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Jupiter Flynn - Moon

Jupiter Flynn- Moon

Wintrup / Wagram Stories
VÖ: 11.11.2022

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Generation Hier und Jetzt

Ach was war das schön, damals im zarten Alter von 18 Jahren. Irgendwann im Sommer 2009. Die letzten langen Ferien vor dem Abitur standen an, der Führerschein glitzerte noch ganz frisch, und zwei Bier am Abend verursachten auch noch keinen Halbkater am nächsten Morgen. Idyllisches Dorfleben, keine Frage. Produktivität oder gar wichtige Weichenstellungen fürs Leben? Ähm ja, nächste Frage bitte. Statt der maximal unspannenden Jugend des Schreiberlings sollte man sich wichtigeren Dingen widmen – etwa der ebenfalls 18 Jahre jungen Singer-Songwriterin Jupiter Flynn, die ein ganz anderes Tempo an den Start legt und mit "Moon" frühzeitig ihr Debütalbum in die Welt hinausschickt. Ein Zeugnis der Produktivität und, wie sich beim Hören herausstellt, auch allerhand Erfahrungen aus den letzten Jahren. Verständlich, hat die in Amsterdam geborene Sängerin doch bisher schon gefühlt den halben Globus ihr Zuhause genannt, bevor sie sich in Frankfurt vorerst niederließ. Dort wurde auch, mit Unterstützung durch Ex-Wir-Sind-Helden-Drummer Pola Roy, "Moon" der letzte Feinschliff verpasst. Ein junges Talent, das hier auf gut 30 Minuten einen Blick auf die Dinge des Lebens preisgibt. Und dabei durchweg zu begeistern weiß.

Es ist schon beinahe beängstigend, in welcher Schlagzahl Jupiter Flynn auf der ersten Albumhälfte von "Moon" Hits am laufenden Band rausfeuert. Besonders nach vorne prescht dabei die Vorab-Single "Misunderstanding", die zurecht bereits im Sommer 2022 zum Darling der Indie-Radiosender des Landes wurde. Kreischende Synth-Läufe, unabdingbarer Drive und ein – trotz eher betont gehässigem Vortrag – Ohrwurmrefrain, wie er im Buche steht. Bärenstark. Und bei weitem nicht das einzige Glanzlicht: Auch "The idea of me" ist in Perfektion vorgetragener Indie-Pop, der an allen Ecken und Enden perlt, funkelt und fesselt. Obwohl hier durchaus ernste Themen wie Einsamkeit und falsche Ideale des 21. Jahrhunderts behandelt werden, lässt sich das Grinsen im Gesicht ob der vielschichtigen Produktion und kleinen Spielereien im instrumentalen Bereich nur schwer verkneifen. Pola Roy liefert als Produzent von "Moon" auf ganzer Linie ab und haucht den sowieso schon starken Songs reichlich akustisches Leben ein – wie auch auf dem zunehmend ins Schräge kippenden "You call me your moon" mit seinen Elektro-Fiepsereien und treibenden Drumbeats. Es ist dieses nahtlose und höchst effiziente Zusammenspiel, das "Moon" ausmacht und auszeichnet.

Dieser spannenden Klangkulisse ist außerdem zu verdanken, dass der Output hier selbst nach der eröffnenden Hitsalve durchgängig die Spannung hält und auch die zweite Albumhälfte nur vereinzelt etwas abfällt. "This isn't right" würde sich als lässiges, in sich ruhendes Konstrukt mit sanften Gitarren und Melodien vermutlich nahtlos in sämtliche 2000er-Retro-Playlists dieser Welt einfügen, während "Probably" genau zum richtigen Zeitpunkt ein paar verzerrte Bassläufe ins ansonsten von Bedroom-Pop geprägte Arrangement einstreut und sich der Beliebigkeit erfolgreich verweigert. Dass sich bei "Difficult times" und "I swear" ein paar Abnutzungserscheinungen bemerkbar machen – geschenkt. Spätestens, wenn sich der Closer "Cigarette smoke" bewusst zurücknimmt und als in sich gekehrtes Kleinod das Album abschließt, kann man letztendlich nur Respekt zollen. Und sich über ein Album wie "Moon" freuen. Ein feines Stück Musik, das sich gar nicht erst an den großen Gesten oder dem Bombast versucht, sondern die unmittelbaren Eindrücke seiner Protagonistin auf den Punkt bringt. Ja, die Welt ist momentan latent beschissen. Aber irgendwo lauert doch immer die Schönheit. "Life is not worth living / But I think I'll be okay / Just give me some time / And I'll be happy another day."

(Hendrik Müller)

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Highlights

  • You call me your moon
  • The idea of me
  • Misunderstanding

Tracklist

  1. I'll be happy another day
  2. You call me your moon
  3. The idea of me
  4. Misunderstanding
  5. This isn't right
  6. Probably
  7. Difficult times
  8. I swear
  9. Sunscreen and salt
  10. Cigarette smoke

Gesamtspielzeit: 32:26 min.

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Armin

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Registriert seit 08.01.2012

2022-11-09 19:49:46 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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