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Orbel - Lur hezea

Orbel- Lur hezea

Usopop
VÖ: 04.11.2022

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Das Räucherstäbchen

Neuwagen, Lavendel, Ruhe und Morgentau. Was wie eine eher zufällige Aneinanderreihung von Worten anmutet, sind allesamt käufliche Düfte. Düfte, die einen Raum, wahlweise in Baumform, als Duftöl oder Räucherstäbchen, mit Geruch und Atmosphäre füllen können oder sollen. Je nach persönlichem Geschmack fällt dann die Wahl des Duft spendenden Objektes aus. Bäume lassen sich eher in Autos finden, während in Öl getauchte Hölzer eher eine schwedisch eingerichtete Wohnung schmücken. Räucherstäbchen nehmen eine gewisse Sonderstellung ein. Nicht nur dadurch, dass Feuer benötigt wird, um sie zu benutzen, sondern auch dadurch, dass ihnen meistens eine esoterische Note anhaftet.

Rund 40 Minuten laden die Franzosen Orbel zur nächtlichen Messe auf der Waldlichtung ein. Allein schon das laute Vorlesen der Tracklist lässt Befürchtungen aufsteigen, dass damit ein Dämon aus einer anderen Dimension beschworen werden könnte. Klanglich bewegt sich die Band in der Nachbarschaft von Heilung, Amenra im akustischen Gewand oder Chelsea Wolfe auf "Abyss". Produziert wurde "Lur hezea" von Amaury Suavé, der schon Birds In Row zu einem, sich ständig entwickelnden, Klangkleid verhalf. Der Vorgänger "Heran" war noch im Post-Rock verwurzelt, "Lur hezea" hingegen hat sich nahezu komplett aus diesem Genre verabschiedet. Statt auf Crescendo zu setzen, gleichen die Songs zeitweise eher einer musikalischen Liturgie: Das Schlagzeug ist repetitiv programmiert, der weibliche Gesang mystisch, und immer wieder schneiden laute Soundeffekte und nach Nine Inch Nails klingende Gitarren durch die dunkle, meditative Atmosphäre.

Der Opener "Orbain irekiak" klingt wie eine dunkle Vorahnung von dem, was das Album ausmachen wird. Getrieben von Klanghölzern, bedrohlich grummelnden Keyboards im Hintergrund und ins Klangbild fallenden Gitarren, wird die Tür zu dem musikalischen Trip behutsam geöffnet. Die vorab veröffentlichte Single "Irentsi" ist das Lied, was sich noch am ehesten in das Genre Post-Rock stecken ließe. Ein pulsierender Beat, der Erinnerungen an Massive Attack zu "100th window"-Zeiten weckt, gesampletes Händeklatschen und zwei Sängerinnen im sich stetig steigernden Rausch. Diese scheinbar widersprüchliche Mischung aus ätherischen Vocals und einer eher unterkühlten Instrumentierung erzeugt ein Ambiente, dem man sich schwer entziehen kann. Das pianogeschmückte "Lo" ist der Ruhepol, um den "Lur hezea" kreist. Mit "Okerra" bäumt es sich noch einmal noisig auf, bevor es ähnlich ruhig und bedrohlich endet, wie es begonnen hat.

"Lur hezea" gleicht einem langsam abbrennenden Räucherstäbchen. Nach und nach füllt sich der Raum mit seinem Duft. Die kleine glühende Spitze pulsiert unregelmäßig, ab und zu bricht ein Stück Asche vom Stäbchen ab und fällt krachend auf den Teller. Die Sicht wird schlechter, der Raum füllt sich mit Rauch. Es passiert zeitweise nicht viel, allerdings ziehen die Lieder durch ihre Aura die Hörenden in ihren Bann. Am Ende von "Gau batez" bleibt nur noch das Holzstäbchen übrig und die Erkenntnis, dass der Geruch dieses Räucherstäbchens noch lange in der Nase sein wird.

(Thomas Verkamp)

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Highlights

  • Orbain irekiak
  • Irentsi
  • Gau batez

Tracklist

  1. Orbain irekiak
  2. Ufada
  3. Heriozko giltza
  4. Irentsi
  5. Lo
  6. Okerra
  7. Hitzordua
  8. Gau batez

Gesamtspielzeit: 40:15 min.

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Armin

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2022-11-02 21:22:31 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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