Nummer ungewohnt ernst die Toten zu betrauern und zu rächen: "Can't believe they killed Skiney, really growed up with him / I'ma leave a lot of n****s covered in roses for him / Spray the witness, I ain't leavin' no Jehova for them / Won a Grammy and I couldn't even show it to him." Es wäre eine eindrückliche Schlussnote gewesen, doch natürlich erträgt es das Ego der eigentlichen Hauptfigur nicht, nicht das letzte Wort zu haben. Deshalb gibt es noch den finalen Jammerer "I guess it's fuck me", der ein letztes Mal das Lieblingsziel ins Visier nimmt: "The devils that I recognize, most of them got pretty eyes / Titties and some plans of just gettin' by." Halt doch einfach mal die Fresse, Drake.

(Marvin Tyczkowski)

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Highlights

  • Rich flex
  • Pussy & millions (feat. Travis Scott)
  • More M's
  • 3AM on Glenwood

Tracklist

  1. Rich flex
  2. Major distribution
  3. On BS
  4. BackOutsideBoyz
  5. Privileged rappers
  6. Spin bout U
  7. Hours in silence
  8. Treacherous twins
  9. Circo loco
  10. Pussy & millions (feat. Travis Scott)
  11. Broke boys
  12. Middle of the ocean
  13. Jumbotron shit poppin
  14. More M's
  15. 3AM on Glenwood
  16. I guess it's fuck me

Gesamtspielzeit: 60:33 min.

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Armin

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2022-11-16 20:58:42 Uhr - Newsbeitrag
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