Off! - Free LSD
Fat Possum / Membran
VÖ: 07.10.2022
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Berauscht
Nanu? Ist bei Off! mit dem fortschreitenden Alter nun die berühmte Milde eingekehrt? Mehr als eine Dekade musiziert diese gemeinhin als Hardcore-Supergroup verstandene Gruppe von Punk-Urgesteinen nun bereits unter diesem Namen. Einen Longplayer von über 38 Minuten Spielzeit, welcher somit seinen Namen sogar durchaus verdient, hat vermutlich aber niemand von Keith Morris und Co. erwartet, waren die vorherigen Werke bisher doch meistens binnen gut 20 Minuten erledigt und hatten eine deftige Pit-Staubwolke hinterlassen. Ist es nun also vorbei mit den unnachahmlichen 50-sekündigen Kratzbürsten-Tracks, die einem im Handumdrehen das Trommelfell über das Ohrläppchen zogen? Natürlich nicht. Der Opener "Slice up the pie" lässt sich etwas Zeit, das Messer zu wetzen, dann aber übernehmen Riffing und Drumming und natürlich Morris himself in bewährter Manier die Regie. Jede Menge Druck nach vorn entfacht auch "Invisible empire" samt formidabel dröhnender und jaulender Gitarre.
Aber "Free LSD" ufert tatsächlich hier und da auch aus dem gewohnten Rahmen aus. "Time will come" gönnt sich eine Pause zwischen zwei Parts, sät dabei erstmals elektronische Sprenkel über das staubige Feld, "Ignored" fegt zunächst los, baut dann aber eher über sein Riffing Intensität auf. Neben Ex-Black-Flag-Mann Morris agiert nach wie vor Dimitri Coats an der Gitarre, unter anderem bei Burning Brides. In puncto Besetzung ist "Free LSD" trotzdem ein Neustart für Off!, deren gleichsam klassischer wie noch immer hochexplosiver Sound mit dem gerade eingestiegenen Schlagzeuger Justin Brown (Thundercat, Flying Lotus) und Neu-Bassist Autry Fulbright II (...And You Will Know Us By The Trail Of Dead) eine frische Note erhält. Denn Ersterer trommelt so energisch und rhythmisch raffiniert, dass Off! Raum für bisher ungeahnte Songstrukturen finden und diesen mutig bespielen. Doch keine Sorge: Wer Hardcore-Punk am liebsten auf die Zwölf mag, bekommt dies ebenso immer wieder in ausreichender Dosierung, zum Beispiel im Titelsong, wenn auch über 2:25 Minuten statt als Shortcut: Pastis statt Williams Christ.
Ebenfalls mit den Fäusten voran prescht "War over Los Angeles", gönnt sich dabei sogar fast drei Minuten Rundumschlag, für Off! beinahe elegische Verhältnisse. Das Soundkonzept wirkt insgesamt etwas komplexer, die Riffs sitzen trotzdem, wie das packende "Kill to be heard" bereits andeutet und "Murder corporation" dann schonungslos offenlegt. Herrlich auch, dass ein brachialer Feger wie "Suck the bones dry" die Energie gleichsam bündelt wie zerbersten lässt. Den ohnehin schon eher präsenten als schüchternen Albumtitel packen Morris und Co. übrigens in fetten Lettern mitten ins Album, garnieren die kurzen Interludes mit Saxophon, Electronica und wildem Getrommel. Warum auch nicht, denn ein bisschen Free-Jazz-Hardcore hat noch keinem geschadet. Und die Legalisierung von Drogen? Da fragen wir anno 2022 am besten mal bei Prof. Dr. Karl Lauterbach nach, vielleicht gibt es ja weitere Pläne. Falls nicht, sei eine legale Berauschung mit dieser Off!-Platte wärmstens empfohlen.
Highlights
- War above Los Angeles
- Kill to be heard
- Murder corporation
- Suck the bones dry
- Free LSD
Tracklist
- Slice up the pie
- Time will come
- War above Los Angeles
- Kill to be heard
- F
- Invisible empire
- Circuitry's god
- Ignored
- Black widow group
- L
- Muddy the waters
- Murder corporation
- Behind the shifts
- Worst is yet to come
- S
- Suck the bones dry
- Smoking gun
- Peace or conquest
- Free LSD
- D
Gesamtspielzeit: 38:22 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27676 Registriert seit 08.01.2012 |
2022-10-26 21:01:31 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
fuzzmyass Postings: 17475 Registriert seit 21.08.2019 |
2022-10-20 23:43:51 Uhr
Wobei sie ja meinten es kommen noch weitere Europa Daten, das sei nur der Anfang.. . Mache mir schon noch Hoffnungen, dass auch etwas südlicheres in meine Nähe kommt als Hamburg und Berlin |
Euroboy Postings: 358 Registriert seit 14.06.2013 |
2022-10-20 19:29:33 Uhr
Bin von der Platte immer noch begeistert, besonders der Gitarrensound ist top. Schön auch das Textblatt in LSD-Briefchen Optik :). Leider nur zwei Deutschland Termine nächstes Jahr, davon nichts in der Nähe.Ich kann mich jetzt auch nicht an eine Platte mit Download Code in letzter Zeit erinnern. Die Leatherface "Mush" hatte einen dabei, aber das war ja ein Rerelease. |
fakeboy Postings: 5521 Registriert seit 21.08.2019 |
2022-10-20 15:56:16 Uhr
LP erhalten. Artwork ist super, dickes Gatefold-Cover, schickes dunkelblau-transparente Vinyl, aber leider wieder mal kein Download-Code. Die sind anscheinend total aus der Mode geraten... Wo bleibt die Rezi? |
Sloppy-Ray Hasselhoff Postings: 2307 Registriert seit 02.12.2019 |
2022-10-11 13:14:00 Uhr
Komm leider schwer rein. Liegt aber an mir und weniger an der Platte. Bin's halt einfach gewohnt, dass dir die Band in 45 Sekunden brachial einen um die Ohren schnalzt. Mehr als 6/10 ist momentan nicht drin. Ich mag die Opening-Sounds der Songs und das Riffing von Coats. Morris ist geil. Gibt wie immer alles. Wächst noch. |
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Referenzen
Black Flag; Circle Jerks; Bad Brains; Poison Idea; Fucked Up; Trash Talk; Minor Threat; 7 Seconds; Gorilla Biscuits; Youth Of Today; Fugazi; Adolescents; Ceremony; Void; Cerebral Ballzy; The Germs; The Men; Cursed; Night Birds; JR Ewing; Icage; Bad Brains; Burning Brides; All Pigs Must Die; Hot Snakes; Poison Idea; Descendents; The Bronx; Career Suicide; Dag Nasty; Obits; Shame; Drive Like Jehu; Minutemen; 7 Seconds; Pissed Jeans; Refused; Invasionen; Rites Of Spring; Bad Brains; Birds In Row; Wolves Like Us; Nails; Milk Music; The Computers; Dwarves; Touché Amoré; Every Time I Die; Paint It Black; Hüsker Dü; T.S.O.L.; Dillinger Four; The Jesus Lizard; All; Coliseum; Cro-Mags; Kid Dynamite; D.O.A.; Naked Raygun; Rancid; Operation Ivy; SNFU; Youth Brigade; Scream; The Nation Of Ulysses; Mission Of Burma; Wipers; Trap Them; Jay Reatard